DIE CROODS
(The Croods)
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 21.03.2013
Regie: Chris Sanders & Kirk De Micco
Dt. Erstaufführung: 21.03.2013
Regie: Chris Sanders & Kirk De Micco
Das Animationsfilme kontinuierlich
unterschätzt werden ist gleichzeitig ein Segen und ein Fluch. Zum einen können
sie so vielfältige Themen anreißen, zum anderen laufen sie Gefahr, dass niemand
sie so recht beachten will. Ist ja nur Kinderkram, nicht wahr? So ist auch Die Croods nicht vor diesem Schicksal
gefeit, wobei man fairerweise anmerken muss, dass der Film auch viel dafür tut,
seinen interessanten Subtext zu verbergen. Das Regieduo Chris Sanders (Drachenzähmen leicht gemacht) und Kirk
De Micco (Space Chimps – Affen im All)
reichert den episodenhaften Film mit allerlei generischer, hektischer Action
an, obwohl seine Stärken eher auf der emotionalen Ebene liegen.
Das Motto der Steinzeit-Familie Crood ist: „Habe niemals
keine Angst vor irgendwas.“ Ausgesprochen vom Patriarchen Grug, leidet vor
allem die pubertierende Tochter Eep unter dieser Überlebensregel, die die
Croods zwar davor bewahrt hat zu sterben (wie all ihre Nachbarn), aber auch
dafür sorgt, dass die Familie, zu der noch Mutter Ugga, Sohn Thunk, Baby Sandy
und Großmutter Gran gehören, ein ereignisloses Leben führt. Die schützende
Höhle wird nur zur Nahrungssuche verlassen und auch dann trachtet die
prähistorische Fauna den Menschen stets nach dem Leben. Als sich Eep eines
Nachts über die väterliche Regel hinwegsetzt und den cleveren, jungen Guy
kennenlernt, ist dies nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Ereignissen,
die die Croods dazu zwingen, ihr bisheriges Weltbild zu überdenken. Die
driftenden Kontinente sorgen für Erdbeben und Verwerfungen, krempeln das
Erscheinungsbild der Welt um und zerstören auch noch die geliebte Höhle der
Familie. Notgedrungen machen sie sich auf die Suche nach einer neuen Bleibe…
Eine besonders gute Nachricht zuvor: Die Croods ist besser als die Ice
Age-Fortsetzungen, jenem Franchise, mit dem sich der Film aufgrund des
Settings zwangsläufig vergleichen muss. Auch wenn Sanders und De Micco sich
nicht nur dort bedienen, sondern zudem kräftig aus Avatar – Aufbruch nach Pandora zitieren und mit einer rothaarigen,
rebellischen Heldin auch Reminiszenzen an Merida
– Legende der Highlands bieten. Dieser Mischmasch, der irgendwo tief
drinnen natürlich auch ein bisschen Familie
Feuerstein atmet, ist leidlich unterhaltsam, mit einigen großartigen, aber
auch vielen halbherzigen Gags, diversen Dummheiten (das Baby Sandy steckt
offenbar auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe fest), dafür aber auch einem
überbordenden Einfallsreichtum, was die Fauna dieser Welt anbelangt. Es gibt
Landwale, in Schwärmen auftretende rote Killervögel, am Schwanz
zusammengewachsene Lemuren und Säbelzahnkatzen, die aussehen wie riesige
Plüschtiere. Außerdem werden die Menschen als Teil dieser Umwelt gezeigt, sie
stehen nicht außerhalb wie ein Fremdkörper, sondern sind selbstverständlich
Teil dieser Welt und müssen sich in ihr behaupten. Zudem wurden vorher
offensichtlich diverse Fachbücher gewälzt, finden sich innerhalb der Narrative
doch auch Verweise auf wissenschaftliche Theorien zur Menschwerdung, wie etwa
die Vermischung von verschiedenen Menschenarten, die erst zum modernen Menschen
führten, oder auch die Theorie der Menschheit aus dem Flaschenhals, also dass
unsere Spezies irgendwann in ihrer Frühgeschichte bereits kurz vor dem
Aussterben stand.
So macht die Go West!-Mentalität,
die in Die Croods gezeigt wird,
durchaus Sinn: nur durch Anpassung, durch Evolution, also das Einstellen auf
veränderte Bedingungen ist es möglich, zu überleben. Man kann soweit gehen und
in Die Croods den Film zur weltweiten
Krise zu sehen: nur Innovationen und ein Umdenken sichern auf Dauer den
Fortbestand. Sieht man Grug als Reaktionär und Guy als Liberalen, wird das Bild
noch klarer.
Doch ganz ab von solchen Interpretationen ist Die Croods in erster Linie ein knallig buntes Abenteuer, das sich neben all den etwas ermüdenden Actioneinlagen als emotional potente Schilderung eines Generationenkonflikts entpuppt. Grug wird nicht als tumber Patriarch gezeichnet, sondern als Vater, dessen restriktive Einstellungen aus seinem Erfahrungsschatz zu erklären sind, Eeps Rebellion fühlt sich akkurat an. So ist das Vater-Tochter-Verhältnis das Herzstück des Films und als solches bemerkenswert funktional. Die Dialoge zwischen den Beiden hören sich weniger nach Drehbuch denn nach echtem Leben an und versinken auch in den „großen Momenten“ nicht in Pathos. Es ist diese ehrlich-liebevolle Zeichnung einer interfamiliären Dynamik, die das Interesse wach hält, weniger der nächste Angriff eines phantasievollen Pseudo-Tieres.
Doch ganz ab von solchen Interpretationen ist Die Croods in erster Linie ein knallig buntes Abenteuer, das sich neben all den etwas ermüdenden Actioneinlagen als emotional potente Schilderung eines Generationenkonflikts entpuppt. Grug wird nicht als tumber Patriarch gezeichnet, sondern als Vater, dessen restriktive Einstellungen aus seinem Erfahrungsschatz zu erklären sind, Eeps Rebellion fühlt sich akkurat an. So ist das Vater-Tochter-Verhältnis das Herzstück des Films und als solches bemerkenswert funktional. Die Dialoge zwischen den Beiden hören sich weniger nach Drehbuch denn nach echtem Leben an und versinken auch in den „großen Momenten“ nicht in Pathos. Es ist diese ehrlich-liebevolle Zeichnung einer interfamiliären Dynamik, die das Interesse wach hält, weniger der nächste Angriff eines phantasievollen Pseudo-Tieres.
Die Croods ist
unter den Lagen aus Action und Slapstick, hektischer Schnittfolge und bunter
Optik durchaus diskussionswürdig und emotional befriedigend. Gerade seine
starken Seiten lassen die schwachen umso deutlicher zu Tage treten. Dies ist
ein unterhaltsamer Film, aber man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass er
auch zu viele verschenkte Möglichkeiten aufzeigt.
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