GHOSTS OF MARS
(John Carpenter’s
Ghosts of Mars)
USA 2001
Dt. Erstaufführung: 18.10.2001
Regie: John Carpenter
Dt. Erstaufführung: 18.10.2001
Regie: John Carpenter
Drei
Jahre nahm sich John Carpenter Zeit, um nach dem vergessenswerten Vampire einen weiteren Film vorzulegen –
und damit den absoluten Tiefpunkt seiner Karriere abzuliefern. Genauso wie man
bei den eher unbekannten Werken eines Regisseurs fast automatisch ein
vergessenes Meisterwerk vermutet, wittert man bei einem so universell abgelehnten
Film wie Ghosts of Mars eine
ungerechte Behandlung – er kann doch gar nicht so schlecht sein, oder? Leider
ja; manchmal zerplatzen schöne Hoffnungen nun mal wie Seifenblasen. Ghosts of Mars ist ein kruder, ein so
unglaublich klischeebeladener Film, dass er müde Auftragsarbeiten wie Jagd auf einen Unsichtbaren und Das Dorf der Verdammten wie eine gute
Samstag-Abend-Beschäftigung aussehen lässt. Selbst die potenziell guten Ideen,
mit denen der jüngere, wildere Carpenter bestimmt Spaß gehabt hätte, verpuffen
ob der grausigen Art und Weise, wie sie ausgeführt und behandelt werden.
In der Zukunft
wird der Mars von Menschen besiedelt, um der katastrophalen Überbevölkerung der
Erde Herr zu werden. Eine Polizeieinheit unter der Führung von Commander Helena
Braddock (Pam Grier) soll den Schwerverbrecher James „Desolation“ Williams (Ice
Cube) aus einer Minenstadt auf dem roten Planeten abholen und überführen. Doch
leider müssen sie bei ihrer Ankunft feststellen, dass die meisten Siedler von
den Seelen der Mars-Ureinwohner besessen sind, die nun mithilfe ihrer neuen
Körper den Kampf gegen die Kolonialisten aufnehmen…
Aliens, die sich
gegen die Landnahme von der Erde zur Wehr setzen, eine Gesellschaft, in der das
Patriarchat abgeschafft wurde, das Dilemma, dass die Geister des Mars nach dem
Tod des Wirtskörpers weiterleben und de facto unbesiegbar sind – es mangelt Ghosts of Mars nicht an Ideen, die die
Zutaten zu einem vergnüglichen B-Film hätten sein können. Doch was macht
Carpenter aus ihnen? Die außerirdischen Geister sind tumbe Monster, brutal und
aggressiv, auch schon vor der Kolonialisierung, das Matriarchat ist lediglich
der Aufhänger für dumpfe Lesben-Anspielungen (weil eine taffe Figur wie
Braddock in der Logik des Actionfilm natürlich ein lesbischer „sexual predator“
sein muss) und die Besessenheit dient nur als Ausrede für die Zurschaustellung
von Verstümmelungen. In vielerlei Hinsicht ist Ghosts of Mars die Art von Trash, die Carpenter selbst bei seinen
bisher schlechtesten Filmen noch weitestgehend umgehen konnte: martialischer
Müll ohne Gespür für Atmosphäre, Charaktere und Settings.
Die mangelnde
Qualität des Films ist fernerhin dafür verantwortlich, dass der Planet Mars in
der sehr eigenen Logik der Filmwirtschaft seitdem als Kassengift angesehen wird,
denn Ghosts of Mars war nach dem
leicht prätentiösen Mission to Mars
und dem eigentlich recht vergnüglichen verfilmten Groschenroman Red Planet der dritte finanzielle
Filmflop, der auch noch weitestgehend bei der Kritik durchfiel. Jüngere
Megaflops wie John Carter – Zwischen den
Welten haben den schlechten Ruf des Mars im Kino nur noch weiter zementiert
- als würde es an der Darstellung des Planeten selber liegen und nicht an den
Drehbüchern.
Wie man es auch
dreht und wendet, Ghosts of Mars ist
bis dato Carpenters schlechteste Arbeit, ein in seiner Simplizität eher an die
weniger fordernden Vertreter des Videospiels erinnernder C-Film mit Figuren aus
dem Überraschungsei, lahmer Dramaturgie und kaum Unterhaltungswert jenseits der
kruden Faszination, wie der Regisseur von Sie
leben und Assault – Anschlag bei
Nacht so einen generischen Blödsinn auf den Zuschauer loslassen konnte.
Nach Ghosts of Mars sollte John
Carpenter lange Jahre von der Bildfläche verschwinden. Man muss nicht lange
darüber nachgrübeln, warum.
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