Sonntag, 1. Dezember 2013

Die Eiskönigin - Völlig unverfroren (2013)




DIE EISKÖNIIGIN – VÖLLIG UNVERFROREN
(Frozen)
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 28.11.2013
Regie: Chris Buck & Jennifer Lee

Der Name Disney provoziert nachwievor eine ganze Reihe positiver Emotionen. Mancher ist mit Das Dschungelbuch aufgewachsen, andere mit Der König der Löwen und die jüngsten werden womöglich Die Eiskönigin irgendwann als „ihren“ Disney-Film identifizieren. Und wahrlich, der Film ist ein hübsches Märchen geworden, das durchaus unterhält, darüber hinaus aber nicht viel bietet. Es fehlt der Witz von Aladdin, die mitreißende Musik von Die Schöne und das Biest, die ausgefeilte Action von Tarzan. Die Eiskönigin ist auf etwas enttäuschende Art einfach nur da, spult seine Geschichte ab und versucht dabei auf teils klägliche Art, an die „gute alte Zeit“ der Renaissance der Disney-Animation, die 1989 mit Arielle, die kleine Meerjungfrau begann, anzuknüpfen. Der Film tut niemandem weh, dürfte aber auch keine Begeisterungsstürme generieren.

Das Königreich Arendelle, irgendwo in Skandinavien, ist mitten im Sommer plötzlich verschneit. Schuld daran hat die gerade zur Königin ernannte Elsa, die mit der Gabe geboren wurde, Eis und Schnee zu erschaffen. Einzig mit der Kontrolle hapert es seit einem Unfall in ihrer Kindheit, bei dem sie ihre jüngere Schwester Anna verletzte. Nun will Anna Hans heiraten, einen Mann, den sie gerade erst kennengelernt hat. Dies bringt Elsa so durcheinander, dass sie versehentlich einen ewigen Winter über ihr Königreich verhängt und sich in die Berge flüchtet. Während eine Delegation von halbseidenen (preußischen) Handelspartnern gegen das „Monster“ Elsa mobil machen will, begibt sich Anna auf die Suche nach ihrer Schwester. Unterstützt wird sie dabei vom Eishändler Kristoff, seinem treuen Rentier Sven und einem zum Leben erweckten Schneemann namens Olaf.

Mit Die Eiskönigin setzt Disney seinen Trend von halbgaren computeranimierten Titeln fort. Auch die Vorgänger Rapunzel – Neu verföhnt und Ralph reicht’s hatten so ihre Probleme, die sie zwar nicht weniger sehenswert machten, aber sie zu einem Dasein im Schatten der Vergangenheit verurteilten.
So geht Die Eiskönigin ästhetisch keinerlei Risiko ein, was noch verkraftbar ist. Schwerer wiegen die grauenhaften Songs. Wie sehr die deutsche Synchronisation dafür verantwortlich ist, muss an dieser Stelle den Spekulationen überlassen werden, fest steht aber, dass die vergessenswerten Lieder die Geschichte nicht in den gleichen Maßen voranbringen wie beispielsweise in Die Schöne und das Biest. Manchmal wirken sie sogar eher wie Füllmaterial, die nur bereits etablierte Erkenntnisse nochmals auswalzen. Bereits wenn der Abspann einsetzt dürften die meisten Zuschauer die Lyrics wieder vergessen haben, so wenig eingängig sind sie, so generisch kommen sie daher. Howard Ashman lebt nicht mehr und wird schmerzlich vermisst.

Immerhin, Die Eiskönigin versucht manchmal, aus dem alten Trott auszubrechen. Anna und Hans lernen sich kennen und wollen fast sofort heiraten. Dies wird vor allem durch die Figur Kristoff ironisch gebrochen und verweist damit natürlich auch auf die Disney-interne Tradition, Liebe als sofort gegeben hinzunehmen. Und auch das Konzept eines „Akts der wahren Liebe“, der irgendwann elementar für die Handlung wird, wird auf clevere Weise entgegen des Klischees gelöst und bringt so auch einen der interessantesten Aspekte des Films zu einem guten Ende: interfamiliäre Probleme. Neben den abenteuerlichen Versatzstücken ist Die Eiskönigin auch eine Geschichte darüber, wie schwer es sein kann, innerhalb einer Familie zu interagieren, wie gutgemeinte Aktionen schief laufen können, wie Eltern bei allem Wohlwollen schwere Fehler begehen und wie Sprachlosigkeit Beziehungen lähmt. Die Beziehung zwischen den Schwestern Elsa und Anna ist auf jeden Fall interessanter als ein frustrierend unlustiger wandelnder Schneemann, der den Sommer erleben will.

Die Eiskönigin ist passable Unterhaltung, die aber weit weniger witzig ist, als man es sich wünscht und weniger dramaturgische Höhepunkte bietet, als man hofft. Dies ist kein gutes Jahr für Animationsfilme und auch Disneys neuster Output kann daran nichts ändern. Hübsch anzusehen (auch wenn man das ultradünne Design vor allem von Elsa kritisieren kann), in 2D wahrscheinlich schöner als in 3D (das Problem des verdunkelten Bildes scheint man bei Disney noch nicht bemerkt zu haben – zumal das Gimmick dem Film rein gar nichts hinzufügt), ist Die Eiskönigin kein großer Wurf, aber auch kein totaler Reinfall. Aber von diesen middle of the road-Trickfilmen haben wir inzwischen eigentlich genug gesehen.



http://filmblogosphaere.wordpress.com/

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