Dienstag, 14. Oktober 2014

Starman (1984)




STARMAN
USA 1984
Dt. Erstaufführung: 05.09.1985
Regie: John Carpenter

Eins kann man John Carpenter wirklich nicht vorwerfen: dass er nicht neue Wege und Ansatzpunkte suchen würde. Seine Filme haben stets einen recht unverkennbaren Stil und inhaltlich weisen sie einen erfrischenden Willen zur Variation auf. So begibt er sich nach diversen Ausflügen ins Horror-, Science-Fiction- und Actiongenre auf das Terrain eines Road Movies mit deutlichen Zügen des Liebesfilms. Science-Fiction spielt auch wieder eine Rolle, aber dieser Punkt ist vernachlässigbar. Für viele ist Starman Carpenters intimster Film, wohl auch, weil er ohne drastische Effekte auskommt und eine emotionale Beziehung in den Mittelpunkt der Handlung stellt. Doch gerade die ist der größte Knackpunkt des Films. Machen wir uns nichts vor – Carpenter ist besser in der Führung und der Inszenierung von Männern und ihren Allianzen, Frauen sind bei ihm zwar keine hilflosen Geschöpfe (siehe Halloween und The Fog), aber mit der organischen Schilderung einer heterosexuellen Beziehung hat er sich nie sonderlich bemüht. Männer in isolierten Räumen, das ist eher Carpenters Sache als die Romantik. So wird Starman in den entscheidenden Momenten eher unfreiwillig unangenehm.

Scott Hayden (Jeff Bridges) ist tot und lässt seine Ehefrau Jenny (Karen Allen) in Agonie zurück. Doch Scott wird wiederbelebt, zumindest seine äußere Gestalt – ein körperloser Außerirdischer, auf die Erde durch die Voyager-Sonden und ihre Informationen über den Planeten neugierig geworden, regeneriert aus Bildern und noch vorhandener DNA in einem Haarbüschel Scott, um so unter den Menschen wandeln zu können. Da sein Raumschiff abgeschossen wurde, muss ich der „Starman“ auf den Weg nach Arizona machen, um dort von den seinen wieder abgeholt zu werden. Zunächst äußerst widerwillig begleitet Jenny das Wesen, doch nach und nach wächst die Anziehung zwischen den Beiden. Dummerweise hat auch das US-Militär von der Landung des Aliens Kenntnis erlangt und heftet sich ihm dicht an die Fersen…

Wenn die Wandlung von Arnie in Christine eine Handvoll Szenen mehr vertragen hätte können, wäre das Konzept von Starman vielleicht eine gute Prämisse für eine Mini-Serie (interessanterweise gab es eine Fortsetzung als TV-Serie unter dem Titel Der Mann vom anderen Stern, allerdings ohne das romantische Moment des Films). Denn auch hier will das transformative Element nicht wirklich greifen. Dabei beginnt der Film vielversprechend. Nach einer großartigen Szene, in der quasi aus dem Nichts der neue Scott entsteht und die wie ein fernes, unheimliches Echo von Das Ding aus einer anderen Welt wirkt, gelingt es Carpenter durchaus, die Situation von Jenny erfahrbar zu machen. Immer noch in Trauer um ihren Mann versunken, muss sie plötzlich mit einem Alien fertig werden, dass dessen Gestalt hat und wenig vertraut mit den Gepflogenheiten der Menschen ist. Starman bemüht sich, aber seine Versuche haben oftmals einen eher irritierenden bis zu kaum erträglichen Effekt auf Jenny. Carpenter tut gut daran, diese Szenen nicht von vornherein als witzig anzulegen, obschon der Film durch sein culture-clash-Element auch auf einen humoristischen Effekt abzielt.

Doch wenn Jenny anfängt, sich in diesen unverkennbaren Nicht-Scott zu verlieben, ihre Agonie quasi durch Sex verschwindet nur damit sie einem erneuten Abschied gegenüberstehen kann, rutscht der Film deutlich aus. Alles, was Starman dem Zuschauer als niedlich und/oder romantisch verkaufen will hat einen fahlen Beigeschmack. So ist Jenny kaum geholfen, wenn sie das Kind eines Aliens empfängt und dieses Kind nur ein Substitut für Scott und Starman ist, die Prämisse „Sex mit einem Außerirdischen“ wirkt wie ein viel zu großer Schritt für einen als intim angelegten Film. Und dann gibt es, man muss es sagen, auch einigen Leerlauf, denn weder die Jagd der Regierung noch der Road Trip sind durchgängig involvierend inszeniert.

Starman hat sein Herz am rechten Fleck, keine Frage, und mit mehr Zeit hätte aus der Sache ein befriedigendes mediales Ereignis werden können. So leidet der Film unnötigerweise unter einer schwachen zweiten Hälfte, die dem starken Beginn nicht gerecht wird. Starman ist ein Film, den man gerne lieben würde, sich dazu aber kaum in der Lage fühlt.



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