DIE FÜRSTEN DER
DUNKELHEIT
(John Carpenter’s Prince of Darkness)
USA 1987
Dt. Erstaufführung: 05.05.1988
Regie: John Carpenter
Dt. Erstaufführung: 05.05.1988
Regie: John Carpenter
Von
allen John Carpenter-Filmen ist Die
Fürsten der Dunkelheit der womöglich unbekannteste, was in Deutschland wohl
auch daran liegen mag, dass man ihn lange Jahre auf dem Index darben ließ. Nun
vermutet man fast automatisch hinter solchen Filmen ein verkanntes Meisterwerk.
War der Film seiner Zeit schlicht voraus und landete aus Ignoranz im Orkus der
Filmgeschichte? So sehr man sich dies für Carpenters Stinkefinger in Richtung
Hollywood-Studiosystem wünschen würde – es geht nicht. Die Fürsten der Dunkelheit ist Horrorroutine allererster Güte, zwar
mit dem bewährten Low-Budget-Charme, aber auch ohne die Fähigkeit, sonderliches
Interesse zu generieren. Dabei mangelt es dem Film gar nicht an interessanten
Einfällen.
In einer
eigentlich seit 30 Jahren geschlossenen Kirche in Los Angeles entdeckt ein
Priester (Donald Pleasance) in einem zuvor verschlossenem Kellergewölbe ein riesiges Behältnis,
gefüllt mit einer nicht definierbaren schwarz-grünen Flüssigkeit. Er ruft
seinen Freund, den Uni-Professor Birack (Victor Wong) zu Hilfe, der mit einer
Gruppe seiner besten Studenten den unheimlichen Fund untersuchen soll. Es
kommt, wie es kommen muss: die Gruppe sieht sich von dem Moment, da sie die
Kirche betritt, mit einer außerweltlichen Macht konfrontiert, die sich als
nichts Geringeres als Satan entpuppt. Und dieser sieht seine Chance gekommen, durch
die Menschen wieder Fleisch zu werden und die Erde zu unterjochen…
Je nach Standort
kann man die Prämisse von Die Fürsten der
Dunkelheit Trash oder Pulp nennen, auf jeden Fall strotzt sie vor alberner
Kreativität. Religion als Ausgangspunkt für Gruselgeschichten eignet sich ja
schon allein deshalb so hervorragend, weil Milliarden Menschen sie für zumindest
partiell wahr halten. Dementsprechend kann man dem (christlichen) Teufel als
Boogeyman für Erwachsene nicht ein dankbares Potenzial absprechen. Doch
Carpenter macht aus seiner Grundidee erstaunlich wenig, sondern leiert die
altbekannte Nummer von apokalyptischer Vision (die hier immerhin durch einen
hübschen Video-Drehpunkt erweitert wird) und sukzessiver Besessenheit herunter.
Der flüssige Teufel erweist sich als ziemlich viril und kreativ, wird aber nie
als die Bedrohung wahrgenommen, die er eigentlich darstellen sollte. Auch
Enthüllungen wie die wahre Natur von Jesus Christus fallen aufgrund der
fahrigen Regie flach ab. Ja, man muss es erwähnen: der meistens so selbstsicher
agierende Carpenter wirkt hier unkonzentriert, obwohl er auch noch sein eigenes
Drehbuch verfilmt (das er unter einem Pseudonym schrieb).
Die Fürsten der Dunkelheit entstand
direkt nach dem dank Stephen King mainstreamtauglichen Christine, der massenkombatiblen Sci-Fi-Romanze Starman und der verschwenderischen
Großproduktion Big Trouble in Little
China, die Carpenter endgültig desillusionierte. Vielleicht ist es sein
unbedingter Wunsch, mit einer Rückkehr zu seinen Wurzeln bewusst einen Teil
seines neuen Publikums vor den Kopf zu stoßen, der mit für den Misserfolg des
Films verantwortlich gemacht werden kann. Die
Fürsten der Dunkelheit ist einfach zu sehr bemüht, die Zeiten von Halloween oder auch Das Ding aus einer anderen Welt wieder aufleben zu lassen; der Film
ist anstrengend, wenn er eigentlich trashigen Spaß bringen sollte.
Wieder einmal ist
es die hervorragende Handwerkskunst und die bei aller inhaltlichen
Belanglosigkeit treffende Atmosphäre, die Die
Fürsten der Dunkelheit vor dem Totalausfall bewahren. Der Film fühlt sich
in diesen Punkten wieder wie ein durch und durch „waschechter“ Carpenter an,
nachdem er gerade durch Big Trouble in
Little China gezwungen war, einen uniformierteren Stil anzunehmen. Und
dennoch muss man jenen Film als insgesamt erfolgreicher bewerten, denn Die Fürsten der Dunkelheit ist, wie
gesagt, zu sehr bemüht, zu unkonzentriert und narrativ letztlich zu
überraschungsarm, um als gelungener Horrorfilm durchzugehen. Die wirklich
herben Enttäuschungen in Carpenters Filmograpie sollten zwar noch kommen, aber
die Mär vom liquiden Teufel ist für sich gesehen auch eindeutig eins der
weniger empfehlenswerten Beispiele aus dem Oeuvre des Horrormeisters.
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