LONE RANGER
(The Lone Ranger)
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 08.08.2013
Regie: Gore Verbinski
Dt. Erstaufführung: 08.08.2013
Regie: Gore Verbinski
Das passiert, wenn man sich seiner
Sache zu sicher ist. Mit einem exorbitanten Budget von 215 Millionen US-Dollar
hat Disney einen der größten Flops des Jahres in die Kinos gebracht. Dabei
schien doch alles klar zu sein: man hatte eine in den USA beliebte
Ausgangsgeschichte, die vom Lone Ranger und seinem Partner Tonto. 1933
erblickten sie als Protagonisten einer Radioserie das Licht der Welt, es
folgten TV-Serien wie Die Texas Rangers
(ab 1949) und Filmversionen wie Der weiße
Reiter (1956) und Die Legende vom
einsamen Ranger (1981). Das auch letztere Version ein Kinoflop war,
blendete man wohl aus. Schließlich hatte man Johnny Depp an Bord, der zusammen
mit Regisseur Gore Verbinski einen ähnlichen Erfolg wie Fluch der Karibik einfahren sollte. Zumal Verbinski zuvor mit dem animierten
Rango das Westerngenre neu belebt
hatte. Doch Erfolge lassen sich augenscheinlich doch nicht planen. Gerade im
Vergleich mit Rango offenbart sich,
dass ein Mediumswechsel dem Lone Ranger
womöglich gut getan hätte. Verbinskis Film ist angelegt wie ein Cartoon, der
sich als Realfilm durchschlägt und dementsprechend seine Wirkung verfehlt.
1869 im Wilden Westen: Der pazifistische Anwalt John Reid
(Armie Hammer) und sein Bruder, der Texas Ranger Dan (James Badge Dale) werden
von dem entflohenen Straftäter Butch Cavendish (William Fichtner) und seinen
Mannen ermordet. Doch dank der spirituellen Kraft eines weißen Pferdes und der
Hilfe des durchgeknallten Indianers Tonto (Johnny Depp) gelangt John wieder
unter die Lebenden und begibt sich als Lone Ranger getarnt auf die Spur von
Cavendish. Zufällig enthüllen sie ein Komplott gegen die indianische
Bevölkerung, das einige Beteiligten sehr reich machen könnte. Dabei spielt die
Eisenbahn, die gerade den Westen erschließen soll, eine nicht unwesentliche
Rolle…
Der Western hat es im 21. Jahrhundert schwer. Hier und da
taucht nochmal ein Gattungsvertreter auf, im Großen und Ganzen hat sich das
Genre aber aufs Altenteil zurückgezogen. Interessanterweise sind zwei der erfolgreicheren
Beispiele animiert: Spirit – Der wilde
Mustang und der schon erwähnte Rango.
Auch Lone Ranger ist ein
Animationsfilm – zumindest in seiner Seele. So hat es etwas zutiefst albernes,
wenn sich Armie Hammer und Johnny Depp wie Cartoonfiguren geben. Jeglicher Witz
geht verloren und lässt nur peinlich berührtes Kopfschütteln zurück. Die
Eskapaden der Zwei zünden ebenso wenig wie ihre Dialoge, die sie sich reißbrettartig
zuwerfen. Hammer ist ein farbloser Held und Depp ist in einem unangenehmen Pirates of the Caribbean 3-Modus
gefangen (darüber, dass man Depp einen Indianer spielen lässt, wollen wir gar
nicht erst anfangen zu diskutieren). So stolpern die Zwei ungelenk und
irritierend durch fast 2 ½ Stunden Film, der ein Grundinteresse nur dadurch
aufrecht erhalten kann, dass man sich fragt, welche Blödsinnigkeit als nächstes
auf den Zuschauer losgelassen wird.
Eins sollte man allerdings nicht unterschlagen: Gioachino
Rossini passt perfekt in den Wilden Westen. Das Finale seiner William Tell Ouvertüre untermalt
herausragend das einsame Highlight des Films, den Showdown auf einem Zug. Diese
Sequenz ist voller Spielfreude, Esprit, Spannung, Tempo – also allen
Eigenschaften, die man im Rest des Films so schmerzlich vermisst. Dies lässt
nicht nur die vorherigen zwei Stunden Spielzeit kurzzeitig vergessen, die
Sequenz ist auch eine der besten Actioneinstellungen des Jahres. Wirklich
schade, dass sie sich in Lone Ranger
und nicht in einem besseren Film befindet.
So mäandert der Film vor sich hin, weiß wenig sowohl mit seinen
Haupt- wie auch seinen Nebenfiguren (Helena Bonham Carter als Bordellchefin mit
schießwütigem Elfenbeinprothese…) anzufangen und irritiert viel mehr als dass
er gut unterhält. Wenn der perfekte Showdown einsetzt hat Lone Ranger womöglich schon so viele Zuschauer in die Flucht
geschlagen, dass sie das Highlight nicht mehr mitbekommen. Fairerweise muss man
allerdings sagen, dass es schwer fallen dürfte, Verbinskis Film zu verlassen
oder auszuschalten. Ob aber die Neugier darauf, welchen Fehltritt er als
nächstes begeht eine Empfehlung wert ist, das ist eine sehr individuelle
Entscheidung. Lone Ranger ist das
perfekte Beispiel dafür, dass wir als Publikum uns halt doch nicht jeden Mist
vorsetzten lassen, egal wie sehr man meint, eine perfekte Malen-nach-Zahlen-Formel gefunden zu haben.
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