Montag, 25. November 2013

Love Stories - Erste Lieben, zweite Chancen (2012)




LOVE STORIES – ERSTE LIEBEN, ZWEITE CHANCEN
(Stuck in Love)
USA 2012
Dt. Erstaufführung: 19.09.2013
Regie: Josh Boone

Sollte es hinsichtlich des Titels dieses Films Stirnrunzeln geben, so möchte ich dies kurz aufklären. Love Stories ist der einfallslose deutsche Titel der Indie-Komödie Stuck in Love, die auch mal unter dem Titel Writers firmierte und in Deutschland an manchen Stellen unter dem letztendlichen Originaltitel besprochen wurde. Alles klar?
Und auch wenn man angesichts des wenig einladenden Titels das Schlimmste erwarten könnte, so überrascht Love Stories am Ende mit einem gesunden Mix aus hoffungsloser Romantik und nüchternem Pragmatismus, der von hervorragenden Darstellern getragen wird.

Die Borgens sind eine Schriftstellerfamilie. Tochter Samantha (Lily Collins) ist 19 und hat gerade ihr erstes Buch verkauft, in dem sie eine extrem zynische Sicht auf die Liebe pflegt. Ihr Teenagerbruder Rusty (Nat Wolff) verehrt Stephen King, schreibt Gedichte und Kurzgeschichten und ist gerade zum ersten Mal richtig verliebt – in die drogensüchtige Kate (Liana Liverato). Ihr gemeinsamer Vater William (Greg Kinnear) hat seit der Scheidung von Frau und Mutter Erica (Jennifer Connelly) nichts mehr produziert und klammert sich an den Gedanken, dass sie zu ihm zurückkehren könnte. Im Laufe eines Jahres, von Thanksgiving zu Thanksgiving, wird sich das Leben der Borgens ändern, sie werden viel über sich und über andere lernen und liebgewonnene Verhaltensmuster hinterfragen müssen…

Am Ende des Tages ist Love Stories natürlich eine romantische Komödie, die aber glücklicherweise genug Realismus vorzuweisen hat, damit das Ganze nicht in Kitsch und den gängigen Klischees ertrinkt. Am Ende mag ein versöhnliches Bild stehen, alle Probleme sind aber noch längst nicht vom Tisch. Diese unaufgeregt herübergebrachte Erkenntnis, dass Liebe stetige Arbeit an sich und der Beziehung bedeutet, hebt Love Stories über den Durchschnitt der Rom-Coms, in denen das Leben oftmals einen Tick zu leicht vonstattengeht.

Während das Drehbuch sich genug melancholische Momente abringen kann, sind die Darsteller ein durchgehendes Fest. Greg Kinnear ist köstlich als trauriger Vater, der sich in weitaus mehr seltsamen Situationen wiederfindet, als ihm lieb sein dürfte. Lily Collins gibt ein recht akkurates Portrait einer zynischen, pseudo-desillusionierten jungen Frau, deren Triaden den einen oder anderen Zuschauern sicherlich aus seiner/ihrer Zeit um die Anfang 20 bekannt sein dürften. Logan Lerman als Louis und Nat Wolff als Rusty überzeugen als junge Männer, die nicht dem Klischeebild des „Jocks“ entsprechen und Jennifer Connelly brilliert vor allem in einer Begegnung mit ihrer Filmtochter auf einer Party.

Regiedebütant Josh Boone legt eine souveräne Figurenführung und einen feinfühligen Einsatz des Soundtracks vor. Love Stories mag nichts radikal Neues bieten, aber welcher Film, gerade auf dem sonst so generischen Feld der romantic comedys, kann das schon von sich behaupten? Besonders im Vergleich mit der immer gleichen Konkurrenz ist dies eine erfrischende, kurzweilige und durchdachte Angelegenheit. Die ausgewogene Mischung aus tragikomischen und romantisierenden Elementen ist so geglückt, dass wahrscheinlich auch eingefleischte Zyniker am Ende ein wohliges Gefühl in der Magengegend verspüren. Und wenn nicht, geben sie es vielleicht auch einfach nur nicht zu.


http://filmblogosphaere.wordpress.com/

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