Freitag, 13. Dezember 2013

Die Muppets Weihnachtsgeschichte (1992)




DIE MUPPETS WEIHNACHTSGESCHICHTE
(The Muppet Christmas Carol)
USA 1992
Dt. Erstaufführung: 09.12.1993
Regie: Brian Henson

Es ist schwierig, sich dem Charme der Muppets zu entziehen. Die von Jim Henson erdachte anarchische Truppe ist weitaus mehr als „nur“ Puppen – es sind Persönlichkeiten, deren Eigenständigkeit die führenden Hände der Puppenspieler vergessen machen kann. Nicht umsonst werden sie im Vorspann zu Die Muppets Weihnachtsgeschichte als Schauspieler aufgeführt (Kermit der Frosch als Bob Cratchit, etc.). Der Film selbst, eine fusselige Version der bekannten Geschichte von Charles Dickens, ist nun unverkennbar ein Werk der Liebe. Nicht nur, dass Dickens‘ Story auch hervorragend in dieser Version funktioniert, es war auch der erste Muppets-Film nach dem Tod von Jim Henson, der ins Kino kommen sollte. Mit seinem Sohn Brian Henson auf dem Regiestuhl ist der Film nicht nur dem Vater von Kermit, Miss Piggy und Konsorten gewidmet, es wurde offenbar auch darauf geachtet, alles möglichst perfekt zu machen. Das Anliegen ist geglückt, Die Muppets Weihnachtsgeschichte ist einer der besten Filme mit den quirligen Wesen geworden, ebenso witzig wie anrührend.

Erzählt wird die Geschichte von Ebenezer Scrooge (Michael Caine) vom Dichter persönlich, Charles Dickens (Der große Gonzo). Zusammen mit Rizzo, der Ratte, beobachten und kommentieren sie die Wandlung von Scrooge vom Menschenfeind zum Humanisten, der durch den Besuch von drei Geistern in der Weihnachtsnacht die wahre Bedeutung des Festes kennenlernt.

Für die menschlichen Darsteller, die mit den Muppets auftreten, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder, sie lassen sich vollkommen auf die Absurditäten der Puppen ein (wie Pierce Brosnan bei seinem Muppets Tonight!-Auftritt) oder sie spielen vollkommen ernsthaft. Michael Caine wählte, der Rolle entsprechend die letztere Möglichkeit und fuhr damit hervorragend. Caine lässt sich nicht beirren, er spielt Scrooge auch im Angesicht von sprechenden Schweinen und Fröschen wie auf einer Shakespeare-Bühne, zumal er der einzig nennenswerte menschliche Darsteller zwischen all den Kreaturen ist.

Die Muppets Weihnachtsgeschichte lebt natürlich auch durch die Vorlage von Charles Dickens. Viel der ausgefeilten Sprache wurde übernommen und die wohlmeinende Intention rettet sich auch hinüber. In gewisser Weise ist der Klassiker ohnehin durch seine phantastischen Elemente für eine solche Herangehensweise prädestiniert. Die Weihnachtsgeister fügen sich fließend in eine Welt ein, die ohnehin von diversen nicht-menschlichen Wesen bewohnt wird. Was man als negativ auslegen könnte, immerhin könnten die Geister in einer Muppets-Welt ihrer Eigenständigkeit beraubt werden, entpuppt sich als Gewinn, zumal man die Geister dezidiert von den anderen Muppets unterscheidbar machte. Der Geist der vergangenen Weihnachten ist eine Lichtgestalt, eher mit den elaborierten Puppen aus Der dunkle Kristall verwandt. Der Geist der gegenwärtigen Weihnacht ist noch am ehesten als Muppet zu identifizieren, eine fröhliche, menschengroße Erscheinung, die das Fehlen anderer „Ganzkörperpuppen“ wett macht. Und der Geist der zukünftigen Weihnachten ist ein gleichsam ehrvolles wie erschreckendes Wesen, dessen Auftritt auch nicht durch ulkige Zwischenspiele aufgelockert wird (Gonzo und Rizzo verziehen sich, weil es ihnen „zu gruselig“ wird – eine weise Entscheidung).

Die Songs sind hervorragend. Musik spielte von jeher einen wichtigen Part im Muppet-Universum und auch wenn man sich in ihrer erzählerischen Funktion noch mehr dem Verleiher Disney annähert, sind die Lieder eine Bereicherung und vor allem echte Ohrwürmer, vom düster-witzigen Song der Gebrüder Marley (Waldorf & Staetler) bis zum beschwingten Finalsong, den Caine zusammen mit seinen tierischen Co-Stars intoniert. Besonders erfreulich ist auch, dass die deutsche Synchronisation kaum eine Spitze in den Lyrics hat unter den Tisch fallen lassen. Dies ist ein sehr sorgfältig synchronisierter Film.

Die Muppets Weihnachtsgeschichte ist ein Fest vor allem natürlich für Freunde und Kenner der Puppenprotagonisten. Den Muppets eher abgeneigte Zuschauer werden auch hier wohl kaum zu Fans werden, auch wenn es schleierhaft ist, wie eine ausgelassene Bande von sympathischen Wesen den Zuschauer kalt lassen könnte. Mit dem Weihnachtsklassiker überhaupt im Rücken, einer akribischen Inszenierung und einem geradezu phänomenalen Gespür für Timing und Atmosphäre ist Die Muppets Weihnachtsgeschichte als voller Erfolg zu werten. Und dies betrifft nicht nur die Riege der Muppets-Filme, sondern auch Adaptionen des Dickens’chen Werkes.



http://filmblogosphaere.wordpress.com/

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