Samstag, 14. Dezember 2013

Arthur Weihnachtsmann (2011)




ARTHUR WEIHNACHTSMANN
(Arthur Christmas)
Großbritannien/USA 2011
Dt. Erstaufführung: 17.11.2011
Regie: Sarah Smith & Barry Cook

Aardman Animation ist eigentlich als Studio hinter Wallace & Gromit bekannt. Ein Deal mit den US-Amerikanern in Form von Sony Pictures Animation ließ sie 2012 den wunderbaren Die Piraten . Ein Haufen merkwürdiger Typen ins Kino bringen, in dem sie sich auf ihre Wurzeln, die Stop-Motion-Animation, zurückbesinnen konnten. Der erste Ausflug in das Gebiet der Computeranimation bescherte der Welt Flutsch und weg, der auf gewöhnungsbedürftige Art den von Nick Park geprägten Stil der Wallace & Gromit-Filme in die CGI-Welt zu übertragen versuchte. Dies warf die berechtigte Frage nach dem Warum auf. Die Ausrede, es wäre wegen der vielen Wasserszenen gewesen, erschien als nicht ganz überzeugend, schließlich wäre auch eine Hybridform oder kreative Problemlösungen, wie später in Der fantastische Mr. Fox demonstriert, denkbar gewesen. So wollte man wohl beim zweiten Ausflug in die Rechnergefilde jede gestalterischen Unstimmigkeiten vermeiden. Arthur Weihnachtsmann sieht nicht aus wie ein Aardman-Film, atmet wohl aber den Geist des vom leicht abseitigen britischen Humor geprägten Studios.

Wie schafft es der Weihnachtsmann eigentlich, all die Millionen von Geschenken in nur einer Nacht zu den Kindern dieser Welt zu bringen? Natürlich durch seine Tausenden, militärisch präzisen Elfen. Der Weihnachtsmann selbst gerät dabei zur bloßen Symbolfigur, längst haben die höchst effizienten Elfen und sein von Optimierung besessener Sohn Steve alles fest im Griff. Santa kann kürzer treten, was ihm angesichts seines Alters auch entgegen kommt. Die Nachfolge scheint dank Steve gesichert. Doch dann gibt es da noch den jüngeren, tollpatschigen Bruder Arthur. Und nur ihn kümmert es, dass ein Paket nicht ausgeliefert wurde, ein Kind am Weihnachtsmorgen also ohne Geschenk dastehen wird. Steve möchte die Maschinerie nicht wegen eines Kindes wieder anfahren und Vater Weihnachtsmann traut sich die Aufgabe nicht mehr zu. Also liegt es an Arthur, unterstützt von Opa Weihnachtsmann und der quirligen Elfe Bryony aus der Verpackungsdivision, das Geschenk noch rechtzeitig zu liefern…

Dass Arthur Weihnachtsmann so unterhaltsam ist, liegt zum Großteil am spielfreudigen Drehbuch, dass ein Füllhorn an Ideen präsentiert. Die Charaktere tragen weniger dazu bei, was für einen Animationsfilm fast schon bemerkenswert ist. Arthur ist ein eher irritierender denn sympathischer Held und die Aktionen der Figuren wirken manchmal viel mehr durch spontane dramaturgische Einfälle motiviert denn aus den Charakteren selbst. Bemerkenswert ist aber, dass der Elf Peter ganz offensichtlich in seinen Chef Steve verliebt ist.
Die Idee, die Elfen des Weihnachtsmanns als paramilitärische Einsatztruppe zu zeigen ist nicht neu. Disney hatte diesen Einfall bereits 2009 im Kurzfilm Prep & Landing. Doch in Arthur Weihnachtsmann ist das Ganze noch größer, noch gewaltiger. Mit dem gemütlichen Alten im Schlitten hat das nicht mehr viel zu tun und der Film wird auch nicht müde, auf diesem Umstand hinzuweisen. Der amtierende Weihnachtsmann wird erfolgreich als wohlwollender, aber schlicht alter Mann portraitiert, der mit den rasanten Entwicklungen nicht mehr Schritt halten kann. Er trauert ein bisschen der „guten alten Zeit“ nach, versteht die Notwendigkeit zum Wandel aber – und sieht mit Unbehagen, dass sein Sohn Steve das Beschenken von Kindern nur als Job ansieht. Dieser Weihnachtsmann ist die interessanteste, weil konfliktreichste Figur, ein hoffnungsloser Romantiker, der zusehends den Draht zur Moderne verliert, ihr aber durchaus noch Perspektiven hinzufügen kann – wenn man ihn denn lässt.

Arthur Weihnachtsmann ist ein Film der Details. Von Steves Bart in Tannenbaumform über die vielen Einzelheiten der Einsatzzentrale bis hin zu der sorgfältigen Charakteranimation der Gesichter – es gibt viel zu sehen und zu entdecken, verbunden mit den diversen durchaus witzigen Einfällen wie den schwebenden Tieren in der afrikanischen Savanne (nein, es wird hier nicht verraten, wie man als Weihnachtsmann-Anwärter vom Nordpol nach Afrika kommt). Dadurch kann man auch das leicht misslungene Design verzeihen, dass die Figuren nicht sonderlich ansehnlich wirken lässt.

Wer auf der Suche nach knapp 90 Minuten inkonsequenter Unterhaltung ist, der wird bei Arthur Weihnachtsmann fündig. Arthur selbst ist etwas anstrengend anzusehen, aber dies macht der Film durch seinen oft lakonischen Humor und seine stimmigen Ideen wieder wett. Arthur Weihnachtsmann ist unterhaltsam und bietet genügend Varianz, um allen Mitglieder des angestrebten Familienpublikums etwas zu bieten. Der Film erreicht nicht die Brillanz der Wallace & Gromit-Kurzfilme, aber nicht jeder Film kann ein Meisterwerk sein.


http://filmblogosphaere.wordpress.com/

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