WUNDER EINER WINTERNACHT – DIE WEIHNACHTSGESCHICHTE
(Joulutarina)
Finnland 2007
Dt. Erstaufführung: 01.10.2009 (DVD-Premiere)
Regie: Juha Wuolijoki
(Joulutarina)
Finnland 2007
Dt. Erstaufführung: 01.10.2009 (DVD-Premiere)
Regie: Juha Wuolijoki
Manchmal, wenn man Glück hat, stolpert man bei den
zahlreichen DVD-Premieren, die den Markt überschwemmen, zwischen der ganzen
Dutzendware auch mal auf eine wirkliche Perle. Während man noch nachvollziehen
kann, dass veritablen Flops hierzulande eine Kinoauswertung verwehrt wird,
verhält es sich bei Wunder einer
Winternacht anders, in seinem Entstehungsland Finnland kam er sogar zwei
Jahre hintereinander ins Kino. Die Nachfrage muss dementsprechend riesig
gewesen sein – gemessen an einem Land von vergleichsweise überschaubarer
Einwohnerzahl. In Deutschland lief der
Film auf einem Kinderfilmfestival, dann erschien er zwei Jahre nach seiner
finnischen Premiere auf DVD. Dort konnte er zwar ein großes Publikum anziehen,
wenn man der Werbung auf dem Cover glauben darf, aber warum man ihn nicht ins
Kino brachte bleibt schleierhaft. Denn Wunder
einer Winternacht ist womöglich einer der besten, familientauglichsten
Weihnachtsfilme, die je gedreht wurden.
Finnland in einer nicht näher definierten Vergangenheit ohne
Elektrizität: der kleine Nikolas (Jonas Rinne) verliert seine Eltern und seine
kleine Schwester durch einen Unfall. Das Dorf beschließt, gemeinsam für den
Jungen zu sorgen, Jahr für Jahr lebt er bei einer anderen Familie, damit die
Belastung gleich mäßig verteilt wird. Mit dreizehn Jahren nimmt sich der
grantelnde Tischerlermeister Iisakki (Kari Väänänen) des Jungen an und Nikolas
(nun gespielt von Otto Gustavsson) geht bei ihm in die Lehre. Die beiden raufen
sich langsam, aber sicher zusammen und als Iisakki von Nikolas‘ alljährlicher
Tradition erfährt, für die Kinder seiner Gasteltern Geschenke zu schnitzen,
hilft er ihm sogar dabei. Die Jahre gehen ins Land und auch als Erwachsener
frönt Nikolas (nun Hannu-Pekka Björkman) noch seiner Leidenschaft, dem
Beschenken von Kindern in der Weihnachtsnacht. Inzwischen hat er auf alle
Kinder des Dorfes expandiert, welches seinerseits stetig wächst. Als der alte
Iisakki von seinen Söhnen zum Ruhestand in die Stadt geholt wird, vermacht er
Nikolas nicht nur sein Haus mit Werkstatt, sondern auch ein stattliches
Vermögen. Nikolas beginnt, nur noch für das Weihnachtsfest zu arbeiten, um als
unerkannter Gabenbringer nicht nur den Kindern eines alten Dorfes, sondern auch
der umliegenden Höfe und Ortschaften in der Heiligen Nacht eine Freude zu
machen. Doch kann dieses „Geschäft“ auf Ewigkeiten Bestand haben, wo doch auch
Nikolas altert…?
Mit einem vergleichsweise lächerlichen Budget von 2,5
Millionen Euro ist Regisseur Juha Wuolijoki ein kleines Meisterwerk geglückt.
Nicht nur, dass der handwerklich überaus sorgsam erstellte Film sehr hochwertig
aussieht, ein gutes Drehbuch kann man ohnehin kaum mit Gold aufwiegen und mit
Marko Leino hatte man augenscheinlich eine gute Wahl getroffen. Sein Buch kann als
Blaupause für einen perfekten Familienfilm herhalten: es überfordert niemanden,
auch keine sechsjährigen Zuschauer, aber es vermeidet auch gewissenhaft
Unterforderung. Die Figuren sind sympathisch, die Wendungen berührend und der
Kitsch fast nicht existent. Wunder einer
Winternacht erzählt die Werdung des Weihnachtsmannes auf denkbar angenehme
Weise. Es gibt keinen meterdicken Zuckerguss, keine seltsamen Elfen, keine
sprechenden Rentiere, keine Slapstickeinlagen – einfach nur eine dramaturgisch
hervorragend konstruierte Geschichte, deren Humor eher auf leisen Sohlen daherkommt,
anstatt mit dem Holzhammer. Clever ist auch, wie viele Versatzstücke des
Weihnachtsmythos der Film aufgreift und einbaut: Knecht Ruprecht, die Rentiere,
warum man als Weihnachtsmann eine rote Mütze braucht, der Santa begleitende
Engel, ja sogar der Zwiespalt zwischen beschenkenden Eltern und der Existenz
des Weihnachtsmannes wird aufgegriffen. Wunder
einer Winternacht weiß um die Evolution von Sagen und Mythen, ohne diese
für die kleinsten Zuschauer zu zerstören. Wenn am Ende etwas jenseitige Magie
am Werk ist, dann findet der Film auch dort das rechte Maß, um nicht in den
weniger charmanten Ecken des Weihnachtskitsches zu versinken.
Selbst Klischees werden durch Leino und Wuolijoki so gekonnt
eingesetzt, dass sie nicht wie der x-te Aufguss wirken. Iisakki ist natürlich
der „übliche“ Brummbär, dessen weichen Kern es freizulegen gilt, natürlich ist
Nikolas der aufopferungsvolle Held, der nie an sich denkt und keine scharfen
Ecken und Kanten hat, aber die schlicht überbordende Sympathie, die man als
Zuschauer diesen liebevoll gezeichneten Figuren, bei allen Versatzstücken,
entgegenbringt, lässt dies gut verkraften. Bei all dem weihnachtlichen Müll,
der auf diversen Speichermedien zu dieser Zeit endgelagert wird, bei all den
müden Versuchen, aus Bausteinen etwas von Wert zu bauen, ist es eine wahre
Wohltat, wenn es einem Film gelingt. Wunder
einer Winternacht ist als Kinderfilm ein voller Erfolg, ebenso als
Familienfilm. Mit schier unendlich viel Liebe inszeniert, ausgestattet und
gespielt ist Wunder einer Winternacht
mehr wert als eine DVD-Premiere. Er hat es verdient, als einer der besten
Weihnachtsfilme überhaupt in die Annalen einzugehen.
Hallo - ich habe die Geschichte als Hörbuch in einem Wühltisch mit 1,00-€-Hörbüchern gefunden und eiigentlich ehr zufällig mitgenommen ... irgendwann ist mir die CD-Box wieder in die Hände gefallen und nun habe ich die Geschichte schon 3 x nacheinander gehört (im Juni) weil ich sie einfach wunderschön und rührend finde ... und ich denke, dass jedes Kind diese Weihnachtsgeschichte gehört haben soll !
AntwortenLöschenIch werde mir in jedem Fall die DVD / das Video besorgen !!!!
Simone