Dienstag, 7. Oktober 2014

The Fog - Nebel des Grauens (1980)




THE FOG – NEBEL DES GRAUENS
(The Fog)
USA 1980
Dt. Erstaufführung: 28.08.1980
Regie: John Carpenter

The Fog – Neben des Grauens ist unzweifelhaft eine von John Carpenters kleineren Arbeiten, die zwischen den Schwergewichten wie Halloween – Die Nacht des Grauens und Das Ding aus einer anderen Welt schnell übersehen werden kann. Dabei ist der Film nicht nur spannender, wenn auch trashiger, als der massiv erfolgreiche Vorgänger, Halloween, er ist auch ein sympathisch-altmodischer Geisterfilm mit gelungener Atmosphäre und einigen subtilen Neuerungen in Carpenters filmischen Repertoire. Man kann The Fog übersehen. Aber man sollte es nicht.

Antonio Bay, eine kleine Gemeinde an der Nordküste Kaliforniens, wird in Kürze ihre 100-Jahr-Feier begehen, bei der die Gründerväter des Fischernests geehrt werden sollen. Passend dazu fällt dem örtlichen Priester Malone (Hal Holbrook) ein altes Tagebuch in die Hände, nach dem die Geschichte des Ortes auf einer Lüge basiert: die noblen Stadtgründer erbauten den Ort nämlich mit dem unrechtmäßig erworbenen Vermögen eines reichen Leprakranken, der in der Nähe für sich und seine Leidensgenossen eine Kolonie eröffnen wollte. Doch ein falsches Leuchtfeuer sorgte für die Havarie des Schiffes, dass die Kranken an die Gestaden bringen sollte. Die Passagiere ertranken, das Gold wurde geborgen und damit Antonio Bay gegründet. 100 Jahre später zieht ein mysteriöser Nebel auf und die Geister der Vergangenheit schicken sich an, Tribut für das begangene Unrecht zu fordern…

Auch wenn The Fog als Handlungsraum auf die kleine Gemeinde Antonio Bay beschränkt ist, gelingt es Carpenter dennoch, aus der Tradition der eher kammerspielartigen Vorgänger auszubrechen. Antonio Bay ist schlicht größer als das Raumschiff in Dark Star – Finsterer Stern, die Polizeistation in Assault – Anschlag bei Nacht und der Straßenzug in Halloween – Die Nacht des Grauens. Das Budget war deutlich höher aus bei seinem Vorgänger und man merkt dem Film an, dass Carpenter gekonnt mit den Möglichkeiten der größeren Sets und der aufwendigeren Außenaufnahmen umgeht, auch wenn er nicht all seine Vorstellungen verwirklichen konnte und unter anderem deshalb dem sich schließlich als wahrlich grauenhaft entpuppenden Remake von 2005 zustimmte. Dabei muss sich der Film nicht seiner Selbst schämen. Es gibt gleichermaßen „typische“ Carpenter-Einstellungen von intimem Horror wie auch von weitläufigen Einstellungen der fotogenen Küste von Point Reyes, wo der Film gedreht wurde.

Der titelgebende Nebel mitsamt dem Unheil, das er bringt, ist das Herzstück des Films und schafft eine unbehagliche Atmosphäre. The Fog orientiert sich dabei auf gekonnte Weise an der klassischen Erzählweise der Geistergeschichten, die auch schon die Disney-Zeichentrickversion von Sleepy Hollow zum zeitlosen Klassiker avancieren ließ. Carpenter weiß, dass es nicht auf den Blutgehalt ankommt und wenn er Gefahr läuft, allzu sehr in plakativen Horror abzugleiten, hält sich die Kamera dezent zurück. So lässt er de facto einen Zombie durch eine Krankenstation wandeln, zeigt aber dessen sicherlich grausiges Gesicht nicht. Es sind einfache, aber effektive Kniffe wie dieser (ein weiteres Beispiel wäre die grandios simpel gestaltete Eröffnungssequenz), die The Fog atmosphärisch so erfolgreich machen. Auch die Verweigerung eines klaren Blickes auf die Antagonisten gehört dazu.

The Fog ist dementsprechend wie die Geschichte, die zu Beginn am Lagerfeuer erzählt wird: ein gruseliges Mär, eine effektiv erzählte Story, die unterhaltsam daherkommt, letztlich aber auch darüber hinaus kaum Bewandtnis hat. Vielleicht ist es gerade diese Schnörkellosigkeit, die The Fog zu einem der weniger beachteten Carpenter-Filme gemacht hat. Zum ersten Mal eckt man als Zuschauer nirgends an, der Film ist kompetent gemacht, wunderschön fotografiert und mit B-Film-Elan gespielt, aber er ist auch so gradlinig in seiner Erzählung, dass er kaum Diskussionsstoff offeriert – ein Film zum „neben her schauen“, wenn es sie denn wirklich geben sollte. Mit seinem vierten Kinofilm wirkt Carpenter zum ersten Mal in seinem Stil und seiner Inszenierung absolut gefestigt. Das dies zu einem sehenswerten, aber auch reichlich unspektakulären Film führte, ist an sich schon Kommentar genug.




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