STAR TREK – DER AUFSTAND
(Star Trek: Insurrection)
USA 1998
Dt. Erstaufführung: 31.12.1998
Regie: Jonathan Frakes
Dt. Erstaufführung: 31.12.1998
Regie: Jonathan Frakes
Wer hoch fliegt, kann auch tief
fallen, könnte man sagen. Nach dem überragenden Star Trek – Der erste Kontakt hat wohl niemand ernsthaft ein
weiteres Highlight der Star Trek-Filmreihe
erwartet, aber sicherlich auch keinen Ausfall wie diesen. Der Aufstand, der neunte Star
Trek-Film ist für die Next Generation-Crew
das, was Star Trek V – Am Rande des
Universums für Kirk und seine Crew war: ein absoluter Tiefpunkt.
Auf einem fernen Planeten leben die Ba‘ku, eine Spezies in
einer vorindustriellen Kultur, denen die einzigartige Strahlung der Ringe um
ihre Heimatwelt eine Art „Jungbrunneneffekt“ zukommen lässt. Dies möchten die
So’na, eine sterbende Rasse, ausnutzen und werden dabei von der Föderation unterstützt.
Als Data (Brent Spiner), der Androide von der Enterprise, bei einem
Erkundungstrip scheinbar den kybernetischen Verstand verliert und die bis dato
getarnten Eindringlinge für die Ba’ku sichtbar macht, ruft dies Captain Picard
(Patrick Stewart) und seine Mannschaft auf den Plan, denn dies ist eine
Verletzung der „obersten Direktive“ – der Nichteinmischung in die Entwicklung
von Zivilisationen, die noch nicht den interstellaren Raumflug für sich
entdeckt haben. Wie sich aber herausstellt sind die Ba’ku nicht so naiv wie
angenommen und die Seilschaft zwischen So’na und Föderation nicht so
einwandfrei wie es die Vorschriften vorsehen…
Ein Grund, warum Kirk zu seiner Zeit vom Admiral wieder zum
Captain degradiert wurde, ist neben seiner Befehlsverweigerung und der
Tatsache, dass „Admiral Kirk“ so schwer von den Lippen geht, sicherlich auch
der moralische Verfall, der in Star Trek
mit diesem Berufsstand einher geht. Ja, der Föderationsadmiral Dougherty
(Anthony Zerbe) ist der Böse und diese Nicht-Überraschung ist nur eins von
vielen wiedergekäuten Elementen, die sich in Der Aufstand zu einem leidlich unterhaltsamen, aber auch
belanglosen Ganzen vermengen. Neben dem Admirals-Stereotyp haben wir im Kern
interessante Diskussionen über die „oberste Direktive“ und nicht sehr subtile
Analogien zur Indianervertreibung in den USA, die allesamt bereits in der
TV-Serie hinreichend behandelt wurden. Ähnlich wie Star Trek – Der Film wiederholt Jonathan Frakes‘ zweiter Einsatz
auf dem Regiestuhl Plotelemente aus dem Fernsehen und bläst sie lediglich auf 90
Minuten auf.
Und dabei verliert sich jegliche Logik. Die Ba`ku „glauben“
nicht an Technologie und lehnen sie ab, benutzen aber dennoch mannigfaltige
Maschinen in ihrem Dorf. Ihre Anzahl beläuft sich auf 600 Individuen, die alle
in diesem einen Dorf leben, was bedeutet, der Planet ist größtenteils unbewohnt
und könnte noch einige Bewohner mehr aushalten, die von der beglückenden
Strahlung profitieren könnten. Doch Verhandlungen finden nicht statt, es soll
eine Umsiedlung stattfinden und die Essenz der Planetenringe absorbiert werden
(streichen wir die Science aus Science-Fiction), um die So’na und alle
anderen potenziellen Interessenten zu versorgen. Die So’na haben ihre ganz
eigenen Gründe für diese Vorgehensweise, aber dass die Föderation (die nur durch
Dougherty vertreten wird) dabei mitspielt, ist so verquast, dass es leicht als plot device zu entlarven ist, dass dem
Film einen politischen Unterton geben soll, den er gar nicht gerecht werden
kann und vor allem will. Denn Frakes interessiert sich eher für launige Gags
und erstaunlich langweilige Action. Es ist ein Rätsel, wie nach dem
gleichermaßen cleveren wie actiongeladenen Der
erste Kontakt unter dem gleichen Regisseur ein Film wie dieser entstehen
konnte, der Witze über Worfs (Michael Dorn) Pickel macht, Troi (Marina Sirtis)
und Riker (Jonathan Frakes) als dauergeile Teenager inszeniert, Data Worf nach
seinem Busen fragen lässt und Picard im Showdown als kaltherzigen, gar nicht
demokratischen Widerling erscheinen lässt (wäre der Transport von zwei Personen
zuviel gewesen, um einen davon danach vor ein Gericht zu stellen? Wo ist da die
Demokratie, der Rechtsstaat, der die Föderation sein soll? Wenn ein Schurke im
Eifer des Gefechts stirbt ist das eine Sache, aber so?).
Zu all diesen inneren Schwächen kommt eine lustlose
Ausstattung und Inszenierung. Wie gern übersieht man jedes plot hole, wenn man
dafür in die Geschichte gesaugt wird. Dies passiert in Der Aufstand so gut wie nie. Die Ba’ku sind die langweiligsten
Aliens der Star Trek-Filmgeschichte,
nicht einmal die obligatorisch-fremden Ohren werden ihnen gegönnt. Dies sind
selbst für Star Trek-Verhältnisse
unentschuldbar unkreative Außerirdische, deren menschliches Erscheinungsbild
nur dazu da ist, damit Picard mit einer von ihnen anbandeln kann (noch so ein
wenig funktioneller Subplot). Der Film sieht trotz eines geschätzten Budgets
von 58 Millionen Dollar billig aus, selbst die Effekte sind nicht auf dem Level
der drei vorangegangenen Beiträge. Und, wie gesagt, die eher mauen Gags. Data
kann man als Floß benutzen und die Enterprise-E hat einen Joystick zur
Steuerung. Ah ja. Wie Star Trek V ist
Der Aufstand wie eine der schwächeren
TV-Episoden: gut nicht wirklich weh, ist aber auch schlecht durchdacht und
wirkt eher wie im Schnelldurchlauf abgedreht, damit sich alle Beteiligten
wieder wichtigeren Aufgaben widmen können.
Der Aufstand
möchte eine große Parabel auf Politik und Menschenrechte sein, wird seinem
eigenen Anspruch durch das miese Drehbuch und die langweilige Inszenierung jedoch
nicht gerecht. Dies ist nicht nur ein unwürdiger Nachfolger für Der erste Kontakt, es ist auch ein
unwürdiger Beitrag zum Star Trek-Universum.
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