GREMLINS – KLEINE
MONSTER
(Gremlins)
USA 1984
Dt. Erstaufführung: 26.10.1984
Regie: Joe Dante
Dt. Erstaufführung: 26.10.1984
Regie: Joe Dante
Das Konzept der suspension
of disbelief (deutsch in etwa „willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit“)
existiert in ausformulierter Form seit 1817. In der heutigen Zeit sind Filme
das mediale Hauptziel, auf das die Theorie angewendet wird. Im Kern sagt sie
aus, dass man sich als Zuschauer bei vielen Filmen willentlich mit der
gezeigten Welt arrangieren muss, um Spaß mit der Handlung zu haben.
Raumschiffe, die schneller als das Licht fliegen sind momentan noch
weitentfernte Zukunftsmusik, in der Science-Fiction sollte man sie aber als
gegeben hinnehmen, um sich auf die eigentliche Geschichte konzentrieren zu
können. Oder man muss dem typischen Actionhelden ein gewisses Maß an übermenschlichen Fähigkeiten
zugestehen – ansonsten wäre der Film schnell vorbei. Gremlins, eine gelungene Mischung aus Horror und Komödie, treibt
das Konzept an seine Grenzen. Die Regeln, nach denen die Welt hier
funktioniert, sind so idiotisch, der Film aber so unterhaltsam, dass man für
105 Minuten mit ihnen leben kann.
Billy Peltzer (Zach Galligan) lebt mit seiner Familie in der
ultimativen amerikanischen Kleinstadt Kingston Falls. Mutter Lynn (Frances Lee
McCain) ist Hausfrau, der Vater Randall (Hoyt Axton) ein erfolgloser Erfinder
für allerlei Sinnlosigkeiten. Von einer Geschäftsreise bringt letzterer seinem
Sohn ein exotisches Tier mit, Gizmo den Mogwai. Das kleine Pelztier ist äußerst
intelligent und freundlich, in der Haltung aber anspruchsvoll: helles Licht
tötet ihn, er verträgt kein Wasser und nach Mitternacht darf er nicht gefüttert
werden. Durch einen Unfall wird Gizmo aber doch nass und so springen fünf
Fellkugeln aus seinem Rücken, die sich sofort zu ausgewachsenen Mogwais entwickeln.
Doch die Nachkommen haben nicht Gizmos Gemüt geerbt und als Billy sie dann auch
noch versehentlich nach Mitternacht füttert, verpuppen sie sich und werden zu
garstigen kleinen Monstern, die an Weihnachten beginnen, Kingston Falls in
Schutt und Asche zu legen…
Die Lichtregel wird den Situationen angepasst gebraucht, bei
der Wasserregel fragt man sich, ob Mogwais und Gremlins nicht trinken müssen
und ob ihr Körpergeruch nicht irgendwann unerträglich wird („Bade ihn nie!“,
sagt Randall zu Billy und man schaut als Zuschauer skeptisch auf das Fell von
Gizmo) und über die „Nach-Mitternacht“-Regel sollte man nicht zu sehr
nachdenken. 1 Uhr nachts ist nicht in Ordnung, aber 8 Uhr zum Frühstück schon,
obwohl es technisch gesehen auch nach Mitternacht ist…? Gremlins ist völlig sinnlos, beginnt man ihn zu hinterfragen bricht
er augenblicklich zusammen. Aber dazu ist er auch nicht da. Denn hat man sich
mit den kruden Regeln abgefunden, ist es ein diebisch unterhaltsamer Film, der
die amerikanische Kleinstadt gleichzeitig glorifiziert und demontiert. Das
mühsam draußen gehaltene Chaos bricht in Form der Gremlins in der friedlichsten
Nacht des Jahres über Kingston Falls herein, dessen größtes Problem zuvor die
herrische Mrs. Deagle (Polly Holliday) war. Und da die Gremlins keine
Konkurrenz mögen, ist sie eine der Ersten, die ihren zerstörerischen Streichen
zum Opfer fällt.
Gremlins schafft eine ganz eigene Atmosphäre. Die Stadt wirkt gleichermaßen wie ein echter Ort und wie ein idealisiertes Studio-Kunstprodukt, in dessen pittoreskem Charme man sich gern verliert. Und Billy bewohnt ein Zimmer, das der Traum eines jeden nerdigen Teenagerjungen ist. Hinzu kommt ein verschrobener Feiertagssinn. Die Gremlins zerstören zwar Weihnachtsbäume und verbreiten Schrecken am Heiligen Abend, aber sie erfreuen sich ebenso an einer weihnachtlichen Sondervorstellung von Disneys Schneewittchen und die sieben Zwerge. Und tief im Innern ist Gremlins auch ein Kommentar zur Kommerzialisierung des Festes: Nicht jedes Geschenk, und mag es zunächst noch so toll erscheinen, ist ein Segen.
Gremlins schafft eine ganz eigene Atmosphäre. Die Stadt wirkt gleichermaßen wie ein echter Ort und wie ein idealisiertes Studio-Kunstprodukt, in dessen pittoreskem Charme man sich gern verliert. Und Billy bewohnt ein Zimmer, das der Traum eines jeden nerdigen Teenagerjungen ist. Hinzu kommt ein verschrobener Feiertagssinn. Die Gremlins zerstören zwar Weihnachtsbäume und verbreiten Schrecken am Heiligen Abend, aber sie erfreuen sich ebenso an einer weihnachtlichen Sondervorstellung von Disneys Schneewittchen und die sieben Zwerge. Und tief im Innern ist Gremlins auch ein Kommentar zur Kommerzialisierung des Festes: Nicht jedes Geschenk, und mag es zunächst noch so toll erscheinen, ist ein Segen.
Fast 30 Jahre nach seinem Entstehen hat Gremlins auch einen nicht unerheblichen Nostalgie-Faktor auf seiner
Seite. Die Sets sind mit Liebe gebaut und müssen sich ihrer Künstlichkeit nicht
schämen und die Kreaturen entstammen noch einer Zeit, in der man ohne die Hilfe
von Computern auskommen musste. Gizmos animatronisches Gesicht ist unglaublich
ausdrucksstark und die Gremlins werden durch eine funktionale Mischung aus den
unterschiedlichsten Techniken zum Leben erweckt. Meistens erinnern sie an eine
subversive Version der Muppets, vor allem wenn sie das Kino auseinandernehmen,
und ihr Einstand ist ein Triumph der Tricktechnik – und darüber hinaus auch
durchaus spannend geraten.
Gremlins – Kleine
Monster ist ein erstaunlich gut in die Vorweihnachtszeit passender Film mit
ebenso viel Herz wie brachialem Witz, der die Horrorelemente nie überhand
nehmen lässt. Verbunden mit den augenzwinkernder Darstellerleistungen und den
spaßigen Effekten ist dies ein gut gealterter, immer wieder unterhaltsamer
Film. Man sollte nur nie den Fehler machen und ihn auf seine Sinnhaftigkeit hin
abklopfen.
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