TÖDLICHE WEIHNACHTEN
(The Long Kiss Goodnight)
USA 1996
Dt. Erstaufführung: 12.12.1996
Regie: Renny Harlin
Dt. Erstaufführung: 12.12.1996
Regie: Renny Harlin
Es gab eine Zeit, da war der Name Geena Davis etwas wert. Die Fliege, Beetlejuice, Thelma &
Louise, ein Oscar als beste Nebendarstellerin in Die Reisen des Mr. Leary. Auch der in Finnland geborene Regisseur
Renny Harlin war nach Stirb langsam 2
und Cliffhanger – Nur die Starken
überleben ein Name auf der „Watchlist“. Dann drehten sie zusammen Die Piratenbraut, einen monumentalen
Flop an den Kinokassen und auch sonst ein eher durchschnittlicher Film. Ein
Jahr später folgte dann Tödliche
Weihnachten. Danach verschwand der Name Geena Davis von den Plakaten, ihren
größten Auftritt hatte sie seitdem als Mutter in Stuart Little. Renny Harlin dreht bis heute Filme, sein neustes
Werk, der Mysterythriller The Dyatlov
Pass Incident wird im Frühjahr 2014 in Deutschland erscheinen – auf DVD.
Hollywood mag offensichtlich keine zwei Flops hintereinander und es ist nicht
mal so, dass Tödliche Weihnachten ein
verkannter Klassiker wäre. Es ist einfach nur ein generischer Actionfilm.
Samantha Caine (Geena Davis) ist eine Lehrerin in einer
verschlafenen Kleinstadt in Pennsylvania. Vor vielen Jahren wurde sie verwirrt
aufgefunden, ohne Erinnerung an ihr früheres Leben, inzwischen führt sie eine
glückliche Ehe und hat eine kleine Tochter (Yvonne Zima). Als sie bei einer
Fernsehübertragung des Weihnachtsumzugs ihrer Stadt auf dem Bildschirmen des
Landes erscheint, ruft dies einen Gefängnisinsassen (Joseph McKenna) auf den
Plan, der flieht und in ihr Haus eindringt, um sie zu töten. Dabei entdeckt
Samantha ganz neue Seiten an sich – mit geübten Kampfkünsten rettet sie ihre
Familie und schaltet den Angreifer aus. Um mehr über ihre geheimnisvolle
Vergangenheit zu erfahren, in der sie die Wurzeln ihres unheimlichen Könnens
vermutet, heuert sie den etwas abgehalfterten Privatdetektiv Mitch Henessey
(Samuel L. Jackson) an. Zusammen machen sie sich auf Spurensuche und erfahren
nicht nur, dass Samantha einst unter dem Namen Charly Baltimore als
Regierungsagentin gearbeitet hat, sondern auch, dass ihr letzter Job unerledigt
blieb – ein Fehler, der sich nun rächen könnte, denn das letzte Ziel, der
unberechenbare Timothy (Craig Bierko), plant einen verehrenden Anschlag…
Wenn es nicht einen geschundenen Bruce Willis im Unterhemd
gäbe, würde Tödliche Weihnachten der
Actionfilm sein, den Filmfreunde jedes Jahr zum Fest der Liebe heraus kramen
würden, um mit Explosionen in Feiertagsstimmung zu kommen? Schwer zu sagen,
aber vermutlich: nein. Denn Renny Harlins Film ist so gnadenlos
durchschnittlich, dass es schwer fällt, die nötige Aufmerksamkeit aufzubringen,
um am Ball zu bleiben. Ja, Tödliche
Weihnachten ist das, was ein Film dieses Genres nie sein sollte:
langweilig. Der Plot glaubt, er ist cleverer als er in Wahrheit ist, der
Zuschauer ist den Charakteren aber etwas zu oft eine Nasenlänge voraus. Die
Action vermag es nicht, Spannung aufzubauen und die Charaktere werden nie so
sympathisch, wie sie sein sollte. Geena Davis‘ Samantha und Charly sind –
natürlich – völlige Gegensätze und das Drehbuch von Shane Black gefällt sich
etwas zu sehr darin, diesen Gegensatz ständig ins Bild zu rücken, anstatt die
beiden Figuren organisch zu einer zusammenzubringen. Samantha/Charly ist nicht schizophren,
verhält sich aber so, was weder interessant noch involvierend gehandhabt wird.
Samantha liebt ihre Tochter, Charly kann Kinder nicht ausstehen – es sind diese
Plattitüden, die Black nur als Stichworte gebraucht, ohne einen interessanten
Charakter zu formen. Und die Ausrede Genrefilm zählt nicht. Auch von
Actionfilmen darf man gute Figuren erwarten.
Einzig der Plan der Schurken hat etwas für sich, erweist er
sich in seiner Dreistigkeit doch schon fast als Satire, die auch heute noch
beängstigende Aktualität hat. Sicher, er hat seine Wurzeln in einer Vermengung
von Verschwörungstheorien, aber warum nicht? Es ist schade, dass die durchaus
augenzwinkernde Prämisse in einem Film zu finden ist, der ansonsten so
belanglos vor sich hin plätschert. Tödliche
Weihnachten ist cineastisches Fast Food der besonders unbefriedigenden
Sorte: man stopft es mit einem Affenzahn in sich hinein und bereut es danach
sehr schnell. Und zwei Stunden später hat man vergessen, dass man überhaupt
etwas gegessen hat.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen