DAS DORF DER
VERDAMMTEN
(John Carpenter’s Village of the Damned)
USA 1995
Dt. Erstaufführung: unbekannt (Video-Premiere)
Regie: John Carpenter
Dt. Erstaufführung: unbekannt (Video-Premiere)
Regie: John Carpenter
Man
kann sich eine filmhistorische Vorlesung vorstellen, in der John Carpenters Das Dorf der Verdammten als Beispiel für
Trashfilme der 1990er Jahre herhalten muss. Nicht nur, dass der Film auf
geradezu bemerkenswerte Weise gestalterisch ein ultimatives Kind seiner Zeit
ist, der Film erwies sich in den USA als so gigantischer Flop, dass man ihn in
Deutschland nur verschämt auf Video und Laserdisc veröffentlichte. Die ist
durchaus verständlich, denn Das Dorf der
Verdammten wirkt kaum wie ein Kinofilm, geschweige denn einer von
Carpenter. Vielmehr atmet er den Geist eines günstig produzierten TV-Films ohne
dabei einen sonderlichen Low-Budget-Charme zu entwickeln, der dem Regisseur
sonst zu Eigen ist. Es gibt zwar ein paar Momente, in denen der genuine
Carpenter durchscheint, aber insgesamt ist der Film eine Enttäuschung. Nach Jagd auf einen Unsichtbaren wollte man
ihn nicht wieder als lustlosen Auftragsarbeiter erleben, nach Das Dorf der Verdammten nicht wieder als
Regisseur eines unnötigen Remakes.
Die Bewohner
eines kleinen Küstenstädtchens fallen eines Tages urplötzlich für mehrere
Stunden in Ohnmacht. Als sie genauso unerwartet wieder erwachen wie sie
eingeschlafen sind, sind einige Gemeindemitglieder tot und zehn Frauen, wie
sich bald herausstellt, schwanger. Die Kinder, die geboren werden, wachsen
äußerst schnell heran und legen bald ein unheimliches Verhalten an den Tag. Nicht
nur, dass sie sich alle sehr ähnlich sehen, sie scheinen auch die Fähigkeit zu
besitzen, wortlos miteinander zu kommunizieren und – weitaus schlimmer – ihre
Umwelt und Mitmenschen auf destruktive Art und Weise zu manipulieren. Sind die
Kinder womöglich nur äußerlich Menschen und lässt sich ihre Herkunft auf
extraterrestrische Art erklären?
Der Film ist ein
Remake des eleganten schwarz/weiß-Films von 1960 und beide basieren auf dem
Roman Kuckuckskinder von John
Wyndham, nach dessen Vorlage auch der hervorragende Blumen des Schreckens entstand. Ob die Welt unbedingt eine neue
Version des Stoffes gebraucht hätte, sei dahingestellt – nach Sinn oder Unsinn
eines Remakes zu fragen hat Hollywood schon lange aufgegeben. Vorwerfen kann
man diesem Dorf der Verdammten
allerdings, dass er ohne allzu viel Elan daherkommt. Manchmal blitzt quasi der
alte Schalk des Pulp-/Trash-/Exploitation-Regisseurs durch, wenn Carpenter
beispielsweise einen Mann während der Zeit des Blackouts auf einem Grill
schmoren lässt. Doch genüsslich-fiese Ideen wie diese sucht man im Großen und
Ganzen vergeblich, über weite Teile ist Das
Dorf der Verdammten ein gradliniger, aber eben auch recht uninteressant
entwickelter Horrorfilm, der zwar mehr auf Atmosphäre setzen möchte als auf das
Ausstellen von Effekten oder ähnlichem, es aber nur bedingt fertig bringt, eine
solche Atmosphäre überhaupt zu generieren.
Das Dorf der Verdammten wirkt wie ein
Film, der von einem ausgebrannten, alternden Mann inszeniert wurde – und das
zwischen Tür und Angel. Es ist vorstellbar, dass Carpenter sehr viel mehr
Energie in Die Mächte des Wahnsinns
gestreckt hat (was man dem fertigen Film dann auch ansah) und dieses Werk
einmal mehr nur ein schnell angenommener Brotjob war. Selbst seine kleineren
Fingerübungen früherer Tage wie The Fog –
Nebel des Grauens sind Kleinode des Genre verglichen mit diesem Film, der,
aus heutiger Sicht, unfassbar exemplarisch für die aufkommende Schwemme der
VHS-Horrorfilme der 1990er Jahre stehen kann, die in Videotheken neben den
neusten Blockbustern um Aufmerksamkeit buhlten. Noch viel schwieriger ist es,
sich vorzustellen, dass dieser gestalterisch generische und inhaltlich so
lustlos entwickelte Film in den USA tatsächlich im Kino lief.
Unterm Strich ist
Das Dorf der Verdammten ein weiterer
Beitrag für den Niedergang des einstmals so raffinierten Beherrschers des
Pulpfilms mit breiter Publikumswirkung und trotz einiger guter Einfälle eher
ein Nineties-Kuriosum als ein ernstzunehmender Beitrag für Carpenters
Filmographie.
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