Donnerstag, 25. Juli 2013

Star Trek - Der Aufstand (1998)




STAR TREK – DER AUFSTAND
(Star Trek: Insurrection)
USA 1998
Dt. Erstaufführung: 31.12.1998
Regie: Jonathan Frakes

Wer hoch fliegt, kann auch tief fallen, könnte man sagen. Nach dem überragenden Star Trek – Der erste Kontakt hat wohl niemand ernsthaft ein weiteres Highlight der Star Trek-Filmreihe erwartet, aber sicherlich auch keinen Ausfall wie diesen. Der Aufstand, der neunte Star Trek-Film ist für die Next Generation-Crew das, was Star Trek V – Am Rande des Universums für Kirk und seine Crew war: ein absoluter Tiefpunkt.

Auf einem fernen Planeten leben die Ba‘ku, eine Spezies in einer vorindustriellen Kultur, denen die einzigartige Strahlung der Ringe um ihre Heimatwelt eine Art „Jungbrunneneffekt“ zukommen lässt. Dies möchten die So’na, eine sterbende Rasse, ausnutzen und werden dabei von der Föderation unterstützt. Als Data (Brent Spiner), der Androide von der Enterprise, bei einem Erkundungstrip scheinbar den kybernetischen Verstand verliert und die bis dato getarnten Eindringlinge für die Ba’ku sichtbar macht, ruft dies Captain Picard (Patrick Stewart) und seine Mannschaft auf den Plan, denn dies ist eine Verletzung der „obersten Direktive“ – der Nichteinmischung in die Entwicklung von Zivilisationen, die noch nicht den interstellaren Raumflug für sich entdeckt haben. Wie sich aber herausstellt sind die Ba’ku nicht so naiv wie angenommen und die Seilschaft zwischen So’na und Föderation nicht so einwandfrei wie es die Vorschriften vorsehen…

Ein Grund, warum Kirk zu seiner Zeit vom Admiral wieder zum Captain degradiert wurde, ist neben seiner Befehlsverweigerung und der Tatsache, dass „Admiral Kirk“ so schwer von den Lippen geht, sicherlich auch der moralische Verfall, der in Star Trek mit diesem Berufsstand einher geht. Ja, der Föderationsadmiral Dougherty (Anthony Zerbe) ist der Böse und diese Nicht-Überraschung ist nur eins von vielen wiedergekäuten Elementen, die sich in Der Aufstand zu einem leidlich unterhaltsamen, aber auch belanglosen Ganzen vermengen. Neben dem Admirals-Stereotyp haben wir im Kern interessante Diskussionen über die „oberste Direktive“ und nicht sehr subtile Analogien zur Indianervertreibung in den USA, die allesamt bereits in der TV-Serie hinreichend behandelt wurden. Ähnlich wie Star Trek – Der Film wiederholt Jonathan Frakes‘ zweiter Einsatz auf dem Regiestuhl Plotelemente aus dem Fernsehen und bläst sie lediglich auf 90 Minuten auf.

Und dabei verliert sich jegliche Logik. Die Ba`ku „glauben“ nicht an Technologie und lehnen sie ab, benutzen aber dennoch mannigfaltige Maschinen in ihrem Dorf. Ihre Anzahl beläuft sich auf 600 Individuen, die alle in diesem einen Dorf leben, was bedeutet, der Planet ist größtenteils unbewohnt und könnte noch einige Bewohner mehr aushalten, die von der beglückenden Strahlung profitieren könnten. Doch Verhandlungen finden nicht statt, es soll eine Umsiedlung stattfinden und die Essenz der Planetenringe absorbiert werden (streichen wir die Science aus Science-Fiction), um die So’na und alle anderen potenziellen Interessenten zu versorgen. Die So’na haben ihre ganz eigenen Gründe für diese Vorgehensweise, aber dass die Föderation (die nur durch Dougherty vertreten wird) dabei mitspielt, ist so verquast, dass es leicht als plot device zu entlarven ist, dass dem Film einen politischen Unterton geben soll, den er gar nicht gerecht werden kann und vor allem will. Denn Frakes interessiert sich eher für launige Gags und erstaunlich langweilige Action. Es ist ein Rätsel, wie nach dem gleichermaßen cleveren wie actiongeladenen Der erste Kontakt unter dem gleichen Regisseur ein Film wie dieser entstehen konnte, der Witze über Worfs (Michael Dorn) Pickel macht, Troi (Marina Sirtis) und Riker (Jonathan Frakes) als dauergeile Teenager inszeniert, Data Worf nach seinem Busen fragen lässt und Picard im Showdown als kaltherzigen, gar nicht demokratischen Widerling erscheinen lässt (wäre der Transport von zwei Personen zuviel gewesen, um einen davon danach vor ein Gericht zu stellen? Wo ist da die Demokratie, der Rechtsstaat, der die Föderation sein soll? Wenn ein Schurke im Eifer des Gefechts stirbt ist das eine Sache, aber so?).

Zu all diesen inneren Schwächen kommt eine lustlose Ausstattung und Inszenierung. Wie gern übersieht man jedes plot hole, wenn man dafür in die Geschichte gesaugt wird. Dies passiert in Der Aufstand so gut wie nie. Die Ba’ku sind die langweiligsten Aliens der Star Trek-Filmgeschichte, nicht einmal die obligatorisch-fremden Ohren werden ihnen gegönnt. Dies sind selbst für Star Trek-Verhältnisse unentschuldbar unkreative Außerirdische, deren menschliches Erscheinungsbild nur dazu da ist, damit Picard mit einer von ihnen anbandeln kann (noch so ein wenig funktioneller Subplot). Der Film sieht trotz eines geschätzten Budgets von 58 Millionen Dollar billig aus, selbst die Effekte sind nicht auf dem Level der drei vorangegangenen Beiträge. Und, wie gesagt, die eher mauen Gags. Data kann man als Floß benutzen und die Enterprise-E hat einen Joystick zur Steuerung. Ah ja. Wie Star Trek V ist Der Aufstand wie eine der schwächeren TV-Episoden: gut nicht wirklich weh, ist aber auch schlecht durchdacht und wirkt eher wie im Schnelldurchlauf abgedreht, damit sich alle Beteiligten wieder wichtigeren Aufgaben widmen können.

Der Aufstand möchte eine große Parabel auf Politik und Menschenrechte sein, wird seinem eigenen Anspruch durch das miese Drehbuch und die langweilige Inszenierung jedoch nicht gerecht. Dies ist nicht nur ein unwürdiger Nachfolger für Der erste Kontakt, es ist auch ein unwürdiger Beitrag zum Star Trek-Universum.



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