Donnerstag, 5. Dezember 2013

Buddy - Der Weihnachtself (2003)




BUDDY – DER WEIHNACHTSELF
(Elf)
USA/Deutschland 2003
Dt. Erstaufführung: 11.12.2003
Regie: Jon Favreau

Als er im Winter 2003 in die Kinos der USA kam, wurde Buddy – Der Weihnachtself von erstaunlich vielen Stimmen als Instant-Klassiker ausgerufen. Betrachtet man das fertige Produkt, ist diese Aussage doch sehr fragwürdig, findet sich in dem von Jon Favreau (der später mit Zathura und Iron Man zwei bedeutend bessere Filme drehen sollte) inszenierten Film doch wenig wirklich eigenständiges und stattdessen viele recycelte Ideen. Und zu allem Überfluss bietet Will Ferrell in der Hauptrolle auch noch eine ziemlich unangenehme Performance.

Die Prämisse ist gar nicht schlecht: Als Baby hat sich Buddy in den Geschenkesack des Weihnachtsmannes (Edward Asner) verirrt und so als erster Mensch überhaupt den Weg in die geheime Werkstatt am Nordpol gefunden. Dort wird er von einem alternden Elfen (Bob Newhart) adoptiert und auch als Elf aufgezogen. 30 Jahre später ist Buddy (Will Ferrell) natürlich sehr viel größer als Santas kleine Helfer und auch nicht mehr in der Lage, die filigranen Arbeiten bei der Spielzeugproduktion auszuführen. So eröffnet ihm sein Ziehvater die Wahrheit und verrät ihm darüber hinaus auch den Namen und Aufenthaltsort seines leiblichen Vaters, dem modernen Scrooge Walter (James Caan) in New York City. Also reist Buddy von der magischen Welt des Nordpols in die harsche Realität des Big Apple, um bei seinem Vater zu leben, der von seiner Existenz aber bisher noch nichts wusste…

Buddy beginnt in einer im besten Sinne künstlichen Welt: Der Nordpol in dieser Interpretation ist eine Studiowelt, die keinen Hehl aus ihrer Künstlichkeit macht und dementsprechend entwaffnend charmant daherkommt. Bevölkert wird der Nordpol neben den Elfen und dem Weihnachtsmann auch noch von sprechenden Tieren (u.a. Narwal und Papageientaucher) und Schneemännern, die per Animation zum Leben erweckt und in die Kulissen einkopiert wurden. Drei Realitätsebenen treffen hier aufeinander und auch wenn die Tiere vom gelungenen Vorspann abgesehen nichts zur Handlung beitragen, so sind es gerade die mit ihnen verbundene kuriosen Momente, die zunächst großes versprechen.
Doch sobald sich Buddy aus der Phantasie in die Realität bewegt, baut der Film mit Siebenmeilenstiefeln seine Vorschusslorbeeren ab. Dabei sind es weniger die teilweise auch witzigen Einfälle, in denen Buddys Welt mit der der anderen Menschen kollidiert, sondern vielmehr Ferrells Art, Buddy zu portraitieren. Man weiß, dass seine Darbietung charmant und naiv sein soll, ein Erwachsener, der mit den Augen eines Kindes auf die Welt blickt. Doch Ferrell spielt Buddy eher wie die Karikatur eines geistig zurückgebliebenen Menschen und erinnert auf fatale Weise an Kim Basinger in Meine Stiefmutter ist ein Alien: der culture clash wird eher zur Blaupause für im Untergrund zunehmend geschmacklosere Scherze. So wirkt Buddy denn auch nicht naiv, sondern verwirrt – die Erziehung im Elfenland setzt augenscheinlich den gesunden Menschenverstand außer Kraft. Und es ist nicht so, dass die Elfen als ähnlich unwissend wie Buddy dargestellt werden. Im Gegenteil, sie sind intelligent und bescheinigen dem Mensch in ihrer Mitte sogar Simplizität.

So nimmt der Film den einfachsten Weg, verwechselt Charme mit Fremdschämen, harmlose Scherze mit unterschwelligen Geschmacklosigkeiten. Dies führt sogar dazu, dass eine in ihrem Aufbau kantig-gelungene Szene wie die mit dem Schriftsteller Miles Finch (Peter Dinklage, inzwischen besser als Tyrion aus der TV-Serie Game of Thrones bekannt), der von Buddy wiederholt aufgrund seiner Körpergröße als Elf bezeichnet wird, eine etwas schalen Beigeschmack bekommt, als würde jemand einen Minderbemittelten verprügeln. Gar nicht tief unter der Oberfläche von Buddy schlummert ein grandios witziger Film, aber Ferrell stemmt sich mit aller Macht dagegen, ihn auftauchen zu lassen. Als der Weihnachtsmann dann am Ende von einer Spezialeinsatztruppe der Polizei verfolgt wird, weil sie alle auf der „Unartig“-Liste stehen, hat der Film ohnehin schon lange aufgegeben.

So nutzt Buddy – Der Weihnachtself keine seiner Prämissen wirklich aus. Ob Buddys Konfrontation mit New York, Walters Wandlung oder die Tatsache, dass sich der Weihnachtsmann mit einer Glaubenskrise arrangieren muss – viel wird angeschnitten, wenig wird damit gemacht. Kaum erwähnenswert, dass die forcierte Liebesgeschichte zwischen Buddy und Jovie (Zooey Deschanel) auch nur noch ein plot point aus der dritten Reihe ist.
Ein paar Gags zünden, ansonsten bleibt von Buddy nur noch die Erinnerung an einen erstaunlich guten Beginn und zumindest der ehrliche Versuch, wohlige Festtagsstimmung zu verbreiten. Doch Ferrells furchtbare Performance und ein Drehbuch, dass mit sich selbst wenig anzufangen weiß, lassen den schalen Geschmack am Ende stärker sein als alles andere.


 




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