Donnerstag, 4. Juli 2013

Transformers (2007)




TRANSFORMERS
USA 2007
Dt. Erstaufführung: 01.08.2007
Regie: Michael Bay

Wann immer ein Film fast universell so viel Kritik einstecken muss wie Michael Bays Transformers, ist es immer ratsam, sich folgende Frage zu stellen: Hat der Film die Häme wirklich verdient? Steckt womöglich mehr hinter der Fassade, ist der Film vielleicht seiner Zeit voraus oder ähnliches? Auch ein viel gescholtener Film hat zumindest den Versuch der Unvoreingenommenheit verdient, genauso wie ein hochgelobter Film auch die eine oder andere Kritik einstecken können muss.
Mit diesen Worten, ein Blick auf Transformers, bzw. ein über zwei Stunden dauernder, zeigt schlussendlich: Manchmal ist universelle Kritik ein ernstzunehmendes Warnzeichen.

Neben den auf organischen Verbindungen basierendem Leben auf der Erde hat sich den Weiten des Alls noch eine andere Form der Intelligenz entwickelt: die Transformers, lebende. wandelbare Maschinen, die sich in die guten Autobots und die bösen Decepticons aufteilen. Alle sind hinter dem McGuffin des Films, der legendären Energiequelle AllSpark hinterher, die vor Jahrhunderten auf der Erde niederging. Die Autobots wollen den AllSpark vor dem Zugriff der Decepticons schützen, die damit grenzenlose Macht anstreben. Und der Schlüssel zum Auffinden der nützlichen Gadgets befindet sich in der Hand von Sam Witwicky (Shia LaBeouf), einem Teenager, der sich eigentlich mit den alterstypischen Problemen beschäftigen sollte, doch stattdessen in den Kampf der Maschinen hineingezogen wird…

Um fair zu bleiben: es gibt einen guten Gag im Film. Ein als Polizeiauto getarnter Decepticon schmückt seine Tür nicht mit dem in den USA üblichen Spruch To serve and protect sondern mit To punish and enslave. Ein nettes Detail in einem Film, in dem ansonsten kaum „nettes“ zu finden ist. Genauergesagt ist Transformers eher ein Zugunglück von einem Film, in seiner offensiven und gleichzeitig dilettantischen Art des Schnitts, der Figurenzeichnung und der Actioninszenierung viel mehr entnervend als involvierend. Michael Bay, dessen bester Film wohl auf alle Zeiten The Rock – Fels der Entscheidung bleiben wird (was nicht zwangsläufig als Kompliment gesehen werden soll) entwickelt mit seiner seelenlosen Materialschlacht quasi eine Antithese zum Kino an sich. Wenn Filme die Zuschauer bereichern sollen, dann tut Bay alles dafür, dass dies mit Transformers nicht passiert.

Es muss eingeräumt werden, dass der Film durch die Nostalgie-Brille womöglich etwas anders aussieht als für all jene Zuschauer, die nicht mit den Transformers-Figuren gespielt oder die Cartoon-Serie im Fernsehen gesehen haben. Vielleicht ist der Endkampf zwischen Autobots und Decepticons inmitten von Häuserschluchten genau das, was sie sich vorstellten, als ihre Plastikfiguren durchs Kinderzimmer wirbelten. Wenn ja, dann sei jedem dieser Spaß gegönnt. Wer sich nicht zu den Fanboys und –girls zählt, den erwartet eine Tortur aus sich gegenseitig zu Brei prügelnden CGI-Robotern, in denen virtuos mies agierende Menschen auf ihren Scheck warten. Es ist schon erstaunlich, wie sehr Shia LaBeouf gegen das unterirdische Drehbuch ankämpft und dabei seine Würde zu wahren versucht. Der Rest der Besetzung changiert zwischen überflüssig, dumpf und schlichtweg haarsträubend schlecht. Rachael Taylor beispielsweise führt eine kleine Gruppe Hacker an, deren Subplot einfach endet. Keine weitere Erwähnung, keine Erklärung, die Figuren verschwinden einfach aus dem Film. Josh Duhamel und Tyrese Gibson geben zwei Militärs aus dem Überraschungsei, da ihre Charaktereigenschaften auf einen Beipackzettel passen und Megan Fox wird von der Kamera unverhohlen zum Sexobjekt degradiert. Leider kann sie auch nicht schauspielern, sondern wackelt mit immer gleichen, obszön leerem Blick durch die Szenerie. John Turturro derweil ist selbst für einen Film namens Transformers zu überzogen.

So funktionieren weder die Figuren aus Fleisch und Blut, noch die aus dem Computer. Die Autobots unter Optimus Prime sind gut, die Decepticons unter Megatron sind böse und sie kloppen sich gerne. Das war’s. Zwischendurch pinkeln sie oder wir erfahren ihre Namen wie etwa Bonecrusher (warum nennt sich ein Roboter so, der zuvor nichts mit Menschen und Knochen zu tun hatte?). Wenn das Teil des Humors sein soll, dann geht auch hier die Rechnung nicht auf, denn die Gags sind größtenteils infantil. Transformers gibt sich keine Mühe, mit nichts. Um den Showdown vor großer Kulisse abhalten zu können, gibt es keine sinnvolle Erläuterung oder Motivation, es fällt nur der Satz „Verstecken wir den Würfel in der Stadt!“ Von diesem Kaliber ist das gesamte Drehbuch, es gibt sich nicht einmal den Anschein, das Publikum in seiner Denkfähigkeit ernst zu nehmen. Dass der ein oder andere Zuschauer auch von seinen Actionfilmen nicht unter Niveau unterhalten werden möchte scheint an Bays Horizont nicht anzukommen.

Wie man es auch dreht und wendet, Transformers ist ein tumber Botschafter aus einer Parallelwelt, in der Männer allesamt harte Hunde oder Spinner sind, Frauen grundsätzlich aus einem Porno stammen könnten und wenn sie erwachsen und Eltern werden vollständig den Verstand verlieren. Und dazwischen kloppen sich langweilige Computeranimationen um den erwähnten McGuffin. Selbst mit zurückgeschraubten Erwartungen ob der Verfilmung einer Spielzeuglinie (an sich schon ein ! wert) enttäuscht Transformers wegen seiner vollständigen Weigerung, irgendetwas von Esprit, Spannung oder schlichtem Unterhaltungswert auf die Leinwand zu bringen. Dies ist nicht einfach nur ein schlechter Actionfilm. Es ist schlechtes Kino per se.




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