E-M@IL FÜR DICH
(You’ve got Mail)
USA 1998
Dt. Erstaufführung: 11.02.1999
Regie: Nora Ephron
Dt. Erstaufführung: 11.02.1999
Regie: Nora Ephron
Nora Ephron wollte es wohl nochmal
wissen. Fünf Jahre nach Schlaflos in
Seattle besetzte sie erneut Tom Hanks und Meg Ryan als Traumpaar in einer
romantischen Komödie. Und diesmal gelang der Coup, denn e-m@il für dich ist dem Vorgänger in allen Punkten überlegen:
Besseres Timing, besseres Setting, bessere Romanze. Auch wenn der dritte Akt
etwas holprig zum Happy-End steuert und der Film mit zwei Stunden entschieden
zu lang ist, sind es doch zwei Stunden, die man nicht bereuen muss.
Kathleen Kelly (Meg Ryan) betreibt einen traditionsreichen
Kinderbuchladen in New York, den Shop around the Corner. Der Turbokapitalismus
(vor Amazon) eröffnet an der nächsten Ecke: ein Foxbooks, eine „Wir haben
alles“-Konkurrenz für den kleinen Laden, geführt von Joe Fox (Tom Hanks).
Naturgegeben ist die Beziehung zwischen Kathleen und Fox ziemlich frostig. Was
die beiden nicht wissen: Sie kennen sich bereits, schrieben sie sich doch
ständig E-Mails, in denen sie zwar die persönlichen Details wie Klarnamen
ausklammern, aber dennoch offen und ehrlich einander alles erzählen. Kann diese
Beziehung, die im Internet zur Liebe heranreift, auch den Test der Realität
bestehen?
Aus heutiger Sicht ist e-m@il
für dich mit jeder Menge Nostalgie angefüttert. Das AOL-Zeichen, das Sirren
des Modems, die herrlich-furchtbare Stimme die „Sie haben Post“ in den Raum
quakt. Auch weiß man nicht, ob der Umstand, dass man die im Film geschilderte
Situation auch heute noch vorfindet (kleine Buchhandlungen kämpfen ums
Überleben gegen große Ketten wie – hierzulande – Thalia und Co., die ihrerseits
ihr Geschäft nun durch das Internet bedroht sehen), ein Grund zur Hoffnung oder
für Pessimismus ist. Doch ganz von solchen Überlegungen abgesehen ist Ephrons
Film diesmal ein solcher, der all die Hoffnungen erfüllen kann, an denen Schlaflos in Seattle in letzter
Konsequenz scheiterte. Hanks und Ryan können Chemie entwickeln, der Gegensatz
zwischen On- und Offline-Leben verleiht dem Ganzen zusätzlichen Reiz. Die
Stalker-Elemente werden auf ein gesundes Maß heruntergefahren (auch wenn Joe
Kathleen etwas zu lange im Unklaren lässt) und die Schwärmerei, die Ephron 1993
noch für Die große Liebe meines Lebens
übrig hatte wird hier durch die universellere Liebe zu Familienunternehmen
ersetzt. e-m@il für dich wirkt
weniger wie eine uneigenständige Hommage denn wie ein autonomer Film, auch wenn
die Geschichte bereits 1940 von Ernst Lubitsch als Rendezvous nach Ladenschluss verfilmt wurde. Natürlich ohne
Internetanschluss.
Zudem bewegt sich e-m@il
für dich mit einem hohen, unterhaltsamen Tempo, wenn auch nicht jenes Tempo
gemeint ist, an dass der geneigte The
Fast and the Furious-Fan nun denken mag. Ephron versteht es, die
Schlagabtausche zwischen ihren Protagonisten mit viel Elan ins Szene zu setzen,
Langeweile kommt höchstens im bereits angesprochenen dritten Akt auf, in dem
der Wissensvorsprung, den der Zuschauer gegenüber den Figuren hat, keinen Spaß
mehr macht, weil dadurch der Erzählfluss zusehends ausgebremst wird. Joe weiß
mehr als Kathleen und bis ein jeder Romantiker im Publikum das bekommt, was er
sich erhofft, verlängert der Film seine Lauflänge unnötig mit viel
Füllmaterial. Gerade im Hinblick auf die rasanten vorangegangenen zwei Drittel
eher weniger willkommen. Auch dass die anderen Figuren, namentlich Kathleens
treue Mitarbeiter, vollkommen vergessen werden und ihr Schicksal alles andere als
rosig aussehen dürfte („Ohne den Job hier kann ich meine Miete nicht mehr
zahlen“, bemerkt eine Figur, ohne dass der Film ein für Feel-Good-Filme
eigentlich obligatorische Lösung dafür findet), ist ein Wehrmutstropfen.
Ähnlich wie in Schlaflos in Seattle
werden die Nebenfiguren etwas lieblos als bloße Staffage abgekanzelt, egal wie
liebevoll sie vorher gezeichnet wurden.
Ist e-m@il für dich
also ein Film mit Problemen? Ja, aber welcher Film ist das nicht? Er ist
unterhaltsamer und besser konstruiert als Ephrons vorherige Paarung mit dem Duo
Ryan/Hanks, interessanter und auch ehrlicher. Es gibt so viele schlechte,
zynische Filme auf der Welt, dass etwas inkonsequent-liebenswertes wie e-m@il für dich an manchen Tagen wie
eine Impfung gegen die Übel der Welt wirken kann.
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