STAR TREK – DER ERSTE
KONTAKT
(Star Trek: First Contact)
USA 1996
Dt. Erstaufführung: 19.12.1996
Regie: Jonathan Frakes
Dt. Erstaufführung: 19.12.1996
Regie: Jonathan Frakes
Vielleicht wären mehr Star Trek-Filme wirklich großartig
geworden, wenn sie direkt auf der TV-Serie aufgebaut hätten. Vor Star Trek – Der erste Kontakt stand Star Trek II – Der Zorn des Khan als
herausragendster Teil der langlebigen Reihe einsam an der Spitze, als
Kinofortsetzung der Episode Der
schlafende Tiger. Der erste Kontakt,
der achte Film des Franchises, bezieht sich nun auf den Next Generation-Zweiteiler In
den Händen der Borg/Angriffsziel Erde und stellt nicht nur die feindlichen
Borg einem größeren Publikum vor, er ist auch der beste Star Trek-Film seit 1982.
Die Borg sind eine Rasse von kybernetischen Wesen, d.h. sie
bestehen aus sowohl organischen als auch mechanischen Bestandteilen, sind wie
ein Insektenstaat als Kollektiv organisiert und assimilieren jede Zivilisation,
auf die sie treffen und die ihnen keinen Widerstand leisten kann. Diesmal
versuchen sie es einmal mehr mit der schwerbewachten Erde. In der Hitze des
Gefechts wird zwar das Hauptschiff zerstört, den Borg gelingt es aber, ein
weiteres Schiff abzusetzen, dass einen Zeitwirbel erzeugt und in die
Vergangenheit der Erde reist, um die Menschheit dann zu unterjochen, als sie
noch nicht über die Technologien der Star
Trek-Gegenwart verfügten. Als einziges Föderationsraumschiff hängt sich –
natürlich – die Enterprise, diesmal in der E-Ausführung, an die Borg und reist
mit zurück ins Jahr 2063. Wie sich herausstellt haben die Borg einen ganz
besonders sinisteren Plan: sie wollen den Erstkontakt zwischen Menschen und
Vulkaniern verhindern, der wenige Jahre nach dem dritten Weltkrieg den
Grundstein für den Wohlstand und die „bessere Zukunft“ legen sollte, in der alle
Star Trek-Serien angesiedelt sind. Es
liegt an Captain Picard (Patrick Stewart) und seiner Mannschaft, die Zukunft zu
retten…
Star Trek – Der erste
Kontakt ist deutlich actionlastiger als seine Vorgänger, hinzu kommt, dass
Regisseur Jonathan Frakes (ebenso zu sehen in der Rolle vom ersten Offizier
Riker) seinen Film mit allerlei Horrorelementen würzt. Dabei rührt der
Schrecken nicht von der für Menschen immer unbehaglichen Vorstellung eines
Kollektivs her, sondern von der Inszenierung der Borg, die jedem Zombiefilm zur
Ehre gereicht. Wenn eine Tür geöffnet wird und die roten Suchlichter der
Borgaugen aus der Dunkelheit aufblitzen und schnell näher kommen, wähnt man
sich mehr im Romero-Universum denn im Star
Trek-Kosmos. Frakes macht den Film massenkompatibler, er holt Picard und
die Seinen aus den Sphären der Diplomatie hinunter auf eine geradezu handgreifliche
Ebene. Der erste Kontakt ist manchmal
roher, als man es von Star Trek
gewohnt ist, aber die zwiespältigen Implikationen, die damit einhergehen,
werden nicht ausgespart. Dass es einen Widerspruch zwischen dem humanistischen
Ideal und den tatsächlichen Handlungen gibt, wird nicht nur zur Kenntnis
genommen, es wird durch die Figur Lily (Alfre Woodard) auch ausgesprochen. Lily
fungiert als Picards Gewissen, als hinterfragende Stimme, die dem Captain, der
in der Serie selbst zum Teil des Borg-Kollektivs wurde und dementsprechend
traumatisiert ist, darauf hinweist, dass seine hohen Ideale zu zerbrechen
drohen. Das Drehbuch ist klug genug, Action und Star Trek-übliche Ideen und Ideale miteinander zu verbinden.
Dabei bewegt sich der Film. Ganz entschieden. Der erste Kontakt ist einer der
temporeichsten der Reihe und springt zwischen den Borg-Kämpfen, der
Vorbereitungen für den ersten Warp-Flug und Datas (Brent Spiner) Verführung
durch die Borg-Königin (Alice Krige) hin und her. So gibt es nicht nur den
Konflikt von Picard mit seinen inneren Dämonen, sondern auch Datas Wille zur
Menschwerdung, der im letzten Film durch den Emotionschip einige eher alberne
Wirrungen erfahren hat, wird ernsthafter auf die Probe gestellt. Wo verläuft
die Grenze zwischen Mensch und Maschine, auf welcher Seite kann sich eine
künstliche Intelligenz positionieren und ist die Verbindung von Fleisch und
Metall womöglich doch eine sinnvolle Kombination? Der erste Kontakt stellt diese Fragen ständig, ohne in einen
philosophischen Diskurs zu enden. Es liegt am Zuschauer, ob er sich auf den Subtext
einlässt oder nicht oder ob er den Film lediglich als hervorragende
Unterhaltung goutiert. Der dritte Konflikt, der zwischen Mythos, Mensch und
Wirklichkeit, wird durch James Cromwells Darbietung als Zefram Cochran, dem
Erfinder des Warpantriebs, auf ein wahrlich menschliches Maß gebracht. Es
gehört schon etwas Mut dazu, die wichtigste Erfindung des Star Trek-Universums mit dem Wunsch nach Geld und „nackten Weibern
auf einer tropischen Insel“ zu erklären und den ersten Warpflug dann auch noch
mit Steppenwolfs Magic Carpet Ride zu
unterlegen.
Der erste Kontakt
ist Popcornkino at it’s best.
Getragen von hervorragenden Effekten, einer involvierenden Story und gut
aufgelegten Darstellern (auch wenn das Drehbuch klar macht, dass es keine
Ahnung hat, was es mit den weiblichen Figuren Troi und Crusher anfangen soll
und vor allem Troi in weniger gelungenen Gags verheizt) ist das achte
Kinoabenteuer der Enterprise ein Beitrag zu Reihe mit hohem Unterhaltungswert.
Dass bei all der Genre-Mix-Spannung und dem fast atemlosen Tempo die Ideale von
Star Trek nicht verraten, das Hirn
also nicht den Muskeln geopfert wird, ist besonders hervorzuheben. Und
natürlich siegt bei aller Düsterness, die Frakes‘ Inszenierung innewohnt, der
Optimismus, denn der titelgebende Erstkontakt gehört nicht nur zu den schönsten
Sequenzen des gesamten Franchise, er verweist auch gleich augenzwinkernd auf
den Kernkonflikt zwischen logischen Vulkaniern und emotionalen Menschen, wie er
in der originalen Serie und den dazugehörigen Filmen stets anhand
Kirk/Spock/McCoy durchgespielt wurde. So kommt es denn auch, dass man die alten
Hasen des Raumflugs nicht vermisst, auch wenn dies der erste Star Trek-Film ist, in dem keiner aus
Kirks Crew auftaucht. Die Next Generation
hat mit dem Beginn der Credits bewiesen, dass sie würdige Nachfolger sind.
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