Dienstag, 9. Juli 2013

Der Plan (2011)




DER PLAN
(The Adjustment Bureau)

USA 2011
Dt.
Erstaufführung: 10.03.2011
Regie: George Nolfi

Das wichtigste Element in einem Liebesfilm ist – natürlich – das zentrale Liebespaar. Ob nun die Romantik eines Before Sunrise oder die Tragik eines Brokeback Mountain, es sind die Menschen und ihre Gefühle, die diese Art von Film tragen müssen, mehr noch als in anderen Genres, die sich im Zweifelsfall auch auf ihre Schauwerte zurückziehen können (was an dieser Stelle nicht per se gutgeheißen werden soll) – zum Beispiel der Science-fiction-Film. Der Plan ist nun eine Verschmelzung dieser beiden Gattungen, auch wenn die Vorschauen das Sci.-fi.-Element in den Vordergrund stellten. So wird jener Zuschauer, der massenhaft Thrills und SF-Twists sucht, womöglich enttäuscht, denn der Film von Regisseur George Nolfi ist viel mehr Liebesfilm als alles andere. Und als solcher ist er geradezu grandios effektiv.

Der vielversprechende Nachwuchspolitiker David Norris (Matt Damon) steht kurz vor seinem Durchbruch, als eine mediale Schlammschlacht ihm das Genick bricht. Doch inspiriert durch eine märchenhafte Begegnung mit der Balletttänzerin Elise (Emily Blunt) hält er eine fesselnde „Ich-bin-noch-da“-Rede und drei Jahre später ist er politisch wieder auf dem Weg nach ganz oben. Als er dann auch noch durch Zufall Elise wiedertrifft und sie ihm ihre Nummer gibt, scheint das Glück perfekt. Doch wie sich herausstellt, gibt es Kräfte, die diese Begegnung verhindern wollten: die Männer vom Planbüro, einer geheimnisvollen Organisation, die die Geschicke aller Menschen auf Erden regelt. Sie selbst sehen sich als Sachbearbeiter, könnten aber auch als Engel bezeichnet werden. Auf jeden Fall wollen sie auf irgendwelchen Gründen nicht, dass David und Elise ein Paar werden. Doch Liebe, so zeigt sich, ist stärker als jeder überirdische Plan…

Basierend auf einer Kurzgeschichte vom „Realität-hinter-der-Realität“-Guru Philip K. Dick lebt und atmet der Film durch und mit seinen Hauptdarstellern Matt Damon und Emily Blunt, die nicht nur frisch und spielfreudig agieren, sondern deren zwischenmenschliche Chemie schon als „fast zu schön um wahr zu sein“ daher kommt. Wir nehmen die Beziehung zwischen Elise und David für voll und haben ein überdurchschnittliches Interesse an ihrem Wohlbefinden. Ohne die Schaupieler und ihr Zusammenspiel würde Der Plan zusammenbrechen wie ein Kartenhaus und es bliebe nur ein etwas krudes Sci.-fi.-Konstrukt übrig. Doch, wie gesagt, kommt es glücklicherweise nicht dazu.

Das phantastische Element funktioniert darüber hinaus erstaunlich gut. Schon mal auf die Uhr geschaut und sich gewundert, wie die Zeit so verfliegen konnte? Die Antwort auf das Wie? gibt Der Plan. Auch scheinbare Zufälle, die in der Rückschau ein größeres Bild ergeben, erscheinen durch die Prämisse des Films in ganz neuem Licht. Der Plan kann als Abhandlung über das Schicksal gelesen werden, spirituell angehauchte Seelen mögen auch eine religiöse Leseweise vorfinden. Der Film spielt durchaus mit religiösen Motiven, das Wort Engel fällt, das Wort Gott nicht, auch wenn es mitunter heftig impliziert wird. Letztlich lässt Nolfi sogar eine befreiende Deutung im Sinne des Humanismus und des Atheismus zu: der Mensch hat das Potenzial, sich von den Göttern loszusagen und sie überflüssig zu machen. So bietet der Film keine vorgefertigte Deutungs- und Erklärungsmuster an, sondern überlässt es jedem Zuschauer, je nach weltanschaulicher Präferenz, eigene Schlüsse aus der Begegnung mit dem Planbüro zu ziehen, was eine schöne allgemeine Nähe zu Dicks Geschichten aufweist, die auch stets die Intelligenz des Lesers nicht unterschätzten. In punkto Science-fiction steht Der Plan damit näher an zerebralen Werken wie Gattaca als an Krieg der Sterne-esken Weltraumopern.

Der Plan ist eine jener angenehmen Überraschungen, von denen man sich mehr wünscht. Mag der Trailer den Film nicht gut verkaufen, so verkauft sich der Film selbst dafür besser – was auch dahingehend schön ist, dass es oft eher umgekehrt verläuft. Das SF-Element mag nicht ohne offene Fragen daherkommen und die „magischen Hüte“ sind eher zum schmunzeln, aber die starke, glaubwürdige Liebesgeschichte und das Talent Nolfis, das Interesse des Zuschauers nie zu verlieren, machen aus dem Film ein sehenswertes, sympathisches, erfrischendes Stück Kino.





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