Mittwoch, 11. Dezember 2013

Tödliche Weihnachten (1996)




TÖDLICHE WEIHNACHTEN
(The Long Kiss Goodnight)
USA 1996
Dt. Erstaufführung: 12.12.1996
Regie: Renny Harlin

Es gab eine Zeit, da war der Name Geena Davis etwas wert. Die Fliege, Beetlejuice, Thelma & Louise, ein Oscar als beste Nebendarstellerin in Die Reisen des Mr. Leary. Auch der in Finnland geborene Regisseur Renny Harlin war nach Stirb langsam 2 und Cliffhanger – Nur die Starken überleben ein Name auf der „Watchlist“. Dann drehten sie zusammen Die Piratenbraut, einen monumentalen Flop an den Kinokassen und auch sonst ein eher durchschnittlicher Film. Ein Jahr später folgte dann Tödliche Weihnachten. Danach verschwand der Name Geena Davis von den Plakaten, ihren größten Auftritt hatte sie seitdem als Mutter in Stuart Little. Renny Harlin dreht bis heute Filme, sein neustes Werk, der Mysterythriller The Dyatlov Pass Incident wird im Frühjahr 2014 in Deutschland erscheinen – auf DVD. Hollywood mag offensichtlich keine zwei Flops hintereinander und es ist nicht mal so, dass Tödliche Weihnachten ein verkannter Klassiker wäre. Es ist einfach nur ein generischer Actionfilm.

Samantha Caine (Geena Davis) ist eine Lehrerin in einer verschlafenen Kleinstadt in Pennsylvania. Vor vielen Jahren wurde sie verwirrt aufgefunden, ohne Erinnerung an ihr früheres Leben, inzwischen führt sie eine glückliche Ehe und hat eine kleine Tochter (Yvonne Zima). Als sie bei einer Fernsehübertragung des Weihnachtsumzugs ihrer Stadt auf dem Bildschirmen des Landes erscheint, ruft dies einen Gefängnisinsassen (Joseph McKenna) auf den Plan, der flieht und in ihr Haus eindringt, um sie zu töten. Dabei entdeckt Samantha ganz neue Seiten an sich – mit geübten Kampfkünsten rettet sie ihre Familie und schaltet den Angreifer aus. Um mehr über ihre geheimnisvolle Vergangenheit zu erfahren, in der sie die Wurzeln ihres unheimlichen Könnens vermutet, heuert sie den etwas abgehalfterten Privatdetektiv Mitch Henessey (Samuel L. Jackson) an. Zusammen machen sie sich auf Spurensuche und erfahren nicht nur, dass Samantha einst unter dem Namen Charly Baltimore als Regierungsagentin gearbeitet hat, sondern auch, dass ihr letzter Job unerledigt blieb – ein Fehler, der sich nun rächen könnte, denn das letzte Ziel, der unberechenbare Timothy (Craig Bierko), plant einen verehrenden Anschlag…

Wenn es nicht einen geschundenen Bruce Willis im Unterhemd gäbe, würde Tödliche Weihnachten der Actionfilm sein, den Filmfreunde jedes Jahr zum Fest der Liebe heraus kramen würden, um mit Explosionen in Feiertagsstimmung zu kommen? Schwer zu sagen, aber vermutlich: nein. Denn Renny Harlins Film ist so gnadenlos durchschnittlich, dass es schwer fällt, die nötige Aufmerksamkeit aufzubringen, um am Ball zu bleiben. Ja, Tödliche Weihnachten ist das, was ein Film dieses Genres nie sein sollte: langweilig. Der Plot glaubt, er ist cleverer als er in Wahrheit ist, der Zuschauer ist den Charakteren aber etwas zu oft eine Nasenlänge voraus. Die Action vermag es nicht, Spannung aufzubauen und die Charaktere werden nie so sympathisch, wie sie sein sollte. Geena Davis‘ Samantha und Charly sind – natürlich – völlige Gegensätze und das Drehbuch von Shane Black gefällt sich etwas zu sehr darin, diesen Gegensatz ständig ins Bild zu rücken, anstatt die beiden Figuren organisch zu einer zusammenzubringen. Samantha/Charly ist nicht schizophren, verhält sich aber so, was weder interessant noch involvierend gehandhabt wird. Samantha liebt ihre Tochter, Charly kann Kinder nicht ausstehen – es sind diese Plattitüden, die Black nur als Stichworte gebraucht, ohne einen interessanten Charakter zu formen. Und die Ausrede Genrefilm zählt nicht. Auch von Actionfilmen darf man gute Figuren erwarten.

Einzig der Plan der Schurken hat etwas für sich, erweist er sich in seiner Dreistigkeit doch schon fast als Satire, die auch heute noch beängstigende Aktualität hat. Sicher, er hat seine Wurzeln in einer Vermengung von Verschwörungstheorien, aber warum nicht? Es ist schade, dass die durchaus augenzwinkernde Prämisse in einem Film zu finden ist, der ansonsten so belanglos vor sich hin plätschert. Tödliche Weihnachten ist cineastisches Fast Food der besonders unbefriedigenden Sorte: man stopft es mit einem Affenzahn in sich hinein und bereut es danach sehr schnell. Und zwei Stunden später hat man vergessen, dass man überhaupt etwas gegessen hat.


http://filmblogosphaere.wordpress.com/

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