JOHN CARPENTERS VAMPIRE
(John Carpenter’s
Vampires)
USA 1998
Dt. Erstaufführung: 08.07.1999
Regie: John Carpenter
Dt. Erstaufführung: 08.07.1999
Regie: John Carpenter
Der
erste und bisher einzige Film, der auch im deutschen Titel nicht ohne den
Namenszusatz des Regisseurs denkbar ist, ist ein reichlich bemühter Genremix
aus deftigem Horror und augenzwinkerndem Western, wirklich erfolgreich ist der
Film aber auf keiner der Ebenen. Vampire
ist ein recht reaktionäres, wenig überraschendes Stück Kino, das dem Subgenre
des Vampirfilms kaum eigene Akzente hinzufügen kann. Der dritte Film in Folge,
mit dem Carpenter weit hinter den Erwartungen bzw. nur den minimalsten Anforderungen
seiner Frühwerke zurückbleibt, ist ein traurig stimmender erneuter Beweis für
den absteigenden Ast, auf dem sich der Kultregisseur Ende der 1990er Jahre
befand.
Jack Crow (James
Woods), Montoya (Daniel Baldwin) und ihre Crew sind von der katholischen Kirche
offiziell abgesegnete Vampirjäger, die die Untoten in ihren Nestern aufspüren
und endgültig ins Jenseits befördern. Doch eines Tages werden sie vom mächtigen
Valek (Thomas Ian Griffth) kalt erwischt und fast das ganze Team ausgelöscht.
Crow sinnt auf Rache, zumal Valek auch noch den Plan hegt, mithilfe einer
Reliquie die Fähigkeit zu erlangen, auch am Tag umherwandeln zu können. Und was
könnte es gefährlicheres geben als einen Vampir, der nicht mehr dem Diktat der
Nacht unterworfen ist?
Wie immer mangelt
es auch Carpenters Bearbeitung des Vampirmythos nicht an einigen interessanten
Pulp-Einfällen. Doch die Schilderung einer durch kirchliche Seite legitimierten
Kreaturenjagd und der McGuffin der Reliquie dienen ebenso nur als Blaupause für
jede Menge Standardaction wie die austauschbaren Figuren. James Woods gibt eine
Figur, die er wohl auch im Schlaf spielen könnte und dementsprechend auf
Autopilot agiert, während ihm einer der Baldwin-Brüder mit dem austauschbaren
Gesicht zur Seite steht. Dazu gibt es die „hooker with a heart of gold“,
Maximillian Shell als doppelzüngiger Priester und andere Protagonisten aus dem
Klischeebaukasten. Ausdefinierte Charaktere waren noch nie Carpenters große
Stärke, aber Vampire ist einer der
Tiefpunkte in der fast gänzlichen Verweigerung interessanter, zumindest
unterhaltsamer, Figuren. Man beginnt die Personen, mit denen man mit fiebern
soll, bereits während der Filmlaufzeit zu vergessen.
Vampire interessiert sich kaum für
seinen mythologischen Überbau, noch für die Konsequenzen, die sich aus der
Handlung ergeben. Selbst der in dieser Hinsicht ausbaufähige Christine hatte da mehr zu bieten. Nun
erwartet wohl niemand von einem Film mit dieser Prämisse große Diskussionen
über die ethischen und gesellschaftlichen Aspekte de Vampirjagd, aber Vampire erreicht nicht einmal das
diskursive Niveau eines Near Dark – Die
Nacht hat ihren Preis. Und man würde wiederum wohl weniger auf solche
Aspekte hoffen, wenn der Film unterhaltsam wäre – denn dies ist wohl die größte
Sünde, die ein Werk diese Klaibers begehen kann: er ist schlicht langweilig,
Standardprogramm, weder gestalterisch noch handwerklich sonderlich
bemerkenswert. This is not your Father’s
John Carpenter.
John Carpenters Vampire ist ein bisschen
wie die Gala-, Neues Blatt- oder Brigitte-Version
eines Horrorfilms: Man will nicht überrascht werden, sondern im Erwartbaren
eingelullt werden, der Film soll den kleinsten gemeinsamen Nenner befriedigen
und sonst nichts. Diese Vampire sind so zahnlos wie die Landlust oder, um auch die männlich konnotierten Zeitschriften bei
dieser heiteren Assoziation nicht zu vergessen, so ein auf Klischees
aufbauendes Retortenkind wie das Carnivoren-Blättchen Beef.
Cool will Vampire sein, ein eleganter und
gleichzeitig dreckiger Genrefilm für das ausgehende 20. Jahrhundert. Er ist
nicht von all dem, sondern nur ein generischer Horrorfilm, der eher wie
zufällig den Namen eines der einstmals besten Low-Budget-Filmer überhaupt im
Titel führt. Man kann dies nun mit der Zeit erklären – Low-Budget-Filme der
ausgehenden 90er sind, gerade im Vergleich mit Großproduktionen, etwas anderes
als dergleichen zwanzig Jahre früher – oder mit der wirtschaftlichen
Notwendigkeit, es wieder einmal einer möglichst großen Masse recht machen zu
wollen. Warum auch immer, John Carpenters
Vampire hat weder den großen Namen noch die Aufmerksamkeit des Zuschauers
verdient.
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