BAD SANTA
USA/Deutschland 2003
Dt. Erstaufführung: 18.11.2004
Regie: Terry Zwigoff
Dt. Erstaufführung: 18.11.2004
Regie: Terry Zwigoff
Bad Santa ist kein
Anti-Weihnachtsfilm. Das mag manchem verwunderlich erscheinen, aber bei allem
Bemühen, möglichst unsentimental zur Sache zu gehen bestärkt Terry Zwigoff (Ghost World) in seinem Film dennoch
alles, was man auch aus Charles Dickens‘ Weihnachtsgeschichte
kennt: die Wandlung eines Widerlings in Verbindung mit den transformativen
Kräften, die dem Fest zugeschrieben werden. Und während Billy Bob Thornton in
der Hauptrolle ein Erlebnis ist, ziehen andere Elemente Bad Santa reichlich ins Negative. Diese Weihnachtsfarce hätten
einige glaubwürdigere Figuren besser zu Gesicht gestanden.
Willie (Billy Bob Thornton) ist ein miserabler Typ –
zynisch, schwerer Alkoholiker und Krimineller. Zusammen mit seinem Partner
Marcus (Tony Cox) lassen sie sich Jahr für Jahr unter falschen Namen als
Kaufhausweihnachtsmann und sein kleiner Helfer engagieren, um dann am Heiligen
Abend die Tresore und die Auslagen der Einkaufstempel zu plündern. Der Gewinn
reicht für ein Jahr sorgloses Leben, bis am nächsten Weihnachten das Spiel von
neuem beginnt. Diesmal verschlägt es das ungleiche Paar ins sonnige Phoenix in
Arizona. Zu Marcus‘ Missfallen hat Willie stark abgebaut und gefährdet durch
seine Unzuverlässigkeit zusehends die Mission. Zuerst fällt er dem Manager
(John Ritter) unangenehm auf, dann hat der Kaufhausdetektiv Gin (Bernie Mac)
verstärkt ein Auge auf sie. Schließlich lernt Willie in kurzer Folge Sue
(Lauren Graham) und ein extrem naives, extrem übergewichtiges Kind (Brett
Kelly) kennen, das in Willie den echten Weihnachtsmann sieht…
Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass Bad Santa durch Billy Bob Thornton lebt.
Seine Darbietung als Ekelpaket ist so voller Hingabe an die Rolle, so voller
Spielfreude, dass es eine Wonne ist, ihm zuzusehen. Durch Thornton gewinnen
sogar die vulgären Dialoge, die es manchmal etwas übertreiben mit ihrem
forcierten Tabubruch im Kontext eines Weihnachtsfilms, an Klasse. Tony Cox kann
ebenfalls in einigen witzigen Szenen glänzen und das Gespann John Ritter/Bernie
Mac brilliert in spleenigen Nebenrollen. Weit weniger effektiv ist Lauren
Graham als Willies Freundin (und man hätte der Synchron-Abteilung sagen sollen,
dass „Weihni“ kein adäquater Ersatz für das Englische „Santa“ ist), die wenig
zur Handlung beiträgt, und Brett Kelly als namenloses Kind, der mit Abstand
schlechtesten Figur des Films.
Verstandsmäßig weiß man, was Zwigoff und seine Drehbuchautoren Glenn Ficarra und John Requa mit ihm bezwecken wollten: der Junge ist durch eine wenig ansprechende Familiensituation und Probleme im Alltag so verzweifelt, dass er die Pein in einem unbedingten Glauben an den Weihnachtsmann kanalisiert und es ist nur Zufall, dass Willie in diesem Jahr seine Projektionsfläche ist. Doch der Film macht daraus nicht einen charmant-tragikomischen Fall, sondern reiht eine Irritation an die Nächste. Das Kind wirkt weniger wie ein junger Mensch, der einen Weg gefunden hat, mit seinen enttäuschten Gefühlen umzugehen, sondern mehr wie jemand mit ernsthaften psychischen Problemen. Kellys Portrait ist weder niedlich, noch liebenswürdig, noch witzig – es ist einfach nur unangenehm. Man kann nun einwenden, dass es auch nicht Aufgabe einer schwarzen Komödie ist, den Zuschauer in Watte zu packen, aber zeitgleich tut er das in Form von Willie auch nicht – und diese Figur funktioniert. Willie ist auf unterhaltsame Art unangenehm, beim Kind kann man das „unterhaltsam“ schlicht streichen.
Verstandsmäßig weiß man, was Zwigoff und seine Drehbuchautoren Glenn Ficarra und John Requa mit ihm bezwecken wollten: der Junge ist durch eine wenig ansprechende Familiensituation und Probleme im Alltag so verzweifelt, dass er die Pein in einem unbedingten Glauben an den Weihnachtsmann kanalisiert und es ist nur Zufall, dass Willie in diesem Jahr seine Projektionsfläche ist. Doch der Film macht daraus nicht einen charmant-tragikomischen Fall, sondern reiht eine Irritation an die Nächste. Das Kind wirkt weniger wie ein junger Mensch, der einen Weg gefunden hat, mit seinen enttäuschten Gefühlen umzugehen, sondern mehr wie jemand mit ernsthaften psychischen Problemen. Kellys Portrait ist weder niedlich, noch liebenswürdig, noch witzig – es ist einfach nur unangenehm. Man kann nun einwenden, dass es auch nicht Aufgabe einer schwarzen Komödie ist, den Zuschauer in Watte zu packen, aber zeitgleich tut er das in Form von Willie auch nicht – und diese Figur funktioniert. Willie ist auf unterhaltsame Art unangenehm, beim Kind kann man das „unterhaltsam“ schlicht streichen.
So ist Bad Santa
dann am besten, wenn er sich ganz auf Willie, Marcus und ihre Mission konzentriert,
unterbrochen von Gastspielen von Mac und Ritter, der hier seinen letzten
Auftritt vor seinem Tod 2003 absolvierte. Der Ebenezer-Scrooge-Subplot, der
natürlich nicht ganz so freundlich und beschwingt aufgelöst wird wie bei
Dickens, zeigt sich dagegen etwas schwammig und konstruiert. So gibt es für
jede gelungene Szene ein Pendant, das nur Gähnen erzeugt. In einzelnen Vignetten
funktioniert auch die Annäherung von Willie und dem Kind (beispielsweise anhand
eines Adventskalenders, dessen Zerstörung zu einem bemerkenswert effektiven
Moment der Erkenntnis bei Willie führt), in ihrer Gesamtheit ist es aber eine
fahrige Revuenummer, die nie so in Fahrt kommt wie der Rest des Films.
Am Ende steht Billy Bob Thornton mit einer hervorragenden Performance inmitten eines Chaos, dem man so viel mehr zugetraut hätte. Bad Santa hat diverse Lacher zu bieten, steht sich aber letztlich etwas zu sehr selbst im Weg.
Am Ende steht Billy Bob Thornton mit einer hervorragenden Performance inmitten eines Chaos, dem man so viel mehr zugetraut hätte. Bad Santa hat diverse Lacher zu bieten, steht sich aber letztlich etwas zu sehr selbst im Weg.
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