Donnerstag, 28. November 2013

Lone Ranger (2013)




LONE RANGER
(The Lone Ranger)
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 08.08.2013
Regie: Gore Verbinski

Das passiert, wenn man sich seiner Sache zu sicher ist. Mit einem exorbitanten Budget von 215 Millionen US-Dollar hat Disney einen der größten Flops des Jahres in die Kinos gebracht. Dabei schien doch alles klar zu sein: man hatte eine in den USA beliebte Ausgangsgeschichte, die vom Lone Ranger und seinem Partner Tonto. 1933 erblickten sie als Protagonisten einer Radioserie das Licht der Welt, es folgten TV-Serien wie Die Texas Rangers (ab 1949) und Filmversionen wie Der weiße Reiter (1956) und Die Legende vom einsamen Ranger (1981). Das auch letztere Version ein Kinoflop war, blendete man wohl aus. Schließlich hatte man Johnny Depp an Bord, der zusammen mit Regisseur Gore Verbinski einen ähnlichen Erfolg wie Fluch der Karibik einfahren sollte. Zumal Verbinski zuvor mit dem animierten Rango das Westerngenre neu belebt hatte. Doch Erfolge lassen sich augenscheinlich doch nicht planen. Gerade im Vergleich mit Rango offenbart sich, dass ein Mediumswechsel dem Lone Ranger womöglich gut getan hätte. Verbinskis Film ist angelegt wie ein Cartoon, der sich als Realfilm durchschlägt und dementsprechend seine Wirkung verfehlt.

1869 im Wilden Westen: Der pazifistische Anwalt John Reid (Armie Hammer) und sein Bruder, der Texas Ranger Dan (James Badge Dale) werden von dem entflohenen Straftäter Butch Cavendish (William Fichtner) und seinen Mannen ermordet. Doch dank der spirituellen Kraft eines weißen Pferdes und der Hilfe des durchgeknallten Indianers Tonto (Johnny Depp) gelangt John wieder unter die Lebenden und begibt sich als Lone Ranger getarnt auf die Spur von Cavendish. Zufällig enthüllen sie ein Komplott gegen die indianische Bevölkerung, das einige Beteiligten sehr reich machen könnte. Dabei spielt die Eisenbahn, die gerade den Westen erschließen soll, eine nicht unwesentliche Rolle…

Der Western hat es im 21. Jahrhundert schwer. Hier und da taucht nochmal ein Gattungsvertreter auf, im Großen und Ganzen hat sich das Genre aber aufs Altenteil zurückgezogen. Interessanterweise sind zwei der erfolgreicheren Beispiele animiert: Spirit – Der wilde Mustang und der schon erwähnte Rango. Auch Lone Ranger ist ein Animationsfilm – zumindest in seiner Seele. So hat es etwas zutiefst albernes, wenn sich Armie Hammer und Johnny Depp wie Cartoonfiguren geben. Jeglicher Witz geht verloren und lässt nur peinlich berührtes Kopfschütteln zurück. Die Eskapaden der Zwei zünden ebenso wenig wie ihre Dialoge, die sie sich reißbrettartig zuwerfen. Hammer ist ein farbloser Held und Depp ist in einem unangenehmen Pirates of the Caribbean 3-Modus gefangen (darüber, dass man Depp einen Indianer spielen lässt, wollen wir gar nicht erst anfangen zu diskutieren). So stolpern die Zwei ungelenk und irritierend durch fast 2 ½ Stunden Film, der ein Grundinteresse nur dadurch aufrecht erhalten kann, dass man sich fragt, welche Blödsinnigkeit als nächstes auf den Zuschauer losgelassen wird.

Eins sollte man allerdings nicht unterschlagen: Gioachino Rossini passt perfekt in den Wilden Westen. Das Finale seiner William Tell Ouvertüre untermalt herausragend das einsame Highlight des Films, den Showdown auf einem Zug. Diese Sequenz ist voller Spielfreude, Esprit, Spannung, Tempo – also allen Eigenschaften, die man im Rest des Films so schmerzlich vermisst. Dies lässt nicht nur die vorherigen zwei Stunden Spielzeit kurzzeitig vergessen, die Sequenz ist auch eine der besten Actioneinstellungen des Jahres. Wirklich schade, dass sie sich in Lone Ranger und nicht in einem besseren Film befindet.

So mäandert der Film vor sich hin, weiß wenig sowohl mit seinen Haupt- wie auch seinen Nebenfiguren (Helena Bonham Carter als Bordellchefin mit schießwütigem Elfenbeinprothese…) anzufangen und irritiert viel mehr als dass er gut unterhält. Wenn der perfekte Showdown einsetzt hat Lone Ranger womöglich schon so viele Zuschauer in die Flucht geschlagen, dass sie das Highlight nicht mehr mitbekommen. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass es schwer fallen dürfte, Verbinskis Film zu verlassen oder auszuschalten. Ob aber die Neugier darauf, welchen Fehltritt er als nächstes begeht eine Empfehlung wert ist, das ist eine sehr individuelle Entscheidung. Lone Ranger ist das perfekte Beispiel dafür, dass wir als Publikum uns halt doch nicht jeden Mist vorsetzten lassen, egal wie sehr man meint, eine perfekte Malen-nach-Zahlen-Formel gefunden zu haben.


http://filmblogosphaere.wordpress.com/

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