THE FOG – NEBEL DES
GRAUENS
(The Fog)
USA 1980
Dt. Erstaufführung: 28.08.1980
Regie: John Carpenter
Dt. Erstaufführung: 28.08.1980
Regie: John Carpenter
The Fog – Neben des Grauens ist
unzweifelhaft eine von John Carpenters kleineren Arbeiten, die zwischen den
Schwergewichten wie Halloween – Die Nacht
des Grauens und Das Ding aus einer
anderen Welt schnell übersehen werden kann. Dabei ist der Film nicht nur
spannender, wenn auch trashiger, als der massiv erfolgreiche Vorgänger, Halloween, er ist auch ein
sympathisch-altmodischer Geisterfilm mit gelungener Atmosphäre und einigen
subtilen Neuerungen in Carpenters filmischen Repertoire. Man kann The Fog übersehen. Aber man sollte es
nicht.
Antonio Bay, eine kleine Gemeinde
an der Nordküste Kaliforniens, wird in Kürze ihre 100-Jahr-Feier begehen, bei
der die Gründerväter des Fischernests geehrt werden sollen. Passend dazu fällt
dem örtlichen Priester Malone (Hal Holbrook) ein altes Tagebuch in die Hände,
nach dem die Geschichte des Ortes auf einer Lüge basiert: die noblen
Stadtgründer erbauten den Ort nämlich mit dem unrechtmäßig erworbenen Vermögen
eines reichen Leprakranken, der in der Nähe für sich und seine Leidensgenossen
eine Kolonie eröffnen wollte. Doch ein falsches Leuchtfeuer sorgte für die
Havarie des Schiffes, dass die Kranken an die Gestaden bringen sollte. Die
Passagiere ertranken, das Gold wurde geborgen und damit Antonio Bay gegründet.
100 Jahre später zieht ein mysteriöser Nebel auf und die Geister der
Vergangenheit schicken sich an, Tribut für das begangene Unrecht zu fordern…
Auch wenn The Fog als Handlungsraum auf die kleine Gemeinde Antonio Bay
beschränkt ist, gelingt es Carpenter dennoch, aus der Tradition der eher
kammerspielartigen Vorgänger auszubrechen. Antonio Bay ist schlicht größer als
das Raumschiff in Dark Star – Finsterer
Stern, die Polizeistation in Assault
– Anschlag bei Nacht und der Straßenzug in Halloween – Die Nacht des Grauens. Das Budget war deutlich höher
aus bei seinem Vorgänger und man merkt dem Film an, dass Carpenter gekonnt mit
den Möglichkeiten der größeren Sets und der aufwendigeren Außenaufnahmen
umgeht, auch wenn er nicht all seine Vorstellungen verwirklichen konnte und
unter anderem deshalb dem sich schließlich als wahrlich grauenhaft entpuppenden
Remake von 2005 zustimmte. Dabei muss sich der Film nicht seiner Selbst
schämen. Es gibt gleichermaßen „typische“ Carpenter-Einstellungen von intimem
Horror wie auch von weitläufigen Einstellungen der fotogenen Küste von Point
Reyes, wo der Film gedreht wurde.
Der titelgebende Nebel mitsamt
dem Unheil, das er bringt, ist das Herzstück des Films und schafft eine
unbehagliche Atmosphäre. The Fog orientiert sich dabei auf gekonnte Weise an
der klassischen Erzählweise der Geistergeschichten, die auch schon die
Disney-Zeichentrickversion von Sleepy Hollow zum zeitlosen Klassiker avancieren
ließ. Carpenter weiß, dass es nicht auf den Blutgehalt ankommt und wenn er
Gefahr läuft, allzu sehr in plakativen Horror abzugleiten, hält sich die Kamera
dezent zurück. So lässt er de facto einen Zombie durch eine Krankenstation
wandeln, zeigt aber dessen sicherlich grausiges Gesicht nicht. Es sind
einfache, aber effektive Kniffe wie dieser (ein weiteres Beispiel wäre die
grandios simpel gestaltete Eröffnungssequenz), die The Fog atmosphärisch so
erfolgreich machen. Auch die Verweigerung eines klaren Blickes auf die
Antagonisten gehört dazu.
The Fog ist dementsprechend wie die Geschichte, die zu Beginn am
Lagerfeuer erzählt wird: ein gruseliges Mär, eine effektiv erzählte Story, die
unterhaltsam daherkommt, letztlich aber auch darüber hinaus kaum Bewandtnis
hat. Vielleicht ist es gerade diese Schnörkellosigkeit, die The Fog zu einem der weniger beachteten
Carpenter-Filme gemacht hat. Zum ersten Mal eckt man als Zuschauer nirgends an,
der Film ist kompetent gemacht, wunderschön fotografiert und mit B-Film-Elan
gespielt, aber er ist auch so gradlinig in seiner Erzählung, dass er kaum
Diskussionsstoff offeriert – ein Film zum „neben her schauen“, wenn es sie denn
wirklich geben sollte. Mit seinem vierten Kinofilm wirkt Carpenter zum ersten
Mal in seinem Stil und seiner Inszenierung absolut gefestigt. Das dies zu einem
sehenswerten, aber auch reichlich unspektakulären Film führte, ist an sich
schon Kommentar genug.
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