DIE MUPPETS
WEIHNACHTSGESCHICHTE
(The Muppet Christmas Carol)
USA 1992
Dt. Erstaufführung: 09.12.1993
Regie: Brian Henson
Dt. Erstaufführung: 09.12.1993
Regie: Brian Henson
Es ist schwierig, sich dem Charme der Muppets zu entziehen.
Die von Jim Henson erdachte anarchische Truppe ist weitaus mehr als „nur“
Puppen – es sind Persönlichkeiten, deren Eigenständigkeit die führenden Hände
der Puppenspieler vergessen machen kann. Nicht umsonst werden sie im Vorspann
zu Die Muppets Weihnachtsgeschichte
als Schauspieler aufgeführt (Kermit der Frosch als Bob Cratchit, etc.). Der
Film selbst, eine fusselige Version der bekannten Geschichte von Charles
Dickens, ist nun unverkennbar ein Werk der Liebe. Nicht nur, dass Dickens‘
Story auch hervorragend in dieser Version funktioniert, es war auch der erste
Muppets-Film nach dem Tod von Jim Henson, der ins Kino kommen sollte. Mit
seinem Sohn Brian Henson auf dem Regiestuhl ist der Film nicht nur dem Vater
von Kermit, Miss Piggy und Konsorten gewidmet, es wurde offenbar auch darauf
geachtet, alles möglichst perfekt zu machen. Das Anliegen ist geglückt, Die Muppets Weihnachtsgeschichte ist
einer der besten Filme mit den quirligen Wesen geworden, ebenso witzig wie
anrührend.
Erzählt wird die Geschichte von Ebenezer Scrooge (Michael
Caine) vom Dichter persönlich, Charles Dickens (Der große Gonzo). Zusammen mit
Rizzo, der Ratte, beobachten und kommentieren sie die Wandlung von Scrooge vom
Menschenfeind zum Humanisten, der durch den Besuch von drei Geistern in der
Weihnachtsnacht die wahre Bedeutung des Festes kennenlernt.
Für die menschlichen Darsteller, die mit den Muppets
auftreten, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder, sie lassen sich vollkommen auf
die Absurditäten der Puppen ein (wie Pierce Brosnan bei seinem Muppets Tonight!-Auftritt) oder sie
spielen vollkommen ernsthaft. Michael Caine wählte, der Rolle entsprechend die
letztere Möglichkeit und fuhr damit hervorragend. Caine lässt sich nicht
beirren, er spielt Scrooge auch im Angesicht von sprechenden Schweinen und
Fröschen wie auf einer Shakespeare-Bühne, zumal er der einzig nennenswerte
menschliche Darsteller zwischen all den Kreaturen ist.
Die Muppets
Weihnachtsgeschichte lebt natürlich auch durch die Vorlage von Charles
Dickens. Viel der ausgefeilten Sprache wurde übernommen und die wohlmeinende
Intention rettet sich auch hinüber. In gewisser Weise ist der Klassiker ohnehin
durch seine phantastischen Elemente für eine solche Herangehensweise
prädestiniert. Die Weihnachtsgeister fügen sich fließend in eine Welt ein, die
ohnehin von diversen nicht-menschlichen Wesen bewohnt wird. Was man als negativ
auslegen könnte, immerhin könnten die Geister in einer Muppets-Welt ihrer Eigenständigkeit
beraubt werden, entpuppt sich als Gewinn, zumal man die Geister dezidiert von
den anderen Muppets unterscheidbar machte. Der Geist der vergangenen Weihnachten
ist eine Lichtgestalt, eher mit den elaborierten Puppen aus Der dunkle Kristall verwandt. Der Geist
der gegenwärtigen Weihnacht ist noch am ehesten als Muppet zu identifizieren,
eine fröhliche, menschengroße Erscheinung, die das Fehlen anderer „Ganzkörperpuppen“
wett macht. Und der Geist der zukünftigen Weihnachten ist ein gleichsam
ehrvolles wie erschreckendes Wesen, dessen Auftritt auch nicht durch ulkige
Zwischenspiele aufgelockert wird (Gonzo und Rizzo verziehen sich, weil es ihnen
„zu gruselig“ wird – eine weise Entscheidung).
Die Songs sind hervorragend. Musik spielte von jeher einen
wichtigen Part im Muppet-Universum und auch wenn man sich in ihrer
erzählerischen Funktion noch mehr dem Verleiher Disney annähert, sind die
Lieder eine Bereicherung und vor allem echte Ohrwürmer, vom düster-witzigen
Song der Gebrüder Marley (Waldorf & Staetler) bis zum beschwingten
Finalsong, den Caine zusammen mit seinen tierischen Co-Stars intoniert.
Besonders erfreulich ist auch, dass die deutsche Synchronisation kaum eine
Spitze in den Lyrics hat unter den Tisch fallen lassen. Dies ist ein sehr
sorgfältig synchronisierter Film.
Die Muppets
Weihnachtsgeschichte ist ein Fest vor allem natürlich für Freunde und
Kenner der Puppenprotagonisten. Den Muppets eher abgeneigte Zuschauer werden
auch hier wohl kaum zu Fans werden, auch wenn es schleierhaft ist, wie eine
ausgelassene Bande von sympathischen Wesen den Zuschauer kalt lassen könnte.
Mit dem Weihnachtsklassiker überhaupt
im Rücken, einer akribischen Inszenierung und einem geradezu phänomenalen
Gespür für Timing und Atmosphäre ist Die
Muppets Weihnachtsgeschichte als voller Erfolg zu werten. Und dies betrifft
nicht nur die Riege der Muppets-Filme, sondern auch Adaptionen des Dickens’chen
Werkes.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen