Donnerstag, 12. Dezember 2013

Hilfe, es weihnachtet sehr / Schöne Bescherung (1989)




HILFE, ES WEIHNACHTET SEHR / SCHÖNE BESCHERUNG
(National Lampoon’s Christmas Vacation)
USA 1989
Dt.
Erstaufführung: 16.11.1990 (Video-Premiere)
Regie: Jeremiah S. Chechik

Zur Namensgebung des Films: Im hübsch animierten Vorspann ist Hilfe, es weihnachtet sehr zu lesen und dies scheint auch der „offiziellere“ Titel zu sein. Nichtsdestotrotz firmiert er inzwischen auch verstärkt unter Schöne Bescherung. Aber egal, unter welchem Titel man den Film sieht, das Produkt ist bei beiden Namen gleich mäßig. Das Drehbuch von John Hughes, immerhin „der ewige Teenager“ der auch für andere Weihnachtsfilme wie Das Wunder von Manhattan-Remake und Kevin – Allein zu Haus verantwortlich war, ist eine Ansammlung von forcierten Gags und Chevy Chase 90 Minuten lang zuzusehen ist eine ganz eigene Art von Geduldsprobe.

Familie Griswold, die in Die schrillen Vier auf Achse die USA und in Hilfe, die Amis kommen Europa auf Ferientrips unsicher machte, bleibt über Weihnachten daheim, um ein besinnliches Fest mit der Familie zu feiern. Doch wie besinnlich kann es schon werden mit einem manischen Übervater wie Clark (Chevy Chase), der nichts weniger als Perfektion anstrebt?

Der obere Absatz ist die vermutlich kürzeste Inhaltsangabe, die ich bisher zu einem Film verfasst habe. Doch was soll man auch anderes tun, wenn es zur Handlung so wenig zu sagen gibt? Familie Griswold sucht einen Weihnachtsbaum. Familie Giswold versucht das Haus zu dekorieren. Famile Griswold bekommt Besuch von der Familie. Es reiht sich eine Episode an die andere, was nicht per se schlecht ist, hier aber einer gewissen Beliebigkeit nahe kommt. Zumal das, was in den Episoden passiert, entweder vorhersehbar oder ziemlich unwitzig ist. Clark wird vom Dach fallen, Clark wird sich genau dort hinsetzen, wo die Dachbodenklappe ihm den Boden unter den Füßen wegzieht, Clark wird die Nerven seiner Familie strapazieren. Der ganze Film ist wie ein immer gleicher, jedes Jahr aufs Neue dummer Gag, den ein Familienmitglied am Tisch macht: man schmunzelt vielleicht, einige werden verlegen oder aus Höflichkeit lachen und innerlich verdrehen alle die Augen. Es liegt eine frustrierende Genügsamkeit über der ganzen Prozedere.

Warum so harsch, wird nun mancher fragen. Hilfe, es weichnachtet sehr ist eine Slapstickkomödie, was soll es also? Doch darf man von Komödien nichts erwarten? Es gibt kleine, wunderbare Momente in diesem Film, die wie winzige Inseln der Ruhe in all dem Chaos liegen. Wenn Clark, eingesperrt auf dem Dachboden, alte Filmaufnahmen ansieht, dann liegt sogar in Chase‘ Spiel etwas, dass man anrührend finden kann. Ansonsten ist er auf entnervendem Autopiloten, seine Frau (Beverly D’Angelo) ist etwas zu passiv und Cousin Eddie (Randy Quaid) ist eine der furchtbarsten Figuren, die man sich hatte ausdenken können. Es liegt deshalb so wenig Charme in der Überspitzung des alljährlichen Familienstresses zum Fest, weil der Film es etwas zu sehr übertreibt. Die Balance kippt ständig zu Gunsten des Hysterischen, des Wahnsinnigen, auch wenn einzelne Begebenheiten für sich genommen durchaus lustig daherkommen. Doch für jeden witzigen Einfall gibt es mindestens zwei weitere, die nicht zünden, wie beispielsweise der komplette Subplot mit den geschundenen Nachbarn, der so voller Häme ist, dass es unangenehm ist, ihn anzuschauen.

Hilfe, es weihnachtet sehr existiert in einer Welt der Cartoon-Logik und in der Chevy Chase‘ psychotische Figur als charmanter Wirrkopf durchgeht. Es ist eine feine Linie, auf der Komödien wie diese wandeln und Hilfe, es weihnachtet sehr überquert sie ständig in ein von solchen Absurditäten angefülltes Land, in der Figuren selbst für Slaptstick-Verhältnisse schwer ertragbar blöd agieren, dass es eher irritierend denn bereichernd ist, den Griswolds bei ihrem Kampf um ein perfektes Fest zuzusehen.
Hilfe, es weihnachtet sehr ist überdreht und mitunter geradezu bösartig, aber das nicht in einem guten, ironischen Sinn. Hinzu kommen die schwer ertragbaren Schauspieler, angeführt von Chase und Quaid und allzu vorhersehbare Situationen, die das Publikum kollektiv wie sechsjährige behandelt. Am frustrierendsten aber ist, dass dieses Werk inzwischen als moderner Weihnachtsklassiker gehandelt wird.



http://filmblogosphaere.wordpress.com/

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen