Donnerstag, 16. Oktober 2014

Die Fürsten der Dunkelheit (1987)




DIE FÜRSTEN DER DUNKELHEIT
(John Carpenter’s Prince of Darkness)
USA 1987
Dt. Erstaufführung: 05.05.1988
Regie: John Carpenter

Von allen John Carpenter-Filmen ist Die Fürsten der Dunkelheit der womöglich unbekannteste, was in Deutschland wohl auch daran liegen mag, dass man ihn lange Jahre auf dem Index darben ließ. Nun vermutet man fast automatisch hinter solchen Filmen ein verkanntes Meisterwerk. War der Film seiner Zeit schlicht voraus und landete aus Ignoranz im Orkus der Filmgeschichte? So sehr man sich dies für Carpenters Stinkefinger in Richtung Hollywood-Studiosystem wünschen würde – es geht nicht. Die Fürsten der Dunkelheit ist Horrorroutine allererster Güte, zwar mit dem bewährten Low-Budget-Charme, aber auch ohne die Fähigkeit, sonderliches Interesse zu generieren. Dabei mangelt es dem Film gar nicht an interessanten Einfällen.

In einer eigentlich seit 30 Jahren geschlossenen Kirche in Los Angeles entdeckt ein Priester (Donald Pleasance) in einem zuvor verschlossenem Kellergewölbe ein riesiges Behältnis, gefüllt mit einer nicht definierbaren schwarz-grünen Flüssigkeit. Er ruft seinen Freund, den Uni-Professor Birack (Victor Wong) zu Hilfe, der mit einer Gruppe seiner besten Studenten den unheimlichen Fund untersuchen soll. Es kommt, wie es kommen muss: die Gruppe sieht sich von dem Moment, da sie die Kirche betritt, mit einer außerweltlichen Macht konfrontiert, die sich als nichts Geringeres als Satan entpuppt. Und dieser sieht seine Chance gekommen, durch die Menschen wieder Fleisch zu werden und die Erde zu unterjochen…

Je nach Standort kann man die Prämisse von Die Fürsten der Dunkelheit Trash oder Pulp nennen, auf jeden Fall strotzt sie vor alberner Kreativität. Religion als Ausgangspunkt für Gruselgeschichten eignet sich ja schon allein deshalb so hervorragend, weil Milliarden Menschen sie für zumindest partiell wahr halten. Dementsprechend kann man dem (christlichen) Teufel als Boogeyman für Erwachsene nicht ein dankbares Potenzial absprechen. Doch Carpenter macht aus seiner Grundidee erstaunlich wenig, sondern leiert die altbekannte Nummer von apokalyptischer Vision (die hier immerhin durch einen hübschen Video-Drehpunkt erweitert wird) und sukzessiver Besessenheit herunter. Der flüssige Teufel erweist sich als ziemlich viril und kreativ, wird aber nie als die Bedrohung wahrgenommen, die er eigentlich darstellen sollte. Auch Enthüllungen wie die wahre Natur von Jesus Christus fallen aufgrund der fahrigen Regie flach ab. Ja, man muss es erwähnen: der meistens so selbstsicher agierende Carpenter wirkt hier unkonzentriert, obwohl er auch noch sein eigenes Drehbuch verfilmt (das er unter einem Pseudonym schrieb).

Die Fürsten der Dunkelheit entstand direkt nach dem dank Stephen King mainstreamtauglichen Christine, der massenkombatiblen Sci-Fi-Romanze Starman und der verschwenderischen Großproduktion Big Trouble in Little China, die Carpenter endgültig desillusionierte. Vielleicht ist es sein unbedingter Wunsch, mit einer Rückkehr zu seinen Wurzeln bewusst einen Teil seines neuen Publikums vor den Kopf zu stoßen, der mit für den Misserfolg des Films verantwortlich gemacht werden kann. Die Fürsten der Dunkelheit ist einfach zu sehr bemüht, die Zeiten von Halloween oder auch Das Ding aus einer anderen Welt wieder aufleben zu lassen; der Film ist anstrengend, wenn er eigentlich trashigen Spaß bringen sollte.

Wieder einmal ist es die hervorragende Handwerkskunst und die bei aller inhaltlichen Belanglosigkeit treffende Atmosphäre, die Die Fürsten der Dunkelheit vor dem Totalausfall bewahren. Der Film fühlt sich in diesen Punkten wieder wie ein durch und durch „waschechter“ Carpenter an, nachdem er gerade durch Big Trouble in Little China gezwungen war, einen uniformierteren Stil anzunehmen. Und dennoch muss man jenen Film als insgesamt erfolgreicher bewerten, denn Die Fürsten der Dunkelheit ist, wie gesagt, zu sehr bemüht, zu unkonzentriert und narrativ letztlich zu überraschungsarm, um als gelungener Horrorfilm durchzugehen. Die wirklich herben Enttäuschungen in Carpenters Filmograpie sollten zwar noch kommen, aber die Mär vom liquiden Teufel ist für sich gesehen auch eindeutig eins der weniger empfehlenswerten Beispiele aus dem Oeuvre des Horrormeisters.



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