DER PLAN
(The Adjustment Bureau)
USA 2011
Dt. Erstaufführung: 10.03.2011
(The Adjustment Bureau)
USA 2011
Dt. Erstaufführung: 10.03.2011
Regie: George Nolfi
Das wichtigste Element in einem
Liebesfilm ist – natürlich – das zentrale Liebespaar. Ob nun die Romantik eines
Before Sunrise oder die Tragik eines Brokeback Mountain, es sind die Menschen
und ihre Gefühle, die diese Art von Film tragen müssen, mehr noch als in
anderen Genres, die sich im Zweifelsfall auch auf ihre Schauwerte zurückziehen
können (was an dieser Stelle nicht per se gutgeheißen werden soll) – zum Beispiel
der Science-fiction-Film. Der Plan
ist nun eine Verschmelzung dieser beiden Gattungen, auch wenn die Vorschauen
das Sci.-fi.-Element in den Vordergrund stellten. So wird jener Zuschauer, der
massenhaft Thrills und SF-Twists sucht, womöglich enttäuscht, denn der Film von
Regisseur George Nolfi ist viel mehr Liebesfilm als alles andere. Und als
solcher ist er geradezu grandios effektiv.
Der vielversprechende Nachwuchspolitiker David Norris (Matt
Damon) steht kurz vor seinem Durchbruch, als eine mediale Schlammschlacht ihm
das Genick bricht. Doch inspiriert durch eine märchenhafte Begegnung mit der Balletttänzerin
Elise (Emily Blunt) hält er eine fesselnde „Ich-bin-noch-da“-Rede und drei
Jahre später ist er politisch wieder auf dem Weg nach ganz oben. Als er dann auch
noch durch Zufall Elise wiedertrifft und sie ihm ihre Nummer gibt, scheint das
Glück perfekt. Doch wie sich herausstellt, gibt es Kräfte, die diese Begegnung
verhindern wollten: die Männer vom Planbüro, einer geheimnisvollen
Organisation, die die Geschicke aller Menschen auf Erden regelt. Sie selbst
sehen sich als Sachbearbeiter, könnten aber auch als Engel bezeichnet werden.
Auf jeden Fall wollen sie auf irgendwelchen Gründen nicht, dass David und Elise
ein Paar werden. Doch Liebe, so zeigt sich, ist stärker als jeder überirdische
Plan…
Basierend auf einer Kurzgeschichte vom „Realität-hinter-der-Realität“-Guru
Philip K. Dick lebt und atmet der Film durch und mit seinen Hauptdarstellern
Matt Damon und Emily Blunt, die nicht nur frisch und spielfreudig agieren,
sondern deren zwischenmenschliche Chemie schon als „fast zu schön um wahr zu
sein“ daher kommt. Wir nehmen die Beziehung zwischen Elise und David für voll
und haben ein überdurchschnittliches Interesse an ihrem Wohlbefinden. Ohne die
Schaupieler und ihr Zusammenspiel würde Der
Plan zusammenbrechen wie ein Kartenhaus und es bliebe nur ein etwas krudes
Sci.-fi.-Konstrukt übrig. Doch, wie gesagt, kommt es glücklicherweise nicht
dazu.
Das phantastische Element funktioniert darüber hinaus
erstaunlich gut. Schon mal auf die Uhr geschaut und sich gewundert, wie die
Zeit so verfliegen konnte? Die Antwort auf das Wie? gibt Der Plan. Auch
scheinbare Zufälle, die in der Rückschau ein größeres Bild ergeben, erscheinen
durch die Prämisse des Films in ganz neuem Licht. Der Plan kann als Abhandlung über das Schicksal gelesen werden,
spirituell angehauchte Seelen mögen auch eine religiöse Leseweise vorfinden.
Der Film spielt durchaus mit religiösen Motiven, das Wort Engel fällt, das Wort Gott
nicht, auch wenn es mitunter heftig impliziert wird. Letztlich lässt Nolfi
sogar eine befreiende Deutung im Sinne des Humanismus und des Atheismus zu: der
Mensch hat das Potenzial, sich von den Göttern loszusagen und sie überflüssig
zu machen. So bietet der Film keine vorgefertigte Deutungs- und
Erklärungsmuster an, sondern überlässt es jedem Zuschauer, je nach
weltanschaulicher Präferenz, eigene Schlüsse aus der Begegnung mit dem Planbüro
zu ziehen, was eine schöne allgemeine Nähe zu Dicks Geschichten aufweist, die
auch stets die Intelligenz des Lesers nicht unterschätzten. In punkto
Science-fiction steht Der Plan damit näher an zerebralen Werken
wie Gattaca als an Krieg der Sterne-esken Weltraumopern.
Der Plan ist eine
jener angenehmen Überraschungen, von denen man sich mehr wünscht. Mag der
Trailer den Film nicht gut verkaufen, so verkauft sich der Film selbst dafür
besser – was auch dahingehend schön ist, dass es oft eher umgekehrt verläuft.
Das SF-Element mag nicht ohne offene Fragen daherkommen und die „magischen Hüte“
sind eher zum schmunzeln, aber die starke, glaubwürdige Liebesgeschichte und
das Talent Nolfis, das Interesse des Zuschauers nie zu verlieren, machen aus
dem Film ein sehenswertes, sympathisches, erfrischendes Stück Kino.
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