PROMISED LAND
USA/Vereinigte Arabische Emirate 2012
Dt. Erstaufführung: 13.06.2013
Regie: Gus Van Sant
Dt. Erstaufführung: 13.06.2013
Regie: Gus Van Sant
Promised
Land ist der „Anti-Fracking“-Film. So weit, so simpel. Nun sind die
Argumente, die gegen das Pumpen von Chemikalien tief unter die Erde, um so
Erdgas an die Oberfläche zu treiben, gut und richtig (wer möchte schon
potenziell Wasser trinken, dass man auch anzünden kann?), aber Promised Land bemüht sich redlich, beide
Seiten der Medaille zu zeigen und unvoreingenommen zu diskutieren. Leider
gelingt dies dem durchaus ambitionierten Drehbuch von Matt Damon und John
Krasinski, das Gus Van Sant inszenierte, nicht ganz. Die Grauzonen werden nicht
ausreichend beleuchtet und gerade zum Ende hin ist die Motivation gerade der
Hauptfigur nicht mehr ganz nachvollziehbar. Promised
Land ist sehr idealistisch, was das Gemüt von Menschen angeht und man kann
sich des Gefühls nicht erwehren, dass ein Hauptfigurenportrait wie
beispielsweise in Lord of War – Händler
des Todes ehrlicher daherkommt. Man kann weitermachen, auch wenn man weiß,
dass es moralisch nicht in Ordnung ist. Für den von Damon gespielten
Protagonisten kommt so etwas nicht in Frage und dieser Idealismus kommt im
Kontext des Films eher manipulativ herüber als begründet.
Steve Butler (Matt Damon) ist ein geschickter Angestellter
eines neun Millarden Dollar schweren Energiekonzerns, der sich vermehrt des
Fracking bedient, um die USA Stück für Stück unabhängiger von Ölimporten zu
machen. Steves Zahlen sind hervorragend und so wird er zusammen mit der
pragmatischen Sue Thomason (Frances McDormand) in eine ländliche Gemeinde
geschickt, um dort die Farmer zu überzeugen, ihr Land für die Nutzung zur
Gasgewinnung zur Verfügung zu stellen – zu Preisen, die die Augen der oftmals
prekär lebenden Menschen leuchten lassen. Doch dann stellt sich erst der
wohlinformierte Lehrer Frank Yates (Hal Holbrook) auf einer Bürgerversammlung
gegen Steve und danach taucht auch noch ein junger Umweltschützer (John
Krasinski) auf, der aktiv gegen die Gasförderpläne vorgeht. Seine Argumente in
punkto Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind überzeugend – doch ist nicht auch
Steves Geld ebenso verlockend?
Promised Land erzählt
von einer Welt, die die gleichen Fehler erneut begehen möchte. Um sich
unabhängiger von Energieimporten zu machen, möchte man ungeahnte Risiken in
Kauf nehmen, um die Energie inländisch zu produzieren. Dafür wird die
Verseuchung des Grundwassers, von den noch nicht abzusehenden Langzeitfolgen
ganz zu schweigen, billigend in Kauf genommen. Man ersetzt eine endliche
Ressource mit einer anderen und vergeht sich zur Gewinnung ebenso an der Natur,
verkauft sie aber als „saubere Energie“. Während dieses Dilemma schnell dafür
sprechen würde, Fracking nicht weiter zu betreiben, bringt der Film auch
diverse andere Überlegungen mit ins Spiel. Kann sich eine klamme Gemeinde,
können sich Farmbesitzer, die um die Zukunft ihrer Kinder sorgen, überhaupt der
Versuchung widersetzen, tausende Dollar mit der simplen Existenz ihres Landes
zu verdienen? Steve verspricht einem Farmer (Tim Guinee) 40.000 $ fürs
Nichtstun und wer könnte ihm verübeln, wenn sein Blick seine Tochter (Lexi
Cowan) streift und er über das Angebot nachdenkt? Doch ist es nicht gerade die
Zukunft eben jener Tochter, die aufs Spiel gesetzt wird, wenn man massenhaft
Chemikalien ins Erdreich pumpt? Nein, Promised
Land will es sich nicht einfach machen, umso ärgerlicher ist der
simplifizierende Ausweg, den er aus seinen Dilemmas findet. Ein durchaus
cleverer Twist am Ende führt zu einer allzu beschleunigten Wandlung, die ein
schal schmeckendes persönliches Happy-End nach sich zieht. Den vorangegangenen
Ereignissen ist das dramaturgisch unausgegorene Ende nicht würdig.
Schauspielerisch lebt der Film vor allem von Frances
McDormand. Ihre Sue, eine pragmatische Mutter, die den Einkauf von Land nur als
Job sieht, um die Ausbildung ihres halbwüchsigen Sohnes zu finanzieren, ist der
interessanteste Charakter des Films. Anders als Damons Steve kann sie
moralische Bedenken besser ignorieren, obwohl man nie einen Zweifel daran hat,
dass sie auch an ihr nagen. Als Hauptfigur wäre Sue die womöglich bessere Wahl
gewesen, nicht nur weil McDormand interessanter spielt, sondern auch, weil
Damon nie den Wunderknaben portraitiert bekommt, den Steve laut Drehbuch
darstellen soll. Die Gemeinde im Film ist die Erste, die Widerworte gibt, in
der er mit Problemen konfrontiert wird, die er dann mehr schlecht als recht zu
lösen versucht? Eher unwahrscheinlich. Kurz gesagt: Sue ist taffer als Steve
und an ihr lassen sich die Dilemmas besser durchexerzieren.
Promised Land ist
ambitioniert, aber auch etwas fahrig in seiner Darstellung. Es ist geradezu
paradox, dass der Film die Grauzonen des Themas so genau identifiziert, sie
dann aber nicht weiter ausführt. Das Herz hat er am rechten Fleck,
dramaturgisch wird er seinem Sujet aber nicht gerecht. Promised Land ist ein Film, den man für seinen Inhalt lieben
möchte, ihn aufgrund seiner unübersehbaren Schwächen aber nur wohlwollend
goutieren kann.
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