OLYMPUS HAS FALLEN –
DIE WELT IN GEFAHR
(Olympus Has Fallen)
(Olympus Has Fallen)
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 13.06.2013
Regie: Antoine Fuqua
Dt. Erstaufführung: 13.06.2013
Regie: Antoine Fuqua
Vor gar nicht langer Zeit war man der
Meinung, einem fast vergessenen Thriller namens Die rote Flut ein Remake zu spendieren. Das Original, 1984
entstanden, handelte von einer Invasion der USA durch die Sowjetunion. Im
Remake von 2012 wurde das Land der „Freien und Tapferen“ von Nordkorea
überrannt. Augenscheinlich braucht man im US-Kino inzwischen wieder klare
Feindbilder. Zwar hat sich die Prophezeiung, nach dem 11. September 2001 würde
es keine Actionfilme mehr wie zuvor geben, nicht bewahrheitet, aber der
Turbantragende Attentäter scheint dann doch zu nah zu sein. Die echte
Katastrophe will differenziert betrachtet werden, für die fiktiven braucht man
einen wirklich in der Welt existierenden, aber de facto nicht ernstzunehmenden
Feind, an dem man eine überholte Stars-and-Stripes-Ideologie
demonstrieren kann. Was in den letzten Jahren des Kalten Krieges noch die
Sovjets waren, sind nun die Nordkoreaner. Ein isoliertes, hungerndes Volk, von
einem säbelrasselnden Diktator überwacht ist nun die neue Bedrohung des
Weltfriedens. Die Absurdität dieser Prämisse wurde schon 2004 in der zunehmend
an Substanz gewinnenenden Puppen-Parodie Team
America: World Police durchexerziert. Olympus
Has Fallen ist nun genau die Art Film, die Trey Parker und Matt Stone vor
neun Jahren so süffisant durch den Kakao zogen – eine wahre parodistische
Fundgrube, wenn er nicht so bierernst wäre. Ironie ist ein Wort, dem inzwischen
ein gewisser Hipster-mäßiger negativer Beiklang innewohnt, aber selten wäre sie
so nötig gewesen wie bei diesem Film, der sich seiner eigenen Albernheit nie
bewusst zu sein scheint.
Er konnte die Frau des Präsidenten nicht retten: um nicht
ständig den mächtigsten Mann des Landes, Benjamin Asher (Aaron Eckhart), an
seinen Verlust zu erinnern, musste der in seiner Arbeit aufgehende Secret
Service-Agent Mike Banning (Gerard Butler) seinen Dienst an der Seite der First
Family aufgeben und einen Bürojob annehmen. Seine Stunde zur erneuten Bewährung
schlägt, als 18 Monate nach dem Unfall nordkoreanische Terroristen Washington
überfallen, in weniger als einer Viertelstunde das Weiße Haus einnehmen und den
Präsidenten nebst diversen anderen hochrangigen Regierungsmitgliedern
festsetzen. In einer Nation im Ausnahmezustand schlägt sich Banning seinen Weg
durch das von Leichen gepflasterte Weiße Haus, um Asher zu retten und eine
atomare Katastrophe zu verhindern, mit der der Anführer der Invasoren, Kang
(Rick Yune), droht…
Olympus Has Fallen
ist aus der Zeit gefallen. Was noch in den 1980iger oder 1990iger Jahren als passabler
Actionfilm durchgegangen wäre, ist heute schwer zu ertragen. Die Tumbheit ist
im Grunde nur durch ein Trinkspiel zu ertragen: Immer, wenn die amerikanische
Flagge erscheint… Aber dann wären wohl alle Zuschauer nach dreißig Minuten
schon zu betrunken, um dem immerhin physisch sehr präsenten Gerard Butler dabei
zuzusehen, wie er den John McClane gibt. Ganz nebenbei empfiehlt sich der Film
dann auch noch für alle Zuschauer, denen der ebenfalls problembehaftete, aber
nicht ganz so desaströse Zero Dark Thirty
zu schwierig war: Hier kann man die Vorteile der Folter wenigstens gleich
bewundern. Denn, so die Logik des Films, wenn man angegriffen wird, ist jedes
Mittel angebracht, um zurückzuschlagen. Den Invasoren ist das Leben nichts
wert, das demonstriert ihr sehr blutig inszenierter Angriff aus Washington D.C.
(Regisseur Antoine Fuqua geht es übrigens ähnlich, walzt er doch Bilder wie die
White-Trash-Touristen, die zu langsam dahin wackeln, um nicht vom
kollabierenden Washington Monument erschlagen zu werden, genüsslich aus), aber
auch Banning ist nicht zimperlich. Aber, hey, das ist Amerika. Fuck, yeah!, um
mit Team America zu sprechen. Olympus Has Fallen ist reaktionär bis
ins Mark und für Zuschauer außerhalb der USA (oder, um all die US-Amerikaner
nicht auszuschließen, denen die Dummheit von Fuquas Film ebenfalls bewusst ist,
außerhalb der Anhängerkreise von blinden Hurra-Patriotismus) in all seiner
Glorifizierung schwerlich ernst zu nehmen. Es ist peinlich mit anzusehen, wie
sehr der Film glaubt, durch simples Drücken einiger generischer Emotionsknöpfe
könnte er eine Reaktion erheischen. Für Fuqua und seine Drehbuchautoren
Creighton Rothenberger und Katrin Benedikt scheint das Publikum ein einziger pawlowscher
Hund zu sein. Zeige ihm Explosionen, die Flagge und markige Sprüche und er
fängt an zu sabbern.
Dass die Zeiten für No-Nonsens-Actionfilme
vorbei sein sollen, daran mag man nicht wirklich glauben. Aber nach Olympus Has Fallen weiß man, dass sie
intelligenter daherkommen müssen als dieser Angriff aus Nordkorea. Es reicht
nicht, tumben Patriotismus und blutiges Gemetzel aneinander zu reihen,
langweilige Figuren ins Spektakel zu setzen und Klischees zu bedienen. Olympus Has Fallen ist wie ein
schlechter Kinderfilm, gesehen durch die Augen eines Erwachsenen: man spürt die
Beleidigung des Zielpublikums durch das Machwerk. Wer meint, Actionfans sind
nicht zu Blicken jenseits des Martialischen fähig, der irrt und demonstriert
auch gleich noch eine bemerkenswerte zynische Sicht auf das Publikum, für das
sich Olympus Has Fallen empfiehlt.
Aber an Zynismus mangelt es Fuqua augenscheinlich ohnehin nicht.
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