MAN OF STEEL
USA/Kanada/Großbritannien 2013
Dt. Erstaufführung: 20.06.2013
Regie: Zack Snyder
Dt. Erstaufführung: 20.06.2013
Regie: Zack Snyder
Eins kann man Man of Steel kaum vorhalten: dass er seine mehr als zwei Stunden
Laufzeit nicht mit viel Brimborium und einem gewissen Unterhaltungswert füllen
würde. Das Problem ist eher seine Konzeption als Sommer-Blockbuster, die ihn
auf geradezu schmerzliche Weise auf Nummer Sicher gehen lässt. Man of Steel ist das Konzentrat aus
einer ganzen Reihe von apokalyptischen Actionreißern und irgendwann mischt sich
etwas unter das Prozedere, dass man in solch einem Film eigentlich nicht haben
möchte: gepflegte Langeweile.
Als der Kern des Planeten Krypton aufgrund massiver
Ausbeutung zu kollabieren droht, putscht der machthungrige General Zod (Michael
Shannon) gegen die Regierung, inklusive seinem Freund, dem hochangesehenen
Wissenschaftler Jor-El (Russell Crowe). Dieser hat gerade mit seiner Frau Lara
Lor-Van (Ayelet Zurer) einen Sohn bekommen – die erste natürliche Geburt auf
Krypton seit Jahrhunderten. Um der Zerstörung zu entgehen entsenden die Eltern
ihren Sohn ins All auf eine Reise zu einem weit entfernten Planeten namens
Erde. Dort wächst er bei den Kents (Diane Lane & Kevin Costner) unter dem
Namen Clark (Henry Cavill) auf, stets darauf bedacht, seine auf der Erde
entwickelten übermenschlichen Kräfte vor der Bevölkerung geheim zu halten. Denn
was die Menschen nicht kennen, fürchten sie. Doch als Clark als erwachsener
Wanderarbeiter immer mehr versucht, etwas über seine wahre Herkunft zu
erfahren, lockt er irgendwann versehentlich den vor der Zerstörung Kryptons ins
Exil verbannten Zod samt Armada an, der plant, auf der Erde eine zweite Heimat
für die Reste seines Volks aufzubauen – auch mithilfe eines Genozids an der
Menschheit…
Die Sinnfrage ist erlaubt: Braucht man nach dem ebenfalls
als Neustart geplanten Superman Returns
einen erneuten Reboot? Allerdings scheint sich diese Frage im Comicgenre gar
nicht mehr zu stellen, schließlich wurden wir auch bereits mit einem hastigen Spider-Man-Neustart belästigt. So wird
einige Jahre nach dem hinter den Erwartungen zurückgebliebenen, aber durchaus
sehenswerten Superman Returns also
Regieberserker Zack Synder damit beauftragt, den Mann vom Planeten Krypton
erneut aufs Radar der Kinogänger zu bringen. Mit dem inzwischen angekündigten
Zusammentreffen von Superman und Batman ist auch klar, wohin die Reise gehen
soll: DC Comics möchte etwas vom Kuchen abhaben, an dem sich MARVEL mit seinen Avengers-Extravaganzen bereits labt.
Man of Steel aalt
sich im Bombast seines Settings, in dem Hochhäuser kollabieren und Züge durch
die Luft geschleudert werden. Wahrlich, es geht sehr viel zu Bruch in diesem
Film, aber die Action ist nicht nur generisch bis zu dem Punkt, dass sie
langweilig wird, sondern in ihrer Bilderflut auch geradezu
innovationsfeindlich. Zerbrechende Planeten, riesige Maschinen, die
Energiestrahlen in die Erde jagen, UFOs schießen Kampfflugzeuge vom Himmel –
was sich zunächst als große Action anhört ist inzwischen so vertraut, so banal
in seiner Ausführung geworden dass Man of
Steel an dieser Front keinerlei Alleinstellungsmerkmal aufweisen kann.
Was aber noch schwerer ins Gewicht fällt ist die fehlende
emotionale Anteilnahme. Zack Synder ist ohnehin kein Regisseur für die
Inszenierung von menschlichen Gefühlen. Ihn interessiert nur die Oberfläche, Man of Steel ist ein Hochglanzfilm in
gedeckten Farben und gelegentlichen Ausflügen in die Michael-Bay-Schule der „emotionalisierenden“
Beleuchtung, aber unter der polierten Oberfläche existiert kein funktionales
Herz. Vor allem die Beziehung zwischen Superman und Lois Lane (Amy Adams) mutet
wie ein schlechter Scherz an. Snyder und sein Drehbuchautor David S. Goyer (der
mal stark mit Dark City startete,
inzwischen aber zu sehr auf Comicadaptionen eingeschossen zu sein scheint)
haben scheinbar keine Ahnung, wie sich Personen auf der Leinwand verlieben
könnten, also wird die Anziehung irgendwann einfach behauptet. Die Beziehungsdynamik
zwischen Clark und seinen menschlichen Adoptiveltern zeigt immerhin Anzeichen
von Interesse, wird aber nicht so vertieft, dass sie jenseits von manipulativem
Comickitsch bestehen könnte. Man of Steel
will dabei sehr viel, es ist erstaunlich, wie viele diskussionswürdige Ansätze
er vor der Übernahme der Action im dritten Akt anbringt, ohne auch nur einen
davon vernünftig zu Ende zu bringen. So bleiben die Figuren letztlich leer,
manche geradezu überflüssig und andere, wie Zods rechte Hand Faora-Ul (Antje
Traue) ziemlich nervig. Was Traue an pathetischen Zeilen aufzusagen hat ist
geradezu peinlich. Allerdings ist die in guter Gesellschaft, denn die Dialoge
in Man of Steel grenzen ohnehin oft
an Selbstparodie. Und auch einen bizarren, wie aus der Zeit gefallenen
Vergleich von kommunistischen Strukturen und westlichen (sprich:
US-amerikanischen) Freiheitsdrang kann man sich nicht verkneifen, was dem
Showdown zwischen Superman und Zod eine ganz neue Komponente hinzufügt: Zod
kann sich nicht ändern, weil er nicht in der Freiheit Kansas aufgewachsen ist…
Selbst die immer potente Dystopie des vorherbestimmten Lebens wird von Goyer
und Synder verhunzt.
So ist Man of Steel
ein Actionfilm ohne interessante Actionsettings und eine Comicverfilmung, die
sich eher den weniger funktionalen Bestandteilen des Genres bedient als den Mut
aufzubringen, auch jenseits des immer gleichen Blockbuster-Schemas zu existieren.
Gleichzeitig einfallslos wie ambitioniert in seinen Ansprüchen, gleichzeitig origin story und Actionbombast abzuliefern,
ist der Versuch gescheitert, Superman eine ähnlich düster-gelungene
Kinowiedergeburt wie Batman mit Batman
Begins zu generieren. Der Mann aus Stahl ist hier weder interessant noch sind
seine Abenteuer sonderlich aufregend. Mehr als generische Unterhaltung mit
einigen seltsamen Untertönen bleibt unter dem Strich nicht und das ist auch für
einen Blockbuster zu wenig.
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