Freitag, 5. Juli 2013

Die Monster Uni (2013)




DIE MONSTER UNI
(Monsters University)
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 20.06.2013
Regie: Dan Scanlon

Man kann kaum etwas anderes sagen als: Die Monster Uni ist kein Reinfall und ein knuffiges Vergnügen. Leider war es das auch schon. Die Vorgeschichte zum verdienten Blockbuster Die Monster AG zu erzählen ist an sich überflüssig, dafür macht der Film seine Sache recht passabel, aber jener großer PIXAR-Wurf, auf den die Kritik nach Toy Story 3 wartet, ist er nicht geworden. Die Monster Uni ist besser als Cars 2, fällt aber gegenüber dem sträflich unterbewerteten Merida – Legende der Highlands, ab. Es ist eine bonbonbunte Komödie, aber als solche geradezu erschreckend genügsam. Der Vorfilm Der blaue Regenbogen ist in seinen sieben Minuten experimentierfreudiger und beeindruckender als die Feature Presentation.

Durch einen Klassenausflug in der Grundschule inspiriert, steht für das kleine grüne, einäugige Monster Mike Glotzkowski schon früh fest: Ich will Erschrecker bei der Monster AG werden! Wir erinnern uns: die Paralleldimension der Monster braucht die Schreie von Menschenkindern als Energiequelle. Mike verfolgt also konsequent seinen Plan und landet schließlich an der Monster Universität, wo er sich als ausgezeichneter Theoretiker herausstellt. Nur zum Fürchten ist er nicht gerade, ganz anders als James P. Sullivan, genannt Sullym ein aufgeblasener Aufschneider, der sich auf seinem Familienbonus ausruht, schließlich steht der Name Sullivan für eine ganze Schrecker-Dynastie. Die Rivalität zwischen Mike und Sully führt so weit, dass sie durch einen Unfall aus dem Schreckologie-Studiengang geworfen werden. Der einzige Weg, nicht im Schreibehälterdesign-Studium zu versauern ist der Gewinn bei den alljährlichen Schreispielen auf dem Campus. Zusammen mit einer Truppe ganz und gar nicht furchterregender Monster müssen Mike und Sully ihre Differenzen überwinden, um wieder an der Uni ihren Traum verfolgen zu können…

Es gibt gelungene Gags in Die Monster Uni und mit dem New-Age-Zottelmonster Art konnte man sogar eine in ihrer Unvorhersehbarkeit rundum gelungene neue Figur einführen, die beim anschließenden Wiedersehen mit Die Monster AG sicherlich schmerzlich vermisst wird. Auch die wunderbar designte Dekanin Hardscrabble ist eine würdige Vertreterin für Waternoose. Jenseits davon kommt das animierte Langfilmdebüt von Dan Scanlon nicht über die „ganz nett“-Schranke hinweg. Die Animation ist gewohnt großartig und der Film detailverliebt, aber ihn plagen auch nicht zu übersehende Probleme. Naturgemäß konnte das menschliche Kleinkind Boo nicht auftreten, was dem Film den emotionalen Ankerpunkt nimmt. Die Beziehung zwischen den Monstern und Boo war das unangefochtene Herzstück von Die Monster AG, erst an zweiter Stelle folgte die Freundschaft zwischen Sully und Mike, die diesmal im Mittelpunkt steht und mehr schlecht als recht entwickelt wird. Schlimmer noch, die Ausgewogenheit zwischen den beiden Figuren wird in Die Monster Uni zu einem Ungleichgewicht zugunsten Mikes. Sully wird mehr und mehr zum Rowdy, der einsehen muss, dass er ein Körper ist, der ein Hirn braucht. Die Integrität des Charakters wird empfindlich gestört, am Ende bleibt ein schaler Geschmack. Es ist nichts gegen die Entwicklungsgeschichte zu sagen, aber Sully geht als Figur am Ende eindeutig als Verlierer aus dem Rennen. Wie gesagt, Die Monster AG ist ausgewogener und fairer gegenüber seinen Protagonisten.

Außerdem bedient der Film zu viele Klischees des US-amerikanischen Campus-Films. Nur weil die Darsteller animiert und nicht-menschlich sind, heißt das nicht, dass immer wieder aufgebrühte Elemente wie die Elite-Verbindung oder die garstige Bibliothekarin weniger langweilig daher kommen. Es mag an US-Colleges so sein, aber dadurch erhält die immer wiederkehrende filmische Repräsentation auch nicht mehr Gewicht. Die Monster Uni ist etwas zu faul, die bloße Übertragung der menschlichen Realität auf eine von Monstern bevölkerte Dimension ist zu wenig, wenn nicht auch noch ein schlüssiger gesellschaftlicher Gegenentwurf mitgeliefert wird. Da auf diesem Feld Die Monster AG bereits all die Arbeit getan hat, lehnt sich das Prequel entspannt zurück.

Unter dem Strich ist Die Monster Uni gute Unterhaltung, wahrlich für die ganze Familie, auch wenn Erwachsene nicht ganz so auf ihre Kosten kommen wie in anderen PIXAR-Produktionen (hier sei der intelligente Subtext von Merida, allen Unkenrufen zum Trotz, erwähnt). Der Film ist weit entfernt davon, eine Katastrophe zu sein, aber mit den besten Outings des Studios, inklusive des ersten Monster-Teils, kann er nicht Schritt halten. Immerhin erfahren wir, warum die Monster keine Erwachsenen erschrecken. Von solch cleveren Sequenzen wie der im Pfadfindercamp besitzt der Film letztlich zu wenig.




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