Dienstag, 19. November 2013

Man of Steel (2013)




MAN OF STEEL
USA/Kanada/Großbritannien 2013
Dt. Erstaufführung: 20.06.2013
Regie: Zack Snyder

Eins kann man Man of Steel kaum vorhalten: dass er seine mehr als zwei Stunden Laufzeit nicht mit viel Brimborium und einem gewissen Unterhaltungswert füllen würde. Das Problem ist eher seine Konzeption als Sommer-Blockbuster, die ihn auf geradezu schmerzliche Weise auf Nummer Sicher gehen lässt. Man of Steel ist das Konzentrat aus einer ganzen Reihe von apokalyptischen Actionreißern und irgendwann mischt sich etwas unter das Prozedere, dass man in solch einem Film eigentlich nicht haben möchte: gepflegte Langeweile.

Als der Kern des Planeten Krypton aufgrund massiver Ausbeutung zu kollabieren droht, putscht der machthungrige General Zod (Michael Shannon) gegen die Regierung, inklusive seinem Freund, dem hochangesehenen Wissenschaftler Jor-El (Russell Crowe). Dieser hat gerade mit seiner Frau Lara Lor-Van (Ayelet Zurer) einen Sohn bekommen – die erste natürliche Geburt auf Krypton seit Jahrhunderten. Um der Zerstörung zu entgehen entsenden die Eltern ihren Sohn ins All auf eine Reise zu einem weit entfernten Planeten namens Erde. Dort wächst er bei den Kents (Diane Lane & Kevin Costner) unter dem Namen Clark (Henry Cavill) auf, stets darauf bedacht, seine auf der Erde entwickelten übermenschlichen Kräfte vor der Bevölkerung geheim zu halten. Denn was die Menschen nicht kennen, fürchten sie. Doch als Clark als erwachsener Wanderarbeiter immer mehr versucht, etwas über seine wahre Herkunft zu erfahren, lockt er irgendwann versehentlich den vor der Zerstörung Kryptons ins Exil verbannten Zod samt Armada an, der plant, auf der Erde eine zweite Heimat für die Reste seines Volks aufzubauen – auch mithilfe eines Genozids an der Menschheit…

Die Sinnfrage ist erlaubt: Braucht man nach dem ebenfalls als Neustart geplanten Superman Returns einen erneuten Reboot? Allerdings scheint sich diese Frage im Comicgenre gar nicht mehr zu stellen, schließlich wurden wir auch bereits mit einem hastigen Spider-Man-Neustart belästigt. So wird einige Jahre nach dem hinter den Erwartungen zurückgebliebenen, aber durchaus sehenswerten Superman Returns also Regieberserker Zack Synder damit beauftragt, den Mann vom Planeten Krypton erneut aufs Radar der Kinogänger zu bringen. Mit dem inzwischen angekündigten Zusammentreffen von Superman und Batman ist auch klar, wohin die Reise gehen soll: DC Comics möchte etwas vom Kuchen abhaben, an dem sich MARVEL mit seinen Avengers-Extravaganzen bereits labt.

Man of Steel aalt sich im Bombast seines Settings, in dem Hochhäuser kollabieren und Züge durch die Luft geschleudert werden. Wahrlich, es geht sehr viel zu Bruch in diesem Film, aber die Action ist nicht nur generisch bis zu dem Punkt, dass sie langweilig wird, sondern in ihrer Bilderflut auch geradezu innovationsfeindlich. Zerbrechende Planeten, riesige Maschinen, die Energiestrahlen in die Erde jagen, UFOs schießen Kampfflugzeuge vom Himmel – was sich zunächst als große Action anhört ist inzwischen so vertraut, so banal in seiner Ausführung geworden dass Man of Steel an dieser Front keinerlei Alleinstellungsmerkmal aufweisen kann.

Was aber noch schwerer ins Gewicht fällt ist die fehlende emotionale Anteilnahme. Zack Synder ist ohnehin kein Regisseur für die Inszenierung von menschlichen Gefühlen. Ihn interessiert nur die Oberfläche, Man of Steel ist ein Hochglanzfilm in gedeckten Farben und gelegentlichen Ausflügen in die Michael-Bay-Schule der „emotionalisierenden“ Beleuchtung, aber unter der polierten Oberfläche existiert kein funktionales Herz. Vor allem die Beziehung zwischen Superman und Lois Lane (Amy Adams) mutet wie ein schlechter Scherz an. Snyder und sein Drehbuchautor David S. Goyer (der mal stark mit Dark City startete, inzwischen aber zu sehr auf Comicadaptionen eingeschossen zu sein scheint) haben scheinbar keine Ahnung, wie sich Personen auf der Leinwand verlieben könnten, also wird die Anziehung irgendwann einfach behauptet. Die Beziehungsdynamik zwischen Clark und seinen menschlichen Adoptiveltern zeigt immerhin Anzeichen von Interesse, wird aber nicht so vertieft, dass sie jenseits von manipulativem Comickitsch bestehen könnte. Man of Steel will dabei sehr viel, es ist erstaunlich, wie viele diskussionswürdige Ansätze er vor der Übernahme der Action im dritten Akt anbringt, ohne auch nur einen davon vernünftig zu Ende zu bringen. So bleiben die Figuren letztlich leer, manche geradezu überflüssig und andere, wie Zods rechte Hand Faora-Ul (Antje Traue) ziemlich nervig. Was Traue an pathetischen Zeilen aufzusagen hat ist geradezu peinlich. Allerdings ist die in guter Gesellschaft, denn die Dialoge in Man of Steel grenzen ohnehin oft an Selbstparodie. Und auch einen bizarren, wie aus der Zeit gefallenen Vergleich von kommunistischen Strukturen und westlichen (sprich: US-amerikanischen) Freiheitsdrang kann man sich nicht verkneifen, was dem Showdown zwischen Superman und Zod eine ganz neue Komponente hinzufügt: Zod kann sich nicht ändern, weil er nicht in der Freiheit Kansas aufgewachsen ist… Selbst die immer potente Dystopie des vorherbestimmten Lebens wird von Goyer und Synder verhunzt.

So ist Man of Steel ein Actionfilm ohne interessante Actionsettings und eine Comicverfilmung, die sich eher den weniger funktionalen Bestandteilen des Genres bedient als den Mut aufzubringen, auch jenseits des immer gleichen Blockbuster-Schemas zu existieren. Gleichzeitig einfallslos wie ambitioniert in seinen Ansprüchen, gleichzeitig origin story und Actionbombast abzuliefern, ist der Versuch gescheitert, Superman eine ähnlich düster-gelungene Kinowiedergeburt wie Batman mit Batman Begins zu generieren. Der Mann aus Stahl ist hier weder interessant noch sind seine Abenteuer sonderlich aufregend. Mehr als generische Unterhaltung mit einigen seltsamen Untertönen bleibt unter dem Strich nicht und das ist auch für einen Blockbuster zu wenig.


http://filmblogosphaere.wordpress.com/

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