SPECIES
USA 1995
Dt. Erstaufführung: 09.11.1995
USA 1995
Dt. Erstaufführung: 09.11.1995
Regie: Roger Donaldson
Bereits der Vorspann macht es klar: Species möchte gern Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt sein.
Gestaltung, Musik, das Kreaturendesign von H.R. Giger, dem geistigen Vater des
aus dem großen Vorbild bekannten Xenomorphs – Regisseur Roger Donaldson weiß,
wo er für Inspiration (und Plagiate) schauen muss. Leider verliert sich der
Vergleich mit Ridley Scotts Klassiker sehr schnell, denn was nach dem durchaus
atmosphärischen Vorspann folgt, ist ein Malen-nach-Zahlen-Monsterfilm
ohne die innere Logik von Alien,
geschweige denn dessen Gespür für Bilder, Charaktere und Situationen. Manchmal
blitzen im Drehbuch von Dennis Feldman durchaus diskussionswürdige Ansätze auf,
die aber niemals ein selbstreflexives Level erreichen und sich den billigen Horroreffekten
unterordnen müssen.
Nach Jahren des Sendens von irdischen Informationen ins All
erhält SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) eine Antwort: Erst die
Konstruktionspläne für den Bau eines sauberen Verbrennungsmotors (random
information – Species diskutiert diesen an sich faszinierenden Aspekt mit
keiner weiteren Silbe), dann die Aufforderung, das menschliche Erbgut nach
einem außerirdischen Bauplan zu modifizieren. Und da die sogenannten
Wissenschaftler in diesem Film recht dumm sind, wird dies auch ohne weiteres
Hinterfragen getan. Das Resultat ist die junge Sil (Michelle Williams),
äußerlich nicht von einem menschlichen, etwa zehnjährigen Mädchen zu
unterscheiden. Als das Projekt eingestellt und Sil getötet werden soll,
entkommt sie dem geheimen Versuchslabor. Auf der Flucht transformiert sie sich
in eine verführerische Frau (Natasha Henstridge) und geht auch Männerjagd. Denn
Sil kennt nur noch ein Ziel: sich zu vermehren und so den Untergang der
Menschheit durch ihren extrem schnellen Reproduktionszyklus einzuläuten. Xavier
Fitch (Ben Kingsley), der Kopf der beteiligten Wissenschaftler, stellt ein Team
zusammen, um Sil aufzuspüren und zur Strecke zu bringen. Doch wie findet man
ein Alien mit solch phänomenalen Fähigkeiten zum Mimikry?
Sil wurde als weibliches Wesen erschaffen, weil man glaubte,
Sie besser kontrollieren zu können als einen Er. So weit, so frauenfeindlich.
Dank der süffisanten Kommentare der Charaktere ist man noch geneigt, dies als
(nicht nötige) Zusatzinformation unter „Ferner liefen…“ abzulegen, aber während
Alien die sexuellen Untertöne des
Eindringlings als für beide Geschlechter potenziell bedrohlich zeichnete, sind
es hier die allzu leicht verführbaren Männer, die von Sil bedroht werden. Dass
Frauen als Nebenbuhlerinnen ausgemerzt werden hat eher den Beigeschmack eines
Altherrenwitzes über „Zickenfeindschaft“. Feldman bemüht sich, dem Vorwurf der
Dämonisierung primär der weiblichen Sexualität zuvorzukommen, in dem er etwas
mit den kulturellen Stempeln spielt, die beiden Geschlechtern aufgezwungen
werden. Lennox (Michael Madsen), der schwermütige Profikiller, hält als
Haustier eine Katze, was im Allgemeinen eher mit Frauen assoziiert wird. Dan
(Forest Whitaker) sagt gleich in seinem Eröffnungsmonolog, dass er vermutet,
sein Hang zu Gefühlen macht ihn für seine Kollegen suspekt. Dass Dan eine
besondere empathische Begabung besitzt und Gefühle anderer quasi durch den Raum
fliegend erkennen kann, erfahren wir kurz vorher und aus dem vielversprechenden
Ansatz eines zu seinen Gefühlen stehenden Mannes im Kontext eines
Sci.-fi.-Horrorfilms wird eher eine interne Lachnummer, denn Dans
parapsychologische Eigenschaft wird nie weiter erforscht oder hinterfragt. Man soll
sie als Zuschauer schlicht als gegeben und damit als ernstzunehmend einstufen.
Arden (Alfred Molina) ist ein Kulturwissenschaftler und die einzig technisch
versierte Figur im Ensemble ist Laura Baker (Marg Helgenberger), die mit dem
zwar undurchsichtigen, aber durchaus als (einzigen aus der Protagonistengruppe)
begehrenswert gezeichneten Mann Lennox irgendwann im Bett landet. Species dreht die kulturellen Rollen der
Geschlechter einfach um, feminisiert die Männer und injiziert den Frauen
Testosteron und macht dann damit herzlich wenig. Alien lässt sich geradezu subversiv im Hinblick auf die
Geschlechterrollen lesen. Species
glaubt, mit einem simplen Tausch ist alles geregelt und bestärkt damit nur
Klischees, anstatt sie aufzubrechen.
Zugegebenermaßen ist eine Abhandlung über
geschlechtsbezogene Rollenbilder innerhalb einer Narration wie in Species nicht das oberste Gebot. Leider
hat der Film auch sonst sehr wenig zu bieten. Spannung ist kaum existent, die
Oneliner sind lachhaft und einzig eine Sequenz, in der Sil erstmals durch eine
mit irdischen Skurrilitäten vollgestopfte Straße in Los Angeles geht, kann ein
Gefühl von Fremdheit und Faszination generieren, die beim Kontakt mit einer
außerirdischen Kultur entstehen dürfte. Gerade im Hinblick auf den
SETI-Hintergrund ist Species eine
weitere verlorene Chance, geht sie doch von der Annahme aus, dass eine hoch
entwickelte Alienzivilisation letztlich doch nur darauf aus ist, uns mit
Tentakeln, die aus Brustwarzen schießen, zu strangulieren. Dass der Film kein
ernsthaftes Interesse an den Implikationen seiner Alienthematik hat, ist eine
Sache. Dass er dabei so unglaublich plump daherkommt, eine andere. So beruft
sich Species auf den allerkleinsten
gemeinsamen Nenner, vernachlässigt Intelligenz und Spannung und präsentiert
sich als dermaßen belanglos, dass der Vergleich mit Alien nach dem Ende des Abspanns eher wie eine Beleidigung des
Vorbilds denn eine vertane Chance oder gar Hommage wirkt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen