DIE GEISTER, DIE ICH
RIEF…
(Scrooged)
USA 1988
Dt. Erstaufführung: 08.12.1988
Regie: Richard Donner
Dt. Erstaufführung: 08.12.1988
Regie: Richard Donner
Roger Ebert, der kürzlich verstorbene US-Kritikerpapst,
hasste Die Geister, die ich rief…,
vor allem aufgrund Bill Murrays Darbietung, die viel Schreien involvierte. Ist
ein Stern als Wertung gerechtfertigt, wenn man eine Neuauflage von Charles
Dickens‘ Eine Weihnachtsgeschichte
anfertigt und einen modernen Scrooge präsentiert, der wirklich widerlich ist?
Geht es nicht genau darum? Wie auch immer, die Meinung dieses Rezensenten geht
in eine andere Richtung als die von Ebert und generös, wie er war, wird er sie
mir sicherlich auch noch aus dem Jenseits zugestehen.
Frank Cross (Bill Murray) ist ausführender Produzent bei
einem TV-Sender. An Heilig Abend wird dieser eine riesige Live-Bühnen-Übertragung
der Weihnachtsgeschichte von Charles
Dickens ausstrahlen, für die Cross eine solch furchtbare Werbung schalten
lässt, dass sie alte Damen vor Schreck ins Grab bringt. Fast überflüssig zu
sagen, dass Frank mit dem Fest der Liebe nicht viel am Hut hat. Seine eigene Liebe
(Karen Allen) gab er wegen der Karriere auf, seine Familie ignoriert er
größtenteils, seine Mitarbeiter behandelt er schäbig. So kommt es, dass der menschenverachtende
Zyniker dieses Jahr selbst von drei Geistern heimgesucht werden soll, die ihm
die wahre Bedeutung von Weihnachten zeigen wollen…
In gewisser Weise wirkt Die
Geister, die ich rief… heute fast brav. Frank Cross mag ein Widerling sein,
sein Werbespot eine Katastrophe und diverse Elemente der Filminternen
Inszenierung der Weihnachtsgeschichte ziemlich fragwürdig sein, aber verglichen
mit dem offensichtlichem Müll, der heutzutage in ungeahnten Massen auf den
TV-Schirmen endgelagert wird, scheint man sich bei Franks Sender tatsächlich
noch Mühe zu geben, eine große Show auf die Beine zu stellen. Heute würde Frank
wahrscheinlich für seine Publikumsverdummung getadelt werden, für alle Bauer sucht Frau und Familien im Brennpunkt-Formate dieser
Welt. So hat die mediale Komponente einen nostalgischen Anstrich, was sie nicht
weniger funktionieren lässt. Heute wäre Die
Geister, die ich rief… als Gesamtwerk wahrscheinlich nur noch zynischer als
es Bill Murray anno 1988 sein konnte.
Die Übertragung der Charles-Dickens-Geschichte auf die Welt
von TV-Geräten und Videorekordern gelingt bemerkenswert gut, ohne dabei den
Kern der Geschichte zu verfälschen oder zu verraten. So nimmt die Rolle von
Marley Franks auf dem Golfplatz verstorbener Chef und Freund Lew Hayward (John
Forsythe) ein, der Geist der vergangenen Weihnacht ist ein energiegeladener
Taxifahrer (David Johansen), der Geist der gegenwärtigen Weihnacht ein
rabiater, etwas anstrengender Engel (Carol Kane) und der Geist der zukünftigen
Weihnacht ein Wesen halb praktischer Effekt und halb albtraumhafte
Videoinstallation. Die Effekte sind hervorragend, die Ideen, wie man die Dickens’chen
Figuren in der Moderne agieren lässt, unterhaltsam. Die Figur von Bob Cratchit
ist aufgeteilt zwischen Franks Sekretärin Grace Cooley (Alfre Woodard), die
auch einen Tiny-Tim-Charakter (Nicholas Phillips) mitbringt, und dem
geschundenen Mitarbeiter Eliot Loudermilk (Bobcat Goldthwait), der am Ende für
eine der unschöneren Szenerien des Films verantwortlich ist. Am Weihnachtsabend
möchte man als Mitarbeiter in der Regie bestimmt nicht mit einem Gewehr bedroht
werden.
Der Humor in Die
Geister, die ich rief… generiert sich aus den mitunter grotesken
Dialogezeilen und der fast schon manischen Spielfreude Murrays. Man liebt es,
seinen Frank Cross zu hassen, nimmt ihm aber auch die andere Seite ab – es ist
immer noch Bill Murray. Und die Ernsthaftigkeit, mit der er manchen Brüller
vorträgt, macht ihn nur noch effektiver. Wenig wirkt forciert, der Humor ergibt
sich organisch aus den Situationen, in denen sich Murrays moderner Scrooge
wiederfindet.
Die Wandlung mag etwas schnell kommen, zu sehr kostet der Film unter diesem Aspekt seine eigene Freude an Frank als Ekelpaket und Sprücheklopfer aus, aber am Ende hinterlässt auch Die Geister, die ich rief… jenes wohlige Gefühl, dass Dickens‘ Vorlage nun mal zu generieren im Stande ist. Unprätentiös modernisiert, gut besetzt und mit viel Liebe zum Detail inszeniert ist dies einer jener Filme, deren „Alle Jahre wieder“-Turnus man begrüßt. Roger darf aber auch was anderes anschalten.
Die Wandlung mag etwas schnell kommen, zu sehr kostet der Film unter diesem Aspekt seine eigene Freude an Frank als Ekelpaket und Sprücheklopfer aus, aber am Ende hinterlässt auch Die Geister, die ich rief… jenes wohlige Gefühl, dass Dickens‘ Vorlage nun mal zu generieren im Stande ist. Unprätentiös modernisiert, gut besetzt und mit viel Liebe zum Detail inszeniert ist dies einer jener Filme, deren „Alle Jahre wieder“-Turnus man begrüßt. Roger darf aber auch was anderes anschalten.
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