STAR TREK – NEMESIS
USA 2002
Dt. Erstaufführung: 16.01.2003
Regie: Stuart Baird
Dt. Erstaufführung: 16.01.2003
Regie: Stuart Baird
Wussten alle Beteiligten von Star Trek – Nemesis, dem immerhin
zehnten Film in der profitablen Serie, dass dies ihr letzter Einsatz im Dienste
der Föderation sein würde? Diesem Gefühl kann man sich kaum erwehren. Denn auch
wenn er Dinge etabliert, die für ein mögliches Sequel nützlich hätten sein
können, fühlt sich Nemesis doch wie
ein final call an. Richtig Mühe gibt
sich der Film kaum. Die Effekte sind hervorragend und man ist durchaus gewillt,
Action und Denkanstöße in der Waage zu halten, aber am Schluss kommt ein sehr
durchwachsener Film heraus, der wirkt, als wolle er das Unterfangen schnell
hinter sich bringen.
Nach Jahren des fragilen Waffenstillstands scheint das
romulanische Imperium bereit zu sein, Friedensverhandlungen mit der Föderation
aufzunehmen. Dieser Umstand ist vor allem dem Auftauchen des neuen Herrschers
Shinzon (Tom Hardy) geschuldet, seines Zeichen ein Sohn des Planeten Remus, dem
Schwesterplaneten der romulanischen Heimatwelt, auf dem man die vampirartigen
Remaner versklavt hat. Zur Überraschung der Mannschaft des Raumschiffs
Enterprise, dass zu den Verhandlungen geschickt wird, ist Shinzon aber weder
Remaner noch Romulaner, sondern ein Mensch – genauer gesagt ein Klon Picards
(Patrick Stewart), Überbleibsel eines alten, aufgegebenen Komplotts gegen die
Föderation (ich verrate damit keine großen Plotdetails, weil der Film aus dem
Klon-Umstand kein nach und nach zu entschlüsselndes Geheimnis macht), der
gänzlich andere Dinge im Kopf hat als einen Friedensvertrag…
Die Sequenzen mit Picard und Shinzon gehören zu den
Glanzstücken in Nemesis. Die Frage,
wie ein Leben mit den identischen Ausgangsdaten (in diesem Fall das gleiche
Erbgut) unter verschiedenen äußeren Einflüssen verlaufen kann, ist nicht nur
interessant (nicht umsonst sind getrennt voneinander aufgewachsene Zwillinge
eine wissenschaftliche Wundertüte), sondern wird auch mit einiger Souveränität
gehandhabt. Die Dialoge bei diesen Konfrontationen gehören zu den besten
Elementen, die man in Stuart Bairds (Einsame
Entscheidung) Film finden kann. Weit weniger funktionell ist die Entdeckung
von Datas (Brent Spiner) „Bruder“ B-4 (ebenfalls Brent Spiner), einer geistig
nicht so hochentwickelten Vorstufe von jedermanns Lieblingsandroiden. Nicht
nur, dass der Film hier eine riesige Chance verpasst, Datas „bösen Zwilling“
Lore aus der TV-Serie einzubauen (was ein größeres Gefühl von Kontinuität
erzeugt hätte), die Begegnung von Data und B-4 entfaltet nicht nur wenig
dramatisches Potenzial, B-4 ganze Anwesenheit ist eher ein McGuffin, der nicht nur einem Komplott dient, sondern auch das für Next Generation-Fans schwer zu ertragene
Ende erträglicher machen soll. Wie gesagt, Nemesis
ist ein Abschied – ein düsterer, unausgewogener und vor allem eher unwürdiger
Abschied. Da er so viele „finale Momente“ einbaut, ist es auch schwer zu
glauben, dass man bei Paramount zu dieser Zeit nicht bereits davon überzeugt
war, Star Trek nach zehn Filmen in
den Ruhestand zu schicken. So ist der Film in gewisser Weise ein Echo von Star Trek VI – Das unentdeckte Land,
ohne dessen clevere Struktur, die den Abschied von Kirk und Co. würdig und durchdacht
erschienen ließ.
Rein für sich genommen, ohne die Bürde des finalen Teils,
dessen Bedeutung sich ohnehin nur in der Retrospektive gänzlich erschließt, ist
Nemesis ein besserer Film als sein
unmittelbarer Vorgänger, Der Aufstand,
dessen Unwille zum dramaturgischen und gestalterischen Mut hier durch größere Experimentierfreude
ersetzt wurde, die allerdings auch zu vielen Albernheiten führt. Es gibt eine
generische Autoverfolgungsjagd (!) und am Ende rasen zwei Raumschiffe ineinander.
Wenn eins davon nicht U.S.S. Enterprise-E heißen würde, beide Schiffe wären
sofort explodiert. Nemesis besitzt
Schauwerte, keine Frage, aber der Film bewegt sich mit ihnen manchmal ziemlich
nah am Trash, was durchaus zu einem gewissen Unterhaltungswert führt. Außerhalb
des Picard/Shinzon-Plots sollte man aber nicht zu viel nachdenken.
Star Trek – Nemesis
ist ein gleichermaßen frustrierender wie unterhaltsamer Film und diese seltsame
Mischung hinterlässt einen schalen Geschmack. Einerseits ist es schön, all die
bekannten Gesichter wiederzusehen, auf der anderen Seite ist der Film so
angefüllt mit Hinweisen, das das Ende naht, dass er geradezu melancholisch
wirkt. Und da er sich ein sinnlos-grausames Ende nicht verkneifen kann, endet
die Star Trek-Kinoära eher mit
tränenden Augen der Enttäuschung anstatt mit tränenden Augen des wohlwollenden
Abschieds (siehe nochmals Star Trek VI).
Es gibt genug interessantes Material in Nemesis.
Dass es sich nicht zu einem rundlaufenden Ganzen vermengt, ist ärgerlich und
traurig zugleich.
Also die These, dass 'Nemesis' ein besserer Film als 'Der Aufstand' sei, würde ich gerne durch etwas untermauert sehen. 'Der Aufstand' hat eine interessante ethisch-moralische Prämisse und ist 'Star Trek' at its best. Dieser Film hier ist ein sinnloses Action-Geballer ohne jedweden Mehrwert.
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