THE PURGE – DIE
SÄUBERUNG
(The Purge)
(The Purge)
USA/Frankreich 2013
Dt. Erstaufführung: 13.06.2013
Regie: James DeMonaco
Dt. Erstaufführung: 13.06.2013
Regie: James DeMonaco
Wäre The Purge ein Mensch, dann würde er sich ständig die Hände reiben
und sich freuen, wie ungeheuer clever er doch ist, während sich die ihn
umgebenden nicht so recht trauen, ihm zu sagen, dass es nicht so ist. Dies ist
ein Home-Invasion-Thriller der besonders langweiligen Sorte, der dem Zuschauer
mit hanebüchenen Ideen vorgaukeln möchte, er wäre mehr als die Summe seiner
Teile.
Die USA im Jahr 2022: der Wirtschaft geht es blendend, die
Kriminalitätsrate ist auf einem Rekordtief. Erreicht wurde dies nach mehreren
Rezessionen durch die „neuen Gründungsväter“, die einmal im Jahr für 12 Stunden
die „Säuberung“ ausrufen. In jener Nacht sind alle Verbrechen, inklusive Mord
und Vergewaltigungen, legal. Weder die Polizei, die Feuerwehr noch die
Krankenhäuser arbeiten, frustrierte Angestellte wollen ihren Chef ermorden,
Gruppen ziehen marodierend durch die Straßen. Wer er sich leisten kann
verschanzt sich mithilfe modernster Technik in seinem Haus und wartet auf den
Morgen und die kommenden 364 friedlichen Tage. Zu den Nutznießern dieser neuen
Ordnung gehört James Sandin (Ethan Hawke), der mit dem Verkauf von luxuriösen
Alarmanlagen reich geworden ist. Zusammen mit Frau Mary (Lena Headey) und
Kindern Charlie (Max Burkholder) und Zoey (Adelaide Kane) erwartet er gut
geschützt in seinem noblen Anwesen die diesjährige Säuberungs-Nacht. Doch als
der sensible Charlie einen hilflosen Mann (Edwin Hodge) auf der Straße sieht
und ihn ins Haus lässt, ist es mit der Ruhe vorbei. Schnell steht eine Gruppe
hochmotivierter Purge-Fans vor dem Sandin-Anwesen und verlangt die Herausgabe
des Hausgastes – andernfalls werden sie sich Zutritt verschaffen und jedem im
Haus töten…
The Purge sieht
sich als hintergründiger Kommentar zur menschlichen Natur, der Film lässt keine
Möglichkeit aus, den Zuschauer daran zu erinnern. Dabei funktioniert gerade in
dieser Hinsicht die Säuberung nur auf den ersten, sehr oberflächlichen Blick.
Darüber, dass eine legalisierte Gewaltnacht für das Verschwinden jeder
sozioökonomischen Probleme verantwortlich sein soll, muss man ohnehin kaum ein
Wort verlieren. Regisseur James DeMonaco hat ein seltsames Wirtschafts- und
Gesellschaftsbild. So verlangt er eben auch, dass wir akzeptieren, dass sich
Menschen 364 Tage im Jahr anständig verhalten, nur um dann 12 Stunden nach
Herzenslust zu morden. Diese Akzeptanzvoraussetzung karikiert geradezu
jeglichen Kommentar über die plakativ vorgetragene Gewaltnatur der Menschheit.
Wir sind grausame Tiere, aber wenn wir uns ein paar Stunden nicht an Gesetze
halten müssen, tun wir es den Rest des Jahres liebend gern. Ach was.
Selbst wenn man die wenig durchdachte Idee der Säuberung
akzeptieren kann (oder will), kommt man nicht umhin, The Purge mangelndes Vertrauen in eben jene Prämisse zu
attestieren. Der Aufhänger mag leicht schwachsinnig sein, mit den Implikationen
hätte man einiges anstellen können. Wie wirkt sich diese Nacht auf die Gemüter
der Menschen aus? Ist Mord dadurch gesellschaftlich dabei, akzeptiert zu
werden? Wie hoch sind die Selbstmordraten in dieser Dystopie, weil Menschen
nicht mit ihren Taten umgehen können? Doch daran hat DeMonaco kein Interesse.
Neben einer einfachen, im richtigen Kontext durchaus effektiven
Oben-Unten-Symbolik (die Sandins leben in einem Ghetto des Geldes, während der
Hausgast wahrscheinlich nicht ohne Grund schwarzer Hautfarbe und Obdachloser
ist) bietet The Purge ansonsten nur
einen derartig langweiligen, vorhersehbaren und uninspirierten
Home-Invasion-Thriller an, dass man sich fragt, ob das Ganze ernst gemeint ist.
Nichts ist spannend oder überraschend, das Ende, in dem die Nachbarn der
Sandins eine Rolle spielen, kann bereits in den ersten 10 Minuten des Films
abgesehen werden. So schleppt sich der Film so dahin, lässt Charaktere die
üblichen Dummheiten begehen und versucht dabei auch noch, dem Zuschauer ständig
seine „Botschaft“ ins Hirn zu hämmern, auch wenn er es natürlich schon längst
verstanden hat.
The Purge ist
keine Opferung von 85 Minuten Lebenszeit wert, es sei denn, man hat Spaß daran,
die Widersprüche und die Dummheiten aufzudecken, die die Prämisse als clevere
Einfälle zu verkaufen versucht. Irgendwo gar nicht so tief vergraben schlummert
in The Purge ein Genre-Kleinod. Es
hätte nur eines sehr viel intelligenteren und unterhaltsameren Drehbuchs
bedürft, dieses freizulegen.
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