ICH – EINFACH
UNVERBESSERLICH 2
(Despicable Me 2)
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 04. Juli 2013
Regie: Pierre Coffin & Chris Renaud
Dt. Erstaufführung: 04. Juli 2013
Regie: Pierre Coffin & Chris Renaud
Mit Fortsetzungen ist es so eine
Sache: Existieren sie nur aus finanziellen Gründen, nur weil das Original ein
Hit war und geraten die kreativen Ansätze dadurch ins Hintertreffen? Ist die
Geschichte es wert, erzählt zu werden oder brüht sie nur Versatzstücke aus Teil
Eins auf? Auch der Animationsfilm ist trotz seiner verhältnismäßig hohen Kosten
und der langen Produktionszeit nicht von der „Sequelitis“ ausgenommen. Und wie
überall sonst gibt es Fortsetzungen, die das Original übertreffen (Bernard & Bianca im Känguruhland)
oder die Erwartungen maßlos enttäuschen (Happy
Feet 2). Manchmal bekommen auch Fortsetzungen von besonders schlechten
Filmen angedroht (der angekündigte Rio 2).
Glücklicherweise lässt sich Ich – Einfach
unverbesserlich 2 in keine der Negativkategorien einreihen. Die Fortsetzung
des massiv unterhaltsamen Überraschungserfolges ist nicht nur eine organische
Weiterschreibung, d.h. die Story fühlt sich nicht forciert an, sondern auch
ebenso erfrischend wie das Original.
Ex-Superschurke Gru geht inzwischen voll und ganz in seiner
Vaterrolle auf und die Schwestern Margo, Edith und Agnes halten ihn auch voll
auf Trab. Da passt es gar nicht ins Konzept, als ihn eines Tages die
exzentrische Agentin Lucy entführt, um ihn für die Anti-Verbrechens-Liga zu
rekrutieren, die Schurken auf der ganzen Welt jagt. Als ehemaliger Bösewicht
soll Gru mithelfen, den Diebstahl einer Forschungsstation aufzuklären, in der
ein gefährliches Mutationsserum entwickelt wurde. Nach einiger Bedenkzeit und
der Erkenntnis, dass sein neues Standbein, die Gelee- und Konfitürenproduktion
unter keinem guten Stern steht, willigt Gru schließlich ein und macht sich mit
Lucy als seiner Partnerin daran, das Rätsel aufzuklären. Unterdessen beginnt
sich Margo zu Grus Missfallen für Jungs zu interessieren und die Minions, Grus
kleine gelbe Helfer, verschwinden in großen Zahlen…
Ich – einfach
unverbesserlich 2 könnte versuchen, Pixar und DreamWorks übertrumpfen zu
wollen. Doch genau wie der erste Teil ist auch der Fortsetzung und ihren
Machern offensichtlich vollkommen klar, dass man es gar nicht versuchen und
eigene Wege finden muss. Der Film gelingt vollkommen entspannt zu einer eigenen
Identität, die weder die technische Perfektion von Pixar (die Texturen und die
Flächen in der Ich – Einfach
unverbesserlich-Welt sind flächiger und weniger detailliert als bei Pixar)
noch die zunehmend komplexeren Geschichten von DreamWorks zu kopieren versucht.
Dafür macht der Film kongenial davon Gebrauch, ein Animationsfilm zu sein. Ich – Einfach unverbesserlich 2 scheut
keine Wildheit, keine over-the-top-Animationen, keinen noch so absurden
Einfall. Und dadurch erreicht er ein Maß an Überraschungsmomenten, von denen
die jüngste Pixar-Produktion Die Monster
Uni nur träumen konnte. Man weiß nie wirklich, was als nächstes passieren
könnte, was viel vom Charme und Erfolg dieser Filme ausmacht. Die damit
einhergehende wilde Cartoon-Ästhetik und die rasanten Gags gehören somit zu
einer Welt, die Pixar nie betreten und DreamWorks inzwischen weitestgehend
verlassen hat. Es lebt sich als Zuschauer gut in dieser eigenständigen Welt,
die kein Interesse am Konkurrenzkampf hat und dadurch ungemein stark wird. Wenn
Pixar beweist, dass Dramen auch als Animationsfilm funktionieren, dann zeigt
uns Ich – Einfach unverbesserlich 2,
dass die animierte Slapstick-Komödie ebenfalls noch nicht tot ist.
Der Film umschifft gekonnt alle Riffe, an denen er sich
aufreißen könnte. Die Beziehung von Gru und seinen Töchtern ist gefestigt,
stagniert aber auch nicht, vor allem nicht in punkto Margo, deren aufkeimende
romantischen Interessen Gru väterliche Bauchschmerzen bereiten. Auch das Thema
„alleinerziehender Vater“ wird sensibel gehandhabt. Agnes, die jüngste Tochter,
erkennt die Abwesenheit einer weiblichen Bezugsperson zwar an und ist mitunter
auch traurig darüber, als es wird auch nicht als übermäßiges Problem behandelt.
So muss das Auftauchen einer möglichen Romanze für Gru auch nicht gegen
Widerstand durchgeboxt werden, sondern kann sich natürlich entwickeln. Ich – Einfach unverbesserlich 2 tut gut
daran, den Ein-Elternteil-Haushalt nicht per se als dysfunktional zu charakterisieren
und die Option einer „kompletten“ Familie durch die Wahlfreiheit der
Beteiligten zu begünstigen. Gru ist nicht auf der Suche nach einer Frau, die
Kinder werden nicht als unter der Situation leidend dargestellt und so erhält
der Liebesplot eine schlüssige Berechtigung – es ergibt sich halt so. Zyniker
mögen gerade darin einen konservativen Wert sehen, dass erst durch zwei
Elternteile eine Familie vollständig ist und dem Film dahingehende Propaganda
vorwerfen, aber Ich – Einfach
unverbesserlich 2 forciert nichts dergleichen. Alles bewegt sich harmonisch
und nachvollziehbar und das Drehbuch wirkt auch nicht verkrampft.
Ich – Einfach
unverbesserlich 2 ist ein großer Spaß, dessen Irrungen und Wirrungen zum
großen Teil nicht vorhersehbar sind. Die diesmal eingebauten Filmzitate (u.a.
aus Alien – Das unheimliche Wesen aus
einer fremden Welt, Apocalypto
und – so könnte man wirklich meinen – World
War Z) nehmen nicht überhand und die Energie, die der Film, vor allem durch
die neue Figur Lucy, versprüht, ist geradezu unglaublich. Hemmungslos albern,
wieder mit dem Herz am rechten Fleck und grenzenlos sympathisch ist diese
Fortsetzung Familienunterhaltung in ihrer inkonsequentesten, aber auch
schönsten Art, die die Kunstform Animation gekonnt und bestens zu nutzen
versteht. Sollte ein dritter Teil entstehen (neben dem für nächstes Jahr
angekündigten Minion Movie) wird dies
eine jener Fortsetzungen sein, die man herzlich willkommen heißt anstatt die
zähneknirschend zur Kenntnis zu nehmen.
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