Mittwoch, 29. Oktober 2014

Ghosts of Mars (2001)




GHOSTS OF MARS
(John Carpenter’s Ghosts of Mars)
USA 2001
Dt. Erstaufführung: 18.10.2001
Regie: John Carpenter

Drei Jahre nahm sich John Carpenter Zeit, um nach dem vergessenswerten Vampire einen weiteren Film vorzulegen – und damit den absoluten Tiefpunkt seiner Karriere abzuliefern. Genauso wie man bei den eher unbekannten Werken eines Regisseurs fast automatisch ein vergessenes Meisterwerk vermutet, wittert man bei einem so universell abgelehnten Film wie Ghosts of Mars eine ungerechte Behandlung – er kann doch gar nicht so schlecht sein, oder? Leider ja; manchmal zerplatzen schöne Hoffnungen nun mal wie Seifenblasen. Ghosts of Mars ist ein kruder, ein so unglaublich klischeebeladener Film, dass er müde Auftragsarbeiten wie Jagd auf einen Unsichtbaren und Das Dorf der Verdammten wie eine gute Samstag-Abend-Beschäftigung aussehen lässt. Selbst die potenziell guten Ideen, mit denen der jüngere, wildere Carpenter bestimmt Spaß gehabt hätte, verpuffen ob der grausigen Art und Weise, wie sie ausgeführt und behandelt werden.

In der Zukunft wird der Mars von Menschen besiedelt, um der katastrophalen Überbevölkerung der Erde Herr zu werden. Eine Polizeieinheit unter der Führung von Commander Helena Braddock (Pam Grier) soll den Schwerverbrecher James „Desolation“ Williams (Ice Cube) aus einer Minenstadt auf dem roten Planeten abholen und überführen. Doch leider müssen sie bei ihrer Ankunft feststellen, dass die meisten Siedler von den Seelen der Mars-Ureinwohner besessen sind, die nun mithilfe ihrer neuen Körper den Kampf gegen die Kolonialisten aufnehmen…

Aliens, die sich gegen die Landnahme von der Erde zur Wehr setzen, eine Gesellschaft, in der das Patriarchat abgeschafft wurde, das Dilemma, dass die Geister des Mars nach dem Tod des Wirtskörpers weiterleben und de facto unbesiegbar sind – es mangelt Ghosts of Mars nicht an Ideen, die die Zutaten zu einem vergnüglichen B-Film hätten sein können. Doch was macht Carpenter aus ihnen? Die außerirdischen Geister sind tumbe Monster, brutal und aggressiv, auch schon vor der Kolonialisierung, das Matriarchat ist lediglich der Aufhänger für dumpfe Lesben-Anspielungen (weil eine taffe Figur wie Braddock in der Logik des Actionfilm natürlich ein lesbischer „sexual predator“ sein muss) und die Besessenheit dient nur als Ausrede für die Zurschaustellung von Verstümmelungen. In vielerlei Hinsicht ist Ghosts of Mars die Art von Trash, die Carpenter selbst bei seinen bisher schlechtesten Filmen noch weitestgehend umgehen konnte: martialischer Müll ohne Gespür für Atmosphäre, Charaktere und Settings.

Die mangelnde Qualität des Films ist fernerhin dafür verantwortlich, dass der Planet Mars in der sehr eigenen Logik der Filmwirtschaft seitdem als Kassengift angesehen wird, denn Ghosts of Mars war nach dem leicht prätentiösen Mission to Mars und dem eigentlich recht vergnüglichen verfilmten Groschenroman Red Planet der dritte finanzielle Filmflop, der auch noch weitestgehend bei der Kritik durchfiel. Jüngere Megaflops wie John Carter – Zwischen den Welten haben den schlechten Ruf des Mars im Kino nur noch weiter zementiert - als würde es an der Darstellung des Planeten selber liegen und nicht an den Drehbüchern.

Wie man es auch dreht und wendet, Ghosts of Mars ist bis dato Carpenters schlechteste Arbeit, ein in seiner Simplizität eher an die weniger fordernden Vertreter des Videospiels erinnernder C-Film mit Figuren aus dem Überraschungsei, lahmer Dramaturgie und kaum Unterhaltungswert jenseits der kruden Faszination, wie der Regisseur von Sie leben und Assault – Anschlag bei Nacht so einen generischen Blödsinn auf den Zuschauer loslassen konnte. Nach Ghosts of Mars sollte John Carpenter lange Jahre von der Bildfläche verschwinden. Man muss nicht lange darüber nachgrübeln, warum.




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