Montag, 12. August 2013

John Dies at the End (2012)




JOHN DIES AT THE END
USA 2012
Dt. Erstaufführung: 23.04.2013 (DVD-Premiere)
Regie: Don Coscarelli

Filme, die sich mit alternativen Realitäten beschäftigen und in diesem Zug das Medium ganz für sich einnehmen, sind nichts Neues. Ebenso wenig Filme, die Drogensucht thematisieren. Mischt man beides zusammen erhält man den kruden John Dies at the End, der dem deutschen Verleih offensichtlich so suspekt war, dass er ihn gleich auf DVD herausbrachte. Der Film von Don Coscarelli (Bubba Ho-Tep, Beastmaster – Der Befreier) basiert auf einem gleichnamigen Kultbuch von David Wong, über das ich mich mangels Kenntnis nicht äußern kann. Rein als Film betrachtet ist John Dies at the End eins jener cineastischen Zugunglücke, die gleichermaßen faszinierend wie langweilig sind. Das Interesse wird hauptsächlich dadurch wachgehalten, welche bizarren Einfälle als nächstes auf dem Bildschirm erscheinen werden. Das mag für manchen genug sein, ähnlich einem Kiffer, der sich vor einem Klingeltonmaskottchen fürchtet und dies zu einer abendfüllenden Veranstaltung ausarten lässt, aber letztlich ist es doch etwas dürftig.

Dave (Chase Williamson) wird von seinem Freund John (Rob Mayes) zu Hilfe gerufen: unter dem Einfluss einer neuartigen Droge, genannt „Sojasauce“, sieht er garstige Monster und ist nicht mehr Herr seiner Sinne. Dave will ihm helfen und ihn ins Krankenhaus fahren, injiziert sich unterwegs aber versehentlich selbst etwas von der schwarzen Substanz. Danach beginnt ein Trip der besonderen Art, denn die Droge kann viel mehr, als Menschen high zu machen. Sie ist außerdem der Schlüssel zu einem Dimensionsportal und auf der anderen Seite bereitet eine parallele Alternative der Erde, in der ein lebender Computer, der aussieht wie ein Monster aus Z-Film-Klassikern wie Bestien lauern von Caracas, die Herrschaft übernommen hat, bereits die Invasion unserer Welt vor. Oder so ähnlich.

Ist dies die Story von John Dies at the End? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Fakt ist, dass der Film so viele Turns und Twists hat, dass es am Ende egal ist, wie man die Geschichte zusammenfassen könnte, hat der Film doch nur ein marginales Interesse an ihr. Das Augenmerk liegt viel mehr auf all den bizarren, grotesken und oftmals schlicht alptraumhaften Bildern, die generiert werden. Wenn ein Hot Dog als Mobiltelefon gebraucht wird oder ein Schnurrbart sich flatternd selbstständig macht, dann ist das durchaus auf eine verrückte Art lustig. Ebenso wenn ein Hund ein Auto steuert. Wenn Arme plötzlich abgerissen werden, riesige insektenartige Monstren an der Decke hängen oder Augäpfel explodieren, dann ist das daraus resultierende Lachen eher eins, dass den Horror überdecken soll. Der Ton bleibt die meiste Zeit über auf der augenzwinkernden Seite, der Film nimmt sich erst gegen Ende etwas zu ernst, baut gar ein ethisches Dilemma ein, ohne es aber weiter zu verfolgen. Denn die nächste Groteske wartet schon.

John Dies at the End rackert sich ab, um originell zu sein. Dennoch kommt man kaum umhin, zu bemerken, dass man fast alles schon irgendwo gesehen hat. Die gewalttätigen Grotesken erinnern an David Cronenberg, beispielsweise eXistenZ, die Struktur und das Spiel mit verschiedenen Ebenen der Realität hat John Carpenter bereits in erstaunlich ähnlicher Form in Die Mächte des Wahnsinns abgearbeitet. Dann kommt noch etwas Donnie Darko hinzu, etwas Requiem for a Dream und fertig ist John Dies at the End. Mit anderen Worten: der Film ist ein Destillat. Interessant ist das nicht, zumal die Absonderlichkeiten und die Gewalt zu oft zum reinen Selbstzweck verkommen.
Man kann dem Ganzen zugutehalten, dass man nie genau weiß, was als nächstes passieren wird. Doch über den Überraschungseffekt hinaus erzählt der Film keine involvierende Geschichte, es geht ihm einzig und allein um die Schauwerte, um ein Abfeiern von Versatzstücken aus Horror, Fantasy und Science-fiction. John Dies at the End fängt viel an, beendet wenig, sonnt sich im Lichte seiner eigenen Existenz, die so schön weit ab vom Mainstream liegt und lässt am Ende vor allem ein Wort im Hirn des Zuschauers aufsteigen: random. Dies ist Absurditätskino ohne wirklichen Mehrwert (Hardcorefans werden mir da sicherlich vehement widersprechen und mir die versteckten Hinweise auf eine alles umspannende Deutung entschlüsseln), und sei es „nur“ abwegig-lustige Unterhaltung. Denn dazu ist John Dies at the End doch wieder zu sehr von sich überzeugt – und von seinen Grotesken.



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