FAMILY MAN – EINE
HIMMLISCHE ENTSCHEIDUNG
(The Family Man)
USA 2000
Dt. Erstaufführung: 14.12.2000
Regie: Brett Ratner
Dt. Erstaufführung: 14.12.2000
Regie: Brett Ratner
Family Man ist ein
sehr sentimentaler Film. Was ihn leidlich interessant macht sind die kleinen
Subversitäten, die Regisseur Brett Ratner einbaut, um gegen den Zuckerguss zu
kämpfen. Diese können den Film zwar auch nicht davor bewahren, überlang und
unterentwickelt daherzukommen, aber sie tun ihr bestes, damit er nicht gänzlich
zu einer vergessenswerten Ausrede für etwas Weihnachtsmystik wird.
Jack Campbell (Nicolas Cage) lebt als Broker auf der
Überholspur des Lebens, Geld, schneller Sex und ein Ferrari gehören für ihn zu
einer ausgefüllten Existenz. Doch eines Weihnachtsabends interveniert eine
nicht näher genannte übersinnliche Kraft in Gestalt des Ladendiebes Cash (Don
Cheadle) in Jacks Leben und am nächsten Morgen erwacht er nicht in seinem
Apartment in Manhattan, sondern in einem kleinen Haus in Jersey neben seiner
Ex-Freundin Kate (Téa Leoni) und zwei Kindern (Makenzie Vega und Jake &
Ryan Milkovich). Die beiden sind verheiratet und langsam beginnt Jack zu
realisieren, dass er in einem Leben erwacht ist, das er führen würde, hätte er
sich von Jahren gegen einen karrierefördernden Aufenthalt in London und für
Kate entschieden. Zunächst will Jack um jeden Preis seine Broker-Existenz
zurück, doch dann gewinnt der Charme der Vorstadt mehr und mehr an Reiz…
Family Man bedient
sich – natürlich – vieler Charles-Dickens-Elemente, der König der
Weihnachtsgeschichten wird aber in den Credits nicht genannt. So viel dazu.
Darüber hinaus gibt es ein paar wenige Momente, die den Zuschauer geradezu
aufhorchen lassen. Wenn Jacks Tochter sich ihm nähert und dann an seinem Blick
erkennt, dass er nur so aussieht wie ihr Vater aber emotional nicht der Mann
ist, den sie aus ihrer Realität kennt und erschrocken zurückweicht, nimmt der
Film seine „alternative Realität“-Prämisse erstaunlich ernst (auch wenn dieses
Aspekt danach eher halbherzig verfolgt wird). Don Cheadle als
Geist/Engel/was-auch-immer gelingt es eine geheimnisvolle Aura aufzubauen, die
ihn wahrlich wie eine übersinnliche Entität daherkommen lässt. Am meisten
profitiert der Film aber von der Chemie zwischen Nicolas Cage und Téa Leoni,
die die Charaktere mehr zum Leben erweckt als die Klischees, die das Drehbuch
ihnen zum Arbeiten an die Hand gibt.
Erstaunlich ist auch, dass der Film sich zum Ende nicht in
rührseliger Gelassenheit bettet. Das Ende lässt Raum für Spekulationen und
verfällt auch nicht in eine simple Schwarz/Weiß-Rhetorik. Über weite Teile
sieht es so aus, als würde Family Man
sich auf dem simplen Gegensatz „böse, herzlose und einsame Finanzwelt Vs. Ökonomisch
prekäre, aber glückliche Kleinstadtidylle“ ausruhen. Dem ist nicht so, auch
wenn es diverse Elemente gibt, die dies zunächst bekräftigen. Am Ende aber ist Family Man immerhin klug genug, um nicht
auf einfache romantisierte Vorstellungen hereinzufallen. Auch in der
Alternative gibt es dunkle Flecken und Ratner lässt es offen, ob Jack und Kate
einen Kompromiss finden können. Letztlich ist der Film eher ein Plädoyer für
Kompromissbereitschaft als ein Loblied auf die hart arbeitende Lower-Class, die
von Zukunftsangst getrieben dennoch viel Herzlichkeit aufbringen kann. Denn,
das sollte man sich klar machen, die Welt, in der Jack Broker ist, stellt die
filmische Realität dar. So hat das Ende auch etwas Bitteres an sich: all die
Menschen, die man in der Alternative kennenlernte, existieren in dieser Form
nicht. Manche werden womöglich sogar nie geboren.
Trotz dieser Implikationen ist Family Man ein optimistischer, um nicht zu sagen etwas schmalziger
Film. Auch wenn er im Subtext durchaus subversive Elemente mit sich bringt
bietet er auf der Oberfläche doch viel crowd
pleaser-Material an. Weihnachten ist der Aufhänger, viel vom Film spielt
aber in den Monaten danach. Dennoch behält er eine wohlige Atmosphäre bei, die
er augenscheinlich aus den Feiertagen ableitet. So ist Family Man am Ende des Tages ein hübscher, inkonsequenter Film, der
dank der Darsteller und einiger interessanter Fragestellungen gut unterhält,
aber auch schnell wieder vergessen werden dürfte. Family Man ist wie eine Packung Lebkuchen: schnell gegessen und
genossen, aber so richtig gesättigt oder kulinarisch befriedigt fühlt man sich
danach nicht.
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