Dienstag, 28. Oktober 2014

John Carpenters Vampire (1998)




JOHN CARPENTERS VAMPIRE
(John Carpenter’s Vampires)
USA 1998
Dt. Erstaufführung: 08.07.1999
Regie: John Carpenter

Der erste und bisher einzige Film, der auch im deutschen Titel nicht ohne den Namenszusatz des Regisseurs denkbar ist, ist ein reichlich bemühter Genremix aus deftigem Horror und augenzwinkerndem Western, wirklich erfolgreich ist der Film aber auf keiner der Ebenen. Vampire ist ein recht reaktionäres, wenig überraschendes Stück Kino, das dem Subgenre des Vampirfilms kaum eigene Akzente hinzufügen kann. Der dritte Film in Folge, mit dem Carpenter weit hinter den Erwartungen bzw. nur den minimalsten Anforderungen seiner Frühwerke zurückbleibt, ist ein traurig stimmender erneuter Beweis für den absteigenden Ast, auf dem sich der Kultregisseur Ende der 1990er Jahre befand.

Jack Crow (James Woods), Montoya (Daniel Baldwin) und ihre Crew sind von der katholischen Kirche offiziell abgesegnete Vampirjäger, die die Untoten in ihren Nestern aufspüren und endgültig ins Jenseits befördern. Doch eines Tages werden sie vom mächtigen Valek (Thomas Ian Griffth) kalt erwischt und fast das ganze Team ausgelöscht. Crow sinnt auf Rache, zumal Valek auch noch den Plan hegt, mithilfe einer Reliquie die Fähigkeit zu erlangen, auch am Tag umherwandeln zu können. Und was könnte es gefährlicheres geben als einen Vampir, der nicht mehr dem Diktat der Nacht unterworfen ist?

Wie immer mangelt es auch Carpenters Bearbeitung des Vampirmythos nicht an einigen interessanten Pulp-Einfällen. Doch die Schilderung einer durch kirchliche Seite legitimierten Kreaturenjagd und der McGuffin der Reliquie dienen ebenso nur als Blaupause für jede Menge Standardaction wie die austauschbaren Figuren. James Woods gibt eine Figur, die er wohl auch im Schlaf spielen könnte und dementsprechend auf Autopilot agiert, während ihm einer der Baldwin-Brüder mit dem austauschbaren Gesicht zur Seite steht. Dazu gibt es die „hooker with a heart of gold“, Maximillian Shell als doppelzüngiger Priester und andere Protagonisten aus dem Klischeebaukasten. Ausdefinierte Charaktere waren noch nie Carpenters große Stärke, aber Vampire ist einer der Tiefpunkte in der fast gänzlichen Verweigerung interessanter, zumindest unterhaltsamer, Figuren. Man beginnt die Personen, mit denen man mit fiebern soll, bereits während der Filmlaufzeit zu vergessen.

Vampire interessiert sich kaum für seinen mythologischen Überbau, noch für die Konsequenzen, die sich aus der Handlung ergeben. Selbst der in dieser Hinsicht ausbaufähige Christine hatte da mehr zu bieten. Nun erwartet wohl niemand von einem Film mit dieser Prämisse große Diskussionen über die ethischen und gesellschaftlichen Aspekte de Vampirjagd, aber Vampire erreicht nicht einmal das diskursive Niveau eines Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis. Und man würde wiederum wohl weniger auf solche Aspekte hoffen, wenn der Film unterhaltsam wäre – denn dies ist wohl die größte Sünde, die ein Werk diese Klaibers begehen kann: er ist schlicht langweilig, Standardprogramm, weder gestalterisch noch handwerklich sonderlich bemerkenswert. This is not your Father’s John Carpenter.

John Carpenters Vampire ist ein bisschen wie die Gala-, Neues Blatt- oder Brigitte-Version eines Horrorfilms: Man will nicht überrascht werden, sondern im Erwartbaren eingelullt werden, der Film soll den kleinsten gemeinsamen Nenner befriedigen und sonst nichts. Diese Vampire sind so zahnlos wie die Landlust oder, um auch die männlich konnotierten Zeitschriften bei dieser heiteren Assoziation nicht zu vergessen, so ein auf Klischees aufbauendes Retortenkind wie das Carnivoren-Blättchen Beef.

Cool will Vampire sein, ein eleganter und gleichzeitig dreckiger Genrefilm für das ausgehende 20. Jahrhundert. Er ist nicht von all dem, sondern nur ein generischer Horrorfilm, der eher wie zufällig den Namen eines der einstmals besten Low-Budget-Filmer überhaupt im Titel führt. Man kann dies nun mit der Zeit erklären – Low-Budget-Filme der ausgehenden 90er sind, gerade im Vergleich mit Großproduktionen, etwas anderes als dergleichen zwanzig Jahre früher – oder mit der wirtschaftlichen Notwendigkeit, es wieder einmal einer möglichst großen Masse recht machen zu wollen. Warum auch immer, John Carpenters Vampire hat weder den großen Namen noch die Aufmerksamkeit des Zuschauers verdient.



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