Freitag, 5. Juli 2013

Rammbock (2010)




RAMMBOCK
Deutschland/Österreich 2010
Dt. Erstaufführung: 09.09.2010
Regie: Marvin Kren

Der Wiener Michael (Michael Fuith) kommt nach Berlin, um seiner Ex-Freundin Gabi (Anka Graczyk) den Schlüssel zur aufgegebenen gemeinsamen Wohnung persönlich zu überreichen, auch wenn er immer noch verzweifelt die Hoffnung hegt, aus den beiden könnte wieder ein Paar werden. In ihrer Wohnung trifft er allerdings nicht Gabi an, sondern einen schwer beschäftigten Handwerker (Arno Kölker) und dessen Azubi Harper (Theo Trebs). Letzter wird plötzlich von seinem Meister wie im Wahn attackiert, nur mit Mühe gelingt es Harper und Michael, den Mann aus der Wohnung auszusperren. Wie sich schnell herausstellt ist dies kein Einzelfall: in ganz Berlin verwandeln sich Menschen durch ein mysteriösen Virus in rasende, Zombie-artige Bestien, der Hinterhof des Wohnhauses füllt sich mit ihnen. Die eingeschlossenen Menschen, die an ihren Fenstern zum Hof stehend miteinander kommunizieren können, suchen einen Ausweg…

Mit einer Lauflänge von 59 Minuten qualifiziert sich die deutsch-österreicherische Ko-Produktion Rammbock nur haarscharf als Spielfilm und das sie im Auftrag des kleinen ZDF Fernsehspiels produziert wurde lässt auch eher auf eine bescheidene, genügsame Qualität schließen. Doch Regisseur Marvin Kren holt aus mit minimalem Budget beachtlich viel aus der Prämisse „Zombies in Berlin“ heraus. Dabei verzichtet er (wahrscheinlich auch Budget-bedingt) auf die Überwältigung, d.h. man sieht keine Horden von Untoten am Brandenburger Tor oder um die Siegessäule schleichen. Rammbock ist vielmehr ein intimer Blick in den Überlebenskampf einiger weniger Menschen geworden, der seinen Low-Budget-Charme gekonnt einzusetzen weiß und dessen Darsteller erfrischend unprätentiös agieren.

Dabei schafft es der Film, all die gängigen Elemente des Subgenres in einer Stunde unterzukriegen und dabei weder zu sehr auf Klischees zu setzen, noch durch die Wiederholungen des ewig gleichen langweilig zu werden. Die Dramaturgie als solches dürfte niemanden überraschen, aber es ist ein Verdienst der Darsteller, allen voran Fuith und Trebs, dass der Film gerade durch seine Everyman-Qualitäten überzeugen kann. Die Charaktere verhalten sich nicht wie komplette Vollidioten, sondern überlegen ihre Schritte im Angesicht der Katastrophe.

Rammbock erfindet das Rad des Zombiefilms nicht neu, aber dass eine deutsche Genreproduktion derartig solide geworden ist, ist an sich schon bemerkenswert. Zumal dem Film jeglichen Augenzwinkern abgeht – Kren nimmt sein Szenario durchaus ernst und nervt auch nicht mit forcierten Dimensionsanzeigen. Einen kurzen „Bericht“ im ZDF gibt es, ansonsten bleibt der Film bei seinen Charakteren und schert sich nicht darum, was wohl gerade im Kanzleramt oder bei der Nationalelf passiert. Rammbock ist ein kompetent gemachter, erfreulich gelungener Beitrag zum Zombiefilm und als solcher weitaus unterhaltsamer, als man auf den ersten Blick meinen könnte.





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