DARK STAR – FINSTERER
STERN
(Dark Star)
USA 1974
Dt. Erstaufführung: 09.02.1979
Regie: John Carpenter
Dt. Erstaufführung: 09.02.1979
Regie: John Carpenter
Sechs Jahre
vor dem Regiedebüt von John Carpenter kam Stanley Kubricks 2001 – Odyssee im Weltraum ins Kino, bis heute nicht nur einer der
wichtigsten, sondern auch besten Filme der Kinogeschichte. Dark Star – Finsterer Stern ist nun so eine Art Anti-2001. Nicht im Sinne einer Parodie,
sondern vielmehr in seinem sehr viel nüchterneren Blick auf die potenzielle
Raumfahrt der Zukunft. 2001
verhandelt den Platz des Menschen im Kosmos, spannt den Bogen von unserer
Vergangenheit bis in die mögliche Zukunft und entwirft ein möglichst
realistisches Bild des Aufbruchs der Menschheit in All. In Dark Star dagegen ist das All ein wenig stimulierender
Arbeitsplatz, die Menschheit sucht keine Erkenntnisse, sondern Expansionsfläche
und die einzig bekannte außerirdische Lebensform ist ein Wasserball. Das Debüt
des Mannes, der zu einem der bekanntesten Horrorregisseure überhaupt werden
sollte, ist eine ironische, unterhaltsame, mitunter auch angenehm alberne
Fingerübung, die in der Rückschau an Wert gewinnt anstatt abzubauen.
Die Zukunft: In den Tiefen des
Alls ist das Raumschiff „Dark Star“ unterwegs, um mithilfe intelligenter Bomben
„instabile“ Planeten zu beseitigen, um kommenden Generationen einen sicheren
Kolonisationsraum zu bieten. Während auf der Erde Jahrzehnte seit dem Start
vergangen, sind die Astronauten durch die Reise mit Überlichtgeschwindigkeit
nur um drei Jahre gealtert. Die Kommunikation mit der Heimat ist zehn Jahre
zeitversetzt, benötigte Reparaturteile können nicht zum Schiff gelangen. Der
Alltag ist von Langeweile geprägt und langsam wird die vier Mann starke
Besatzung zunehmend wunderlicher, vor allem, seit dem ihr Captain bei einem
Unfall getötet wurde. Als dann eines Tages der bordeigene Außerirdische
anfängt, einem Crewmitglied krude Streiche zu spielen und eine Bombe noch
angedockt ans Schiff zu explodieren droht, spitzt sich die Lage langsam zu…
Am besten funktioniert Dark Star als Antithese zu den
optimistischen und philosophischen Science-Fiction-Erzählungen seiner Zeit. Das
Raumschiff ist nicht als Wohnort konzipiert, sondern rein pragmatisch. Außerdem
beginnt es langsam zu zerfallen. Die Astronauten sind keine Entdecker und
Helden, sondern gelangweilte Arbeiter, die sich untereinander auch nicht
wirklich riechen können. Die pragmatische Sichtweise auf die Arbeit im All, die
von Malochern ausgeführt wird, sollte sich 1979 in Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt wiederfinden,
für den Dan O’Bannon, der hier zusammen mit Carpenter das Drehbuch verfasste
und in der Rolle des Sgt. Pinback zu sehen ist, das Buch verfasste. Streicht
man den Humor heraus, ist Dark Star
ohnehin eine interessante Blaupause für den späteren Ridley-Scott-Erfolg,
inklusive einer Jagd auf einen Außerirdischen durch dunkle Schächte. In dieser
Szene schafft es Carpenter sogar, Spannung aufzubauen, obschon das, was in der
Dunkelheit lauert, grandios billig ist.
Billig ist ohnehin ein Stichwort,
das in rein finanzieller, nicht inhaltlicher, Art auf Dark Star zutrifft. Das Budget betrug nur 60.000 $ und unter diesen
Umständen kann man O’Bannon und Carpenter nur zu ihrem Werk beglückwünschen,
schaffen sie es doch, trotz aller Abstriche bei den Effekten und der
Ausstattung einen atmosphärischen Film zu schaffen, dessen wenig spektakuläre
Optik dem Inhalt zum Vorteil gereicht. Die Prämisse vom langweiligen Dienst im
Weltraum wird dadurch nur noch verstärkt.
Der Humor ist es aber letztlich,
der Dark Star so sehenswert macht.
Der Film ist voller wunderbar skurriler Einfälle und süffisanter Dialoge. Es
beginnt mit der Übertragung von der Erde („Wir finden eure Arbeit klasse, aber
es gab Budgetkürzungen. Wir unterstützen euch mental.“), geht über den
entwaffnend billigen Außerirdischen (wirklich nicht mehr als ein
handelsüblicher, aufblasbarer Wasserball, angepinselt und mit Entenfüßen versehen)
bis zur Diskussion mit der Bombe, in der Astronaut Doolittle (Brian Narelle)
sie davon zu überzeugen versucht, nicht zu explodieren. Warum, zum Teufel, ist
die Bombe überhaupt intelligent und verfügt über ein Bewusstsein? Wer baut so
etwas? Würde man Dark Star ein Remake
verpassen, es wäre heute wahrscheinlich eine intelligente Drohne…
Am meisten dürfte Dark Star Genrefans und Cineasten
ansprechen. Sein sehr spezieller Charme und sein augenzwinkernder, manchmal
über mehrere Ecken gedachter Humor sind sicherlich nicht jedermanns Sache. Doch
ein Film, der Philip K. Dick Tribut zollt und an dessen Ende ein Surf-Fan die
wirklich ultimative Welle reitet, kann so schlecht nicht sein. Dark Star hat die Unerschrockenheit
eines studentischen Erstlingswerks und heißt seine Beschränkungen willkommen,
anstatt sie krampfhaft verleugnen zu wollen. Und er wird nur stärker dadurch.
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