Sonntag, 22. Dezember 2013

Wunder einer Winternacht - Die Weihnachtsgeschichte (2007)





WUNDER EINER WINTERNACHT – DIE WEIHNACHTSGESCHICHTE
(Joulutarina)
Finnland 2007
Dt. Erstaufführung:  01.10.2009 (DVD-Premiere)
Regie: Juha Wuolijoki

Manchmal, wenn man Glück hat, stolpert man bei den zahlreichen DVD-Premieren, die den Markt überschwemmen, zwischen der ganzen Dutzendware auch mal auf eine wirkliche Perle. Während man noch nachvollziehen kann, dass veritablen Flops hierzulande eine Kinoauswertung verwehrt wird, verhält es sich bei Wunder einer Winternacht anders, in seinem Entstehungsland Finnland kam er sogar zwei Jahre hintereinander ins Kino. Die Nachfrage muss dementsprechend riesig gewesen sein – gemessen an einem Land von vergleichsweise überschaubarer Einwohnerzahl.  In Deutschland lief der Film auf einem Kinderfilmfestival, dann erschien er zwei Jahre nach seiner finnischen Premiere auf DVD. Dort konnte er zwar ein großes Publikum anziehen, wenn man der Werbung auf dem Cover glauben darf, aber warum man ihn nicht ins Kino brachte bleibt schleierhaft. Denn Wunder einer Winternacht ist womöglich einer der besten, familientauglichsten Weihnachtsfilme, die je gedreht wurden.

Finnland in einer nicht näher definierten Vergangenheit ohne Elektrizität: der kleine Nikolas (Jonas Rinne) verliert seine Eltern und seine kleine Schwester durch einen Unfall. Das Dorf beschließt, gemeinsam für den Jungen zu sorgen, Jahr für Jahr lebt er bei einer anderen Familie, damit die Belastung gleich mäßig verteilt wird. Mit dreizehn Jahren nimmt sich der grantelnde Tischerlermeister Iisakki (Kari Väänänen) des Jungen an und Nikolas (nun gespielt von Otto Gustavsson) geht bei ihm in die Lehre. Die beiden raufen sich langsam, aber sicher zusammen und als Iisakki von Nikolas‘ alljährlicher Tradition erfährt, für die Kinder seiner Gasteltern Geschenke zu schnitzen, hilft er ihm sogar dabei. Die Jahre gehen ins Land und auch als Erwachsener frönt Nikolas (nun Hannu-Pekka Björkman) noch seiner Leidenschaft, dem Beschenken von Kindern in der Weihnachtsnacht. Inzwischen hat er auf alle Kinder des Dorfes expandiert, welches seinerseits stetig wächst. Als der alte Iisakki von seinen Söhnen zum Ruhestand in die Stadt geholt wird, vermacht er Nikolas nicht nur sein Haus mit Werkstatt, sondern auch ein stattliches Vermögen. Nikolas beginnt, nur noch für das Weihnachtsfest zu arbeiten, um als unerkannter Gabenbringer nicht nur den Kindern eines alten Dorfes, sondern auch der umliegenden Höfe und Ortschaften in der Heiligen Nacht eine Freude zu machen. Doch kann dieses „Geschäft“ auf Ewigkeiten Bestand haben, wo doch auch Nikolas altert…?

Mit einem vergleichsweise lächerlichen Budget von 2,5 Millionen Euro ist Regisseur Juha Wuolijoki ein kleines Meisterwerk geglückt. Nicht nur, dass der handwerklich überaus sorgsam erstellte Film sehr hochwertig aussieht, ein gutes Drehbuch kann man ohnehin kaum mit Gold aufwiegen und mit Marko Leino hatte man augenscheinlich eine gute Wahl getroffen. Sein Buch kann als Blaupause für einen perfekten Familienfilm herhalten: es überfordert niemanden, auch keine sechsjährigen Zuschauer, aber es vermeidet auch gewissenhaft Unterforderung. Die Figuren sind sympathisch, die Wendungen berührend und der Kitsch fast nicht existent. Wunder einer Winternacht erzählt die Werdung des Weihnachtsmannes auf denkbar angenehme Weise. Es gibt keinen meterdicken Zuckerguss, keine seltsamen Elfen, keine sprechenden Rentiere, keine Slapstickeinlagen – einfach nur eine dramaturgisch hervorragend konstruierte Geschichte, deren Humor eher auf leisen Sohlen daherkommt, anstatt mit dem Holzhammer. Clever ist auch, wie viele Versatzstücke des Weihnachtsmythos der Film aufgreift und einbaut: Knecht Ruprecht, die Rentiere, warum man als Weihnachtsmann eine rote Mütze braucht, der Santa begleitende Engel, ja sogar der Zwiespalt zwischen beschenkenden Eltern und der Existenz des Weihnachtsmannes wird aufgegriffen. Wunder einer Winternacht weiß um die Evolution von Sagen und Mythen, ohne diese für die kleinsten Zuschauer zu zerstören. Wenn am Ende etwas jenseitige Magie am Werk ist, dann findet der Film auch dort das rechte Maß, um nicht in den weniger charmanten Ecken des Weihnachtskitsches zu versinken.

Selbst Klischees werden durch Leino und Wuolijoki so gekonnt eingesetzt, dass sie nicht wie der x-te Aufguss wirken. Iisakki ist natürlich der „übliche“ Brummbär, dessen weichen Kern es freizulegen gilt, natürlich ist Nikolas der aufopferungsvolle Held, der nie an sich denkt und keine scharfen Ecken und Kanten hat, aber die schlicht überbordende Sympathie, die man als Zuschauer diesen liebevoll gezeichneten Figuren, bei allen Versatzstücken, entgegenbringt, lässt dies gut verkraften. Bei all dem weihnachtlichen Müll, der auf diversen Speichermedien zu dieser Zeit endgelagert wird, bei all den müden Versuchen, aus Bausteinen etwas von Wert zu bauen, ist es eine wahre Wohltat, wenn es einem Film gelingt. Wunder einer Winternacht ist als Kinderfilm ein voller Erfolg, ebenso als Familienfilm. Mit schier unendlich viel Liebe inszeniert, ausgestattet und gespielt ist Wunder einer Winternacht mehr wert als eine DVD-Premiere. Er hat es verdient, als einer der besten Weihnachtsfilme überhaupt in die Annalen einzugehen.



http://filmblogosphaere.wordpress.com/

1 Kommentar:

  1. Hallo - ich habe die Geschichte als Hörbuch in einem Wühltisch mit 1,00-€-Hörbüchern gefunden und eiigentlich ehr zufällig mitgenommen ... irgendwann ist mir die CD-Box wieder in die Hände gefallen und nun habe ich die Geschichte schon 3 x nacheinander gehört (im Juni) weil ich sie einfach wunderschön und rührend finde ... und ich denke, dass jedes Kind diese Weihnachtsgeschichte gehört haben soll !
    Ich werde mir in jedem Fall die DVD / das Video besorgen !!!!
    Simone

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