MEINE SCHÖNE
BESCHERUNG
Deutschland 2007
Dt. Erstaufführung: 22.11.2007
Regie: Vanessa Jopp
Dt. Erstaufführung: 22.11.2007
Regie: Vanessa Jopp
Da das amerikanische Kino Weltmarktführer ist, dürfte es
auch niemanden verwundern, dass dies auch für Weihnachtsfilme gilt. Umso
erfreulicher ist es, etwas wie Meine
schöne Bescherung als Gegenpart zu haben, auch wenn der Film auf keiner
originalen Ideen beruht sondern das Remake des schwedischen Films Tomten är far till alla barnen ist, der in
Deutschland augenscheinlich nicht veröffentlicht, international aber als In Bed with Santa vermarktet wurde. Wie
auch immer, Meine schöne Bescherung erdet
den aus Werken wie Hilfe, es weihnachtet
sehr bekannten Familienwahnsinn, übertreibt ihn zwar auch, verzichtet aber
auf albernen Slapstick. Die Prämisse ist zwar schräg, wird aber so ernsthaft
durchexerziert, dass man ihr guten Gewissens Glauben schenken kann.
Sara (Martina Gedeck) und Jan (Heino Ferch) sind das, was
man getrost als Patchworkfamilie bezeichnen kann. Sie hat drei Kinder aus drei
Ehen, er einen Sohn aus vorheriger Ehe in die Beziehung gebracht und auch wenn
sich bei Jans Sohn erster Anzeichen der Pubertät Bahn brechen, hat sich die
Familie gut arrangiert. Da passt es Jan auch nicht in den Plan, dass Sara
Weihnachten nicht besinnlich mit ihm und den Kindern verbringen möchte, sondern
Gäste eingeladen hat. Damit nicht genug, denn bei denen handelt es sich um
Saras Ex-Männer nebst neuen Frauen und Jans Ex-Frau mit neuem Partner. Und als
wäre damit das Haus nicht schon voll genug, wird auch noch eine zynische
Nachbarin (Alexandra Neldel) mitgeschleppt. Als Sara schlussendlich verkündet,
sie sei von Jan schwanger, er sich aber hat heimlich sterilisieren lassen,
kommt zum gepflegt ausgetragenen interfamiliären Zwist auch noch Jans Suche
nach dem Vater des Kindes – denn dafür kann ja nur einer von Saras Ex-Männern
in Frage kommen…
Meine schöne
Bescherung ist ein Film mit breitem Publikumspotenzial. Wer die klassischen
Weihnachtskatastrophen wie ungeeignetem Weihnachtsmann, umstürzenden Baum und
ähnlichem sucht, der wird hier ebenso fündig wie Freunde des leiseren Humors.
Geschliffene Dialoge wechseln sich mit clownesken Einlagen ab, alles zusammen
ergibt ein bemerkenswert stimmiges Gesamtbild. Hauptverantwortlich daran sind natürlich
die Schauspieler, die allesamt mit Eifer bei der Sache sind. Matthias Matschke,
Meret Becker, Feo Aladag, Bjarne Mädel, Andreas Windhuis – Meine schöne Bescherung ist ein Ensemblefilm, der allen Beteiligten
möglichst gleich viel Raum lässt. Auch muss man keine Sorge haben, bei der
Fülle der Figuren den Überblick zu verlieren, die Charaktere unterscheiden sich
so grundlegend voneinander, dass es hier keine Probleme gibt. Über allem
thronen aber der selbstironische Heino Ferch, dem man dank solcher Darbietungen
auch die verkrampften TV-Filme verzeiht, in denen er gern auftritt, und die
wunderbare Martina Gedeck. Man sollte diesen Film vielleicht einmal in einem Double Feature mit Die Wand ansehen – es ist erstaunlich und zeugt von großem Talent,
dass die Protagonistin dort und die naiv-herzliche Sara hier von ein und derselben
Person verkörpert werden.
So portraitiert Gedeck Sara als nicht unfehlbares, aber
wohlmeinendes Herzstück nicht nur des Films, sondern auch der erweiterten
Familie in Meine schöne Bescherung.
Auch ist es dem Film hoch anzurechnen, dass er die Kinder in der Geschichte
nicht in die Querelen der Erwachsenen mit hineinzieht. Wenn Saras kleine
Tochter vor dem Zubettgehen in der Küche sitzt und die Frage „War es schön
heute?“ strahlend bejaht, dann lässt Regisseurin Vanessa Jopp (Vergiss Amerika) auch genug Raum für
Herzlichkeiten. Meine schöne Bescherung
ist kein Anti-Weihnachtsfilm, vielmehr eine süffisante Beobachtung des Drucks,
den das Fest erzeugen kann. Es ist wohl naiv zu glauben, dass alle Menschen
zumindest am Heiligen Abend ihre Charaktere verleugnen und ihren Mitmenschen
wohlwollend gegenüberstehen, aber Sara glaubt so fest an die emotionale Kraft
des Festes, dass sich ihr Optimismus auf den Zuschauer überträgt. Bei allen
kleinen und großen Katastrophen, die aufgefahren werden, verliert sich der Film
nie in Häme oder ergibt sich dem Zynismus, den die Figur Isabell vor sich her
trägt. Bei aller Farce ist Meine schöne
Bescherung auch ein Stück weit ein wohlwollendes Lächeln in Richtung aller
Weihnachtsgeplagten, die diese Zeit aber dennoch um nichts in der Welt missen
möchten. Und stelle man sich noch so oft am 24.12. gegen 12 Uhr in die Schlange
einer Supermarktkasse.
Meine schöne
Bescherung ist eine gelungene Screwball-Komödie mit einem unverschämt gut
aufgelegten Cast, das auch kleiner Schwächen (so schlimm war die Bescherung
doch auch nicht, warum muss ich der Miet-Weihnachtsmann gleich besaufen?)
ausbügelt. Geerdet, nie hysterisch, aber dennoch witzig, einfallsreich und
dabei auch noch durchaus liebenswürdig sollte diese Komödie viel mehr als
andere Genrevertreter das Mittel zur Wahl sein, wenn es darum geht, auch mal
etwas humoristischen Abstand zwischen sich und den Tannenbaum im Wohnzimmer zu
bringen.
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