STAR TREK VI – DAS
UNENTDECKTE LAND
(Star Trek VI: The Undiscovered Country)
USA 1991
Dt. Erstaufführung: 05.03.1992
Regie: Nicholas Meyer
Dt. Erstaufführung: 05.03.1992
Regie: Nicholas Meyer
Was hat die Crew des Raumschiffs
Enterprise unter Captain Kirk (William Shatner) nicht alles erlebt, wie viele
Gefahren bestanden, wie viele Sicherheitsleute in roten Uniformen verloren. Mit
diesem Hintergrund kann man durchaus nachvollziehen, dass jeder, der vom
letzten Kinofilm mit Kirk, Spock & Co. in den Hauptrollen etwas mehr als
einen allegorischen Politthriller im Weltall erwartet hat und aufgrund dessen
enttäuscht wurde. Star Trek VI – Das
unentdeckte Land ist arm an Action und reich an Ideen und damit im Grunde
genau so, wie man Star Trek in seinen
besten Momenten kennengelernt hat. Dass der Film dabei nicht in die
Langsamkeitsrekorde von Star Trek – Der
Film eingreift, ist sicherlich auch der Regie von Nicholas Meyer zu
verdanken, immerhin verantwortlich für den bisher besten Teil der Reihe, Star Trek II – Der Zorn des Khan. Nach
dem desaströsen fünften Teil wollte man wohl kein Risiko eingehen.
Kirk und seine Mannschaft befinden sich kurz vor dem
Ruhestand. Nach Jahrzehnten auf waghalsigen Missionen im All soll das Zepter an
jüngere Raumfahrer weitergegeben werden (ein wenig subtiler Hinweis auf Star Trek – Das nächste Jahrhundert mit
Patrick „Captain Jean-Luc Picard“ Stewart, denn die Serie lief zu Zeiten des
sechsten Kinofilms endlich erfolgreich und schickte sich an, eine ganz neue,
riesige Fanbasis zu erschließen, was einen Kinofilm auf absehbare Zeit
unausweichlich machen würde). Doch als ein klingonischer Mond explodiert und
damit auch den Heimatplaneten der Klingonen innerhalb von 50 Jahren unbewohnbar
machen wird, eröffnet sich nochmal eine ganz neue Chance: Frieden mit dem
klingonischen Imperium. Die Enterprise wird ein letztes Mal auf die Reise
geschickt, diesmal in diplomatischer Mission. Kirk steht dem Ganzen sehr
widerwillig gegenüber, sind die Klingonen doch nicht nur seine Erzfeinde
gewesen, einer der ihren tötete auch seinen Sohn. Das Treffen mit dem Kanzler
Gorkon (David Warner, der als Mensch auch schon in Teil V auftauchte) und
seiner rechten Hand Chang (Christopher Plummer) verläuft zwar äußerst steif,
aber ohne Zwischenfälle. Doch als der Kanzler auf sein Schiff zurückgekehrt
ist, feuert die Enterprise zwei Torpedos ab, die die Klingonen empfindlich
treffen. Im Wirrwarr wird der Kanzler dann auch noch von einem Eindringling
erschossen. Trotz widersprüchlicher Aussagen werden Kirk und der dem sterbenden
Gorkon zur Seite stehende Dr. McCoy (DeForest Kelley) vor ein klingonisches
Gericht gestellt und zu Zwangsarbeit auf einem Asteroiden verurteilt. Es liegt
an Spock (Leonard Nimoy) und dem Rest der Crew, die Unschuld ihrer Freunde zu
beweisen und weiteren Schaden zu verhindern, denn ganz offenbar gibt es
Personen, die einen Frieden zwischen Föderation und Klingonen noch weniger
anstreben als Kirk...
Nach dem Fall der Berliner Mauer ist die Allegorie in Star Trek VI nicht allzu schwer zu
durschauen: Die Föderation als Stand-In für den Westen und insbesondere die USA
und die Klingonen als Stand-In für die Sowjetunion. Nun ist diese Deutung nicht
neu und bereits in der TV-Serie angelegt und die Konklusion, mit der die erste Star Trek-Generation in den Ruhestand
geht, durchaus sinnvoll. Die hitzköpfigen Tage sind vorbei, die Schauspieler
tun gut daran, ihr Alter nicht zu verbergen und Meyer inszeniert sie auch
dementsprechend. Die Konzentration auf diplomatische Lösungen bringt auch den
ewigen Klingonen-Subplot zu einem Ende, das sich gut ins Gesamtbild einfügt. Star Trek handelt auch immer wieder von
dem Hinterfragen von „naturgegebenen“ Phänomenen, die im Kern hochpolitische
Serie wagt es, auch bequeme Feindbilder zu durchbrechen. Kirk als
exemplarischer Veteran muss sich in einer Welt zurechtfinden, die nach neuen,
frischeren und weniger konservativen Regeln funktioniert und Shatner gelingt
es, diesen Zwiespalt trotz seines begrenzten darstellerischen Repertoires
glaubwürdig zu verkörpern.
Ganz ohne Actioneinlagen kommt aber auch Das unentdeckte Land nicht aus. Es gibt
eine kurze, aber spektakuläre Sequenz zu Beginn, in der ein Raumschiff unter
dem Kommando von Captain Sulu (George Takei) durch eine Schockwelle rast und
der Ausfall der Schwerkraft auf dem klingonischen Schiff mag narrativ nicht
allzu viel Sinn machen, sorgt aber für Atmosphäre und interessante Effekte.
Hinzu kommt ein gutes Gefühl für Schnitt und Tempo und einige so
offensichtliche Anachronismen (Beispiel Flipchart), dass man Meyer, der auch am
Drehbuch mitwirkte, einfach nur eine sehr spezielle Form von Humor unterstellen
kann. Darüber hinaus ist er sehr vertraut mit der Technik im Trek-Universum und umgeht die gröbsten
Schnitzer á la „Warum benutzt man nicht den Transporter?“.
Star Trek VI – Das unentdeckte
Land entschädigt für Teil Fünf und auch wenn er nicht ganz an die
Höhenflüge von Kirk und den Seinen heranreicht, so ist es dennoch ein Film mit
genug Esprit und Intelligenz, um als solider, empfehlenswerter Beitrag der
Reihe zu gelten. Manche mögen der Crew des liebgewonnenen Raumschiffs
Enterprise ein bombastischeres Ende gewünscht haben, aber im Kern ist der
sechste Teil ein durchdachter, im Kontext durchaus realistisches Abschluss
einer Ära. Die Mentalität des „Go West“ im Weltraum muss irgendwann
zwangsläufig einer gesetzteren Gangart weichen.
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