Mittwoch, 17. Juli 2013

Star Trek VI - Das unentdeckte Land (1991)




STAR TREK VI – DAS UNENTDECKTE LAND
(Star Trek VI: The Undiscovered Country)
USA 1991
Dt. Erstaufführung: 05.03.1992
Regie: Nicholas Meyer

Was hat die Crew des Raumschiffs Enterprise unter Captain Kirk (William Shatner) nicht alles erlebt, wie viele Gefahren bestanden, wie viele Sicherheitsleute in roten Uniformen verloren. Mit diesem Hintergrund kann man durchaus nachvollziehen, dass jeder, der vom letzten Kinofilm mit Kirk, Spock & Co. in den Hauptrollen etwas mehr als einen allegorischen Politthriller im Weltall erwartet hat und aufgrund dessen enttäuscht wurde. Star Trek VI – Das unentdeckte Land ist arm an Action und reich an Ideen und damit im Grunde genau so, wie man Star Trek in seinen besten Momenten kennengelernt hat. Dass der Film dabei nicht in die Langsamkeitsrekorde von Star Trek – Der Film eingreift, ist sicherlich auch der Regie von Nicholas Meyer zu verdanken, immerhin verantwortlich für den bisher besten Teil der Reihe, Star Trek II – Der Zorn des Khan. Nach dem desaströsen fünften Teil wollte man wohl kein Risiko eingehen.

Kirk und seine Mannschaft befinden sich kurz vor dem Ruhestand. Nach Jahrzehnten auf waghalsigen Missionen im All soll das Zepter an jüngere Raumfahrer weitergegeben werden (ein wenig subtiler Hinweis auf Star Trek – Das nächste Jahrhundert mit Patrick „Captain Jean-Luc Picard“ Stewart, denn die Serie lief zu Zeiten des sechsten Kinofilms endlich erfolgreich und schickte sich an, eine ganz neue, riesige Fanbasis zu erschließen, was einen Kinofilm auf absehbare Zeit unausweichlich machen würde). Doch als ein klingonischer Mond explodiert und damit auch den Heimatplaneten der Klingonen innerhalb von 50 Jahren unbewohnbar machen wird, eröffnet sich nochmal eine ganz neue Chance: Frieden mit dem klingonischen Imperium. Die Enterprise wird ein letztes Mal auf die Reise geschickt, diesmal in diplomatischer Mission. Kirk steht dem Ganzen sehr widerwillig gegenüber, sind die Klingonen doch nicht nur seine Erzfeinde gewesen, einer der ihren tötete auch seinen Sohn. Das Treffen mit dem Kanzler Gorkon (David Warner, der als Mensch auch schon in Teil V auftauchte) und seiner rechten Hand Chang (Christopher Plummer) verläuft zwar äußerst steif, aber ohne Zwischenfälle. Doch als der Kanzler auf sein Schiff zurückgekehrt ist, feuert die Enterprise zwei Torpedos ab, die die Klingonen empfindlich treffen. Im Wirrwarr wird der Kanzler dann auch noch von einem Eindringling erschossen. Trotz widersprüchlicher Aussagen werden Kirk und der dem sterbenden Gorkon zur Seite stehende Dr. McCoy (DeForest Kelley) vor ein klingonisches Gericht gestellt und zu Zwangsarbeit auf einem Asteroiden verurteilt. Es liegt an Spock (Leonard Nimoy) und dem Rest der Crew, die Unschuld ihrer Freunde zu beweisen und weiteren Schaden zu verhindern, denn ganz offenbar gibt es Personen, die einen Frieden zwischen Föderation und Klingonen noch weniger anstreben als Kirk...

Nach dem Fall der Berliner Mauer ist die Allegorie in Star Trek VI nicht allzu schwer zu durschauen: Die Föderation als Stand-In für den Westen und insbesondere die USA und die Klingonen als Stand-In für die Sowjetunion. Nun ist diese Deutung nicht neu und bereits in der TV-Serie angelegt und die Konklusion, mit der die erste Star Trek-Generation in den Ruhestand geht, durchaus sinnvoll. Die hitzköpfigen Tage sind vorbei, die Schauspieler tun gut daran, ihr Alter nicht zu verbergen und Meyer inszeniert sie auch dementsprechend. Die Konzentration auf diplomatische Lösungen bringt auch den ewigen Klingonen-Subplot zu einem Ende, das sich gut ins Gesamtbild einfügt. Star Trek handelt auch immer wieder von dem Hinterfragen von „naturgegebenen“ Phänomenen, die im Kern hochpolitische Serie wagt es, auch bequeme Feindbilder zu durchbrechen. Kirk als exemplarischer Veteran muss sich in einer Welt zurechtfinden, die nach neuen, frischeren und weniger konservativen Regeln funktioniert und Shatner gelingt es, diesen Zwiespalt trotz seines begrenzten darstellerischen Repertoires glaubwürdig zu verkörpern.

Ganz ohne Actioneinlagen kommt aber auch Das unentdeckte Land nicht aus. Es gibt eine kurze, aber spektakuläre Sequenz zu Beginn, in der ein Raumschiff unter dem Kommando von Captain Sulu (George Takei) durch eine Schockwelle rast und der Ausfall der Schwerkraft auf dem klingonischen Schiff mag narrativ nicht allzu viel Sinn machen, sorgt aber für Atmosphäre und interessante Effekte. Hinzu kommt ein gutes Gefühl für Schnitt und Tempo und einige so offensichtliche Anachronismen (Beispiel Flipchart), dass man Meyer, der auch am Drehbuch mitwirkte, einfach nur eine sehr spezielle Form von Humor unterstellen kann. Darüber hinaus ist er sehr vertraut mit der Technik im Trek-Universum und umgeht die gröbsten Schnitzer á la „Warum benutzt man nicht den Transporter?“.

Star Trek VI – Das unentdeckte Land entschädigt für Teil Fünf und auch wenn er nicht ganz an die Höhenflüge von Kirk und den Seinen heranreicht, so ist es dennoch ein Film mit genug Esprit und Intelligenz, um als solider, empfehlenswerter Beitrag der Reihe zu gelten. Manche mögen der Crew des liebgewonnenen Raumschiffs Enterprise ein bombastischeres Ende gewünscht haben, aber im Kern ist der sechste Teil ein durchdachter, im Kontext durchaus realistisches Abschluss einer Ära. Die Mentalität des „Go West“ im Weltraum muss irgendwann zwangsläufig einer gesetzteren Gangart weichen.



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