(Miracle on 34th Street)
USA 1994
Dt. Erstaufführung: 01.12.1994
Regie: Les Mayfield
Dt. Erstaufführung: 01.12.1994
Regie: Les Mayfield
Das Wunder von
Manhattan, zumindest in seiner ersten Inkarnation als Kinofilm 1947, ist
eins der weihnachtlichen Pflichtprogramme in den USA. Dementsprechend wird die
vierte Aufbereitung des Stoffes (nach zwei TV-Versionen 1955 und 1973) dort
harscher beurteilt als hierzulande, wo das Original zwar erhältlich ist, aber
kaum den Weg ins Fernsehen finden wird (ob es daran liegt, dass es schwarz/weiß
ist, sei dahingestellt – aber auch Ist
das Leben nicht schön? wird erst zu später Stunde auf den Zuschauer
losgelassen). Deshalb sei mir verziehen, wenn auch hier das 1994iger Remake
besprochen wird, dass garantiert in jedem Jahr irgendwo im deutschen Fernsehen
auftaucht.
Kris Kringle (Sir Richard Attenborough) sieht nicht nur aus
wie der Weihnachtsmann, er weist auch seine weniger kompetenten Doppelgänger zurecht.
Bei einer vom Kaufhaus Cole’s veranstalteten Parade weist er auf den
alkoholisierten Santa-Darsteller hin, woraufhin die PR-Chefin Dorey Walker
(Elizabeth Perkins) ihn aus dem Stand als Ersatz verpflichtet. Krimgle macht
seine Aufgabe derartig überzeugend, dass Cole’s ihn auch als Weihnachtsmann für
das Kaufhaus verpflichtet, wo er ein erstaunliches Kommunikationstalent an den
Tag legt: er spricht unter anderem russisch, suaheli, italienisch und
beherrscht die Zeichensprache. Der Weihnachtsmann muss sich ja schließlich
überall auf der Welt zurechtfinden, nicht wahr…? Als er Dorey und ihre Kollegen
dann auch noch auf eine gewinnbringende Werbeidee aufmerksam macht, ist die
Situation perfekt. Klar, dass dieser Erfolg Neider auf den Plan ruft und so schmieden
Cole’s Konkurrenten einen geschmacklosen Plan, um Kringle unmöglich zu machen.
Dies führt zu einer bizarren Gerichtsverhandlung, in der die Existenz des
Weihnachtsmann be- oder widerlegt werden soll. Denn Kringle scheint wirklich
mehr zu sein als ein alter Mann, der Santa Claus zum verwechseln ähnlich sieht…
Das Wunder von
Manhattan ist einer jener Filme, die man schwerlich nicht mögen kann. Die
Handlung ist unbestreitbar kitschig und vorhersehbar, aber sollte man an einen
Film wie diesen zynisch oder ironisch herangehen? Zumal man es in punkto
Weihnachtsfamilienfilme auch sehr viel schlechter treffen könnte (Versprochen ist versprochen)? Wohl kaum.
Zumal der Film in der Gerichtsverhandlung einen erstaunlichen Spagat dazwischen
schafft, eine Glaubensbotschaft in den Film zu integrieren, ohne atheistische
Zuschauer zu verprellen – auch wenn Gott ständig genannt wird. Der
Weihnachtsmann wird gar mit Gott gleichgestellt, der Film erkennt seinen
Zuschauern die Intelligenz zu, beide als Fantasiefiguren zu sehen, nur einen
von beiden oder beide für bare Münze zu nehmen. Es ist eine Sache des Glaubens,
sicherlich, und wenn der Glaube etwas durch und durch positives bewirken kann,
warum soll man ihn nicht zulassen? In punkto Gottglaube mag das ein weitaus komplizierter
Fall sein als wenn es um den Weihnachtsmann geht, aber Das Wunder von Manhattan ist schlau genug, sich nicht auf diese
Diskussion einzulassen. Zugegebenermaßen ist der Fall auch recht dankbar. Im
Namen Gottes bringen sich Menschen jeden Tag um, nicht aber im Namen des
Weihnachtsmannes. So transformiert sich der Glaube im Kontext des Films zu
einer Hoffnung, dass es in einer zynischen Welt noch etwas wie bedingungslose
Freundlichkeit gibt. Unter diesem Gesichtspunkt bringt Regisseur Les Mayfield und
sein Drehbuchautor John Hughes das gesamte Fest erstaunlich gut auf den Punkt,
hat sich doch auch Weihnachten inzwischen weit von seinen religiösen Wurzeln
entfernt und kann auch von Menschen gefeiert werden, die nicht daran glauben,
dass man eigentlich den Geburtstag des bekanntesten Zimmermanns der Welt
feiert.
Ganz ab von solchen Überlegungen, die der Film impliziert,
lebt Das Wunder von Manhattan fast
ausschließlich von Sir Richard Attenborough und seinem entwaffnenden Portrait
von Kris Kringle. Alle anderen Darsteller, auch die altkluge Mara Wilson als
Susan Walker, deren Dialoge ein paar Mal zu oft nach Script riechen, stehen in
seinem Schatten. Attenborough ist der Weihnachtsmann, den alle wollen und der
Großvater, den wohl nur die wenigsten wirklich hatten, auch wenn sich viele in
der Retrospektive wahrscheinlich Kringle annähern. Wenn man Attenborough sieht,
versteht man, warum er in seinem vorherigen Film Jurassic Park nicht den John Hammond spielen konnte, der im Roman
beschrieben wird – er ist einfach zu freundlich.
Zum Zeitpunkt, da diese Besprechung entsteht, ist der Film
fast 20 Jahre alt und hat inzwischen einen nicht unerheblichen cineastischen
Nostalgiefaktor. Dennoch kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass er
schon 1994 die gleiche Wirkung hatte. Das
Wunder von Manhattan ist auch ein Stück weit berechnend, aber auf charmante
Weise. Es ist ein vollkommener Familienfilm, ohne Störfaktoren für jüngere
Zuschauer und genug Material für Ältere (die Methode, mit der Kringel von einem
Aggressor aus der Reserve gelockt wird, ist geradezu bösartig). Man kann
verstehen, warum es diesen Film alle Jahre wieder auf die Bildschirme
verschlägt: Das Wunder von Manhattan
ist wunderbar inkonsequente Unterhaltung, warmherzig, in gewisser Weise zeitlos
und kann Attenborough als Weihnachtsmann vorweisen. Manchmal reicht es
wirklich, das Herz am rechten Fleck zu haben.
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