ROBOCOP
USA 1987
Dt. Erstaufführung: 07.01.1988
Regie: Paul Verhoeven
Dt. Erstaufführung: 07.01.1988
Regie: Paul Verhoeven
Mit einem Titel wie RoboCop muss man eigentlich das
Schlimmste annehmen. Und tatsächlich ist Paul Verhoevens US-Debüt keinesfalls
frei von Trash, im Grunde ist die gesamte Inszenierung dem Trash nicht
abgeneigt. Doch hinter der Fassade tummeln sich einige interessante, diskussionswürdige
Denkanstöße, die zwar nie die Gewalt und die Science-Fiction-Elemente
überflügeln, RoboCop aber dennoch
mehr Gewicht geben, als man hinter dem albernen Titel vermuten mag.
In naher Zukunft ist Detroit völlig in der Hand der
Verbrecher. Der Schwarzmarkt blüht, Drogen und Waffen wechseln ständig die
Hände, die Polizei ist maßlos überfordert. Als der Polizist Murphy (Peter
Weller) bei einem Einsatz vom stadtbekannten Gauner Boddicker (Kurtwood Smith)
und seiner Gang ermordet wird, kehrt er als Cyborg in den Dienst zurück.
Eigentlich nur die organische Hälfte eines hypermodernen Polizeiroboters
(gänzlich mechanische Ausführungen erwiesen sich als … störungsanfällig), wird
er von Erinnerungen an sein altes Leben geplagt, auch wenn jegliche Emotionen
und Gedanken eigentlich „entfernt“ wurden. So kommt Murphy in seiner neuen
Gestalt als RoboCop einem wahnwitzigen Komplott auf die Spur, das Detroit endgültig
ans Messer liefern soll und dessen potenzielle Nutznießer sich bereits die
Hände reiben…
Gestaltungstechnisch ist RoboCop
überdeutlich ein Kinder der 1980er Jahre. Die Polizisten sind allesamt harte
Hunde, das Revier ist ständiger Schauplatz von Schlägereien mit gerade
Verhafteten, Prostituierte lungern herum und der Chef (Robert DoQui) regiert
mit harter, aber gerechter Hand. Die vollkommen mechanischen potenziellen
Polizeiroboter sind per Stop-Motion animiert, was eine angenehme Körperlichkeit
erzeugt, das Sounddesign für sie ist allerdings weniger gelungen. Als einer von
ihnen sich in einer misslichen Lage wiederfindet, quiekt er wie ein Schwein.
Und natürlich ist die technische Zukunft vom Jahre 1987 aus gesehen. Älteren
Zuschauern mag das nicht weiter auffallen, für alle anderen wird es 2014 ein
Remake geben, über dessen PG-13 (FSK ab 12 als deutsches Äquivalent) sich
bereits jetzt im Internet mokiert wird. Denn RoboCop ist neben seiner Titelfigur vor allem für seine
Gewaltexzesse bekannt. Es wird viel geschossen und zerstört, Blut fließt in
Massen und als Zuschauer wundert man sich nicht, warum die Erinnerungen an
seine Ermordung nicht aus dem Gedächtnis von Murphy gelöscht werden konnten.
Glücklicherweise vergisst Verhoeven bei aller Liebe zur
graphischen Darstellung und Pyrotechnik den Subtext nicht. RoboCop zeigt recht
anschaulich die zwei Seiten der Medaille. Zum einen dient die Verbindung von
Mensch und Maschine der größeren Flexibilität. Der menschliche Teil kann
Situationen besser einschätzen als es eine Maschine könnte (diese Diskrepanz
wird in einer gleichzeitig schockierenden wie satirischen Szene illustriert,
die zu den länger im Gedächtnis bleibenden Einstellungen des Films zählt). Zum
anderen verringert der maschinelle Part die Verletzlichkeit und erhöht die
Schlagkraft. Dies ist die verwertbare, „Big Business“-Interpretation, die der
Film im Laufe der Zeit auf eine persönliche Ebene hinunter bricht. Murphy kann
seine neue Existenz nutzen, um auch persönlich davon zu profitieren – auch wenn
Verhoeven diesen Nutzen sehr melancholisch in Szene setzt. Murphy, der durch
das verwaiste, ehemals von ihm und seiner Familie bewohnte Haus streift, gehört
ob seiner Emotionalität nicht zu den Szenen, die man in einem Film wie diesem
erwarten würde. Dass die weiteren Implikationen nicht ausgelotet werden, Murphy
also als nicht auf die Suche nach seiner Familie geht, sondern der Film
ziemlich abrupt mit dem Tod der Schurken und der sich seiner Selbst bewussten
Erkenntnis Murphys endet, ist wohl eher als Zugeständnis an die großflächigen
Actionanteile des Film zu werten.
RoboCop ist kein
dummer Film. Zwar ist sein Hauptanliegen Action und Unterhaltung, aber er
verneint nicht seine tieferliegenden Fragen nach dem Wesen des Menschen, der
Vereinbarkeit von Fleisch und Maschine und den sich daraus ergebenden ethischen
Fragen (auch wenn diese zwar implizit gestellt, aber nicht ausdiskutiert
werden). So gesehen ist Verhoevens Film Trash im besten Sinne, versteckt sich
hinter dem Spaß und der Lust am Albernen doch ein ernster, diskussionswürdiger
Kern für all jene, die dafür empfänglich sind.
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