JACK REACHER
USA 2012
Dt. Erstaufführung: 03.01.2013
Regie: Christopher McQuarrie
Dt. Erstaufführung: 03.01.2013
Regie: Christopher McQuarrie
Jack
Reacher gehört zu jenen Filmen, zu denen eine Rezension zu schreiben nicht
nur eine Herausforderung ist, sondern auch ziemlich überflüssig, wenn man es
genau betrachtet. Ersteres, weil dies ein Film wie Tausend andere Thriller ist,
Zweiteres weil Fans der titelgebenden Figur, entsprungen aus der „Gebrauchsliteratur“
von Lee Child, den Film so oder so sehen werden. Warum sich also abmühen, zumal
auf uns Kritiker doch sowieso niemand hört? Einfache Antwort: Weil es unser Job
ist, auch wenn uns etwas so gnadenlos Durchschnittliches wie Jack Reacher über den Weg läuft.
Ein ehemaliger Militärscharfschütze erschießt fünf
willkürlich ausgewählte, unschuldige Menschen. Der Schuldige wird schnell
geschnappt und verlangt während seines Verhörs nur, Jack Reacher (Tom Cruise)
zu holen. Dieser hat die Ereignisse in den Medien verfolgt und reist bereits
an, will er doch dabei helfen, die Schuld des Mannes zu beweisen, brachte
Reacher, seines Zeichen gesetzloser Ermittler, den Schützen doch schon einmal
wegen eines ähnlichen Verbrechens vor Gericht. Zusammen mit der Verteidigerin
Helen (Rosamund Pike) macht sie Reacher an die Arbeit – und entdeckt immer mehr
Hinweise darauf, dass an der Geschichte sehr viel mehr dran sein könnte als auf
den ersten Blick scheint. Womöglich ist der Schütze gar unschuldig und der wahre
Mörder noch auf freiem Fuß…
Man muss dem Film zugutehalten, dass seine Eröffnungssequenz
ziemlich effektiv daherkommt. Der Anschlag ist spannend und furchterregend
inszeniert, nur danach soll der Film nie wieder diesen Intensitätslevel
erreichen. Action in Jack Reacher
heißt eine generische Autoverfolgungsjagd oder eine dermaßen alberne Rangelei
in einem Badezimmer, dass man sich kaum entscheiden kann, ob dies gewollt oder
unfreiwillig komisch sein soll. Charakter in Jack Reacher zu sein heißt, als Tom Cruise von allen Frauen
angehimmelt zu werden oder als Helen blöde Fehler zu machen und viel Brust zu
zeigen. Ach, und sehr fotogen auf einem Stuhl zu sitzen, wenn man eine Waffe an
den Kopf gehalten bekommt. Da kann auch der Coup nicht helfen, Regielegende Werner
Herzog als Schurke zu besetzen, der von Christoph Waltz ein paar Tipps hätte
einholen sollen, wie man sich gelungen selbst synchronisiert. Alle anderen
Darsteller stolpern durch den Film und warten auf die Gage.
Wenn man Jack Reacher
verteidigen will, dann könnte man sagen, es sei ein Old-School-Thriller, der
weniger auf die Überwältigung denn auf die Konstruktion und Lösung des Falles
aus ist. Nur leider ist beides hier kaum interessant und wie ein Thriller alter
Schule aussehen kann, hat Roman Polanski mit The Ghostwriter vor einiger Zeit bereits eindrucksvoll
demonstriert. Mit über zwei Stunden zieht sich der langweilig erzählte Plot zu
lange hin, sind die Figuren zu uninteressant und dass man das baldige Ende
herbeisehnt ist nie ein gutes Zeichen für einen Genrefilm, der den Zuschauer
eigentlich packen und involvieren soll.
Eine epische Katastrophe ist der Film nicht, aber eben so
hemmungslos genügsam, dass keine Spannung aufkommt. Mit Ausnahme der eiskalten
Eröffnung und dem immerhin lobenswerten Ansatz, die fünf Opfer nicht als
gesichtsloses Kanonenfutter zu behandeln (wir erfahren durch Helen etwas aus
ihren Leben), bietet der Film nicht viel mehr als einen Thriller, der schon
beim Sehen wieder vergessen wird. Das ist auch eine gewisse Leistung. Aber
keine, auf die man übermäßig stolz sein sollte.
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