JAGD AUF EINEN
UNSICHTBAREN
(Memoirs of an Invisible Man)
USA 1992
Dt. Erstaufführung: 24.09.1992
Regie: John Carpenter
Dt. Erstaufführung: 24.09.1992
Regie: John Carpenter
Brauchte
John Carpenter Geld? War er vier Jahre nach seinem Meisterwerk Sie leben so abgebrannt, dass er trotz
seiner schlechten Erfahrungen mit Big
Trouble in Little China wieder für ein großes Studio arbeitete? Schlimmer
noch, dass er sich als Dummy für den Regiestuhl zur Verfügung stellte und all
seine üblichen Erkennungsmerkmale schlicht ignoriere? Vielleicht musste es
irgendwann zwangsläufig so kommen: Jagd
auf einen Unsichtbaren ist der erste wirklich große Flop in Carpenters
bewegter Filmographie und selbstredend ist damit nicht das Einspielergebnis
gemeint. Es ist vielmehr das erste Carpenter-Werk, das sich beharrlich weigert,
auch nur im Entferntesten wie eins auszusehen oder sich anzufühlen. Das wäre
noch verkraftbar, wenn der Film darüber hinaus wenigstens unterhaltsam wäre,
doch auch hier versagt die maue Science-Fiction-Komödie auf ganzer Linie.
Durch ein außer Kontrolle
geratendes Experiment wird der liebenswerte Yuppie Nick Halloway (Chevy Chase)
unsichtbar. Verfolgt von einem unheimlichen CIA-Agenten (Sam Neill) muss er
nicht nur um sein Leben fürchten, sondern dieses auch mit dem neuen Fluch (oder
Segen?) in Einklang bringen…
Der Film basiert auf dem Roman
von Harry F. Saint, einer Parodie auf den Romanklassiker Der Unsichtbare von H.G. Wells. Und da gerade das US-amerikanische
Publikum automatisch alles lustig findet, in dem Chevy Chase auftaucht, muss
man wohl auch diesen Film im groben der Komödie zuordnen. Sonderlich witzig ist
er zwar nicht, aber das hat Chase noch nie aufgehalten. Und John Carpenter
wusste schon von vornherein, dass man ihm kaum kreativen Spielraum lassen
würde, weshalb es auch an dem Titelzusatz „John Carpenter’s…“ gebricht. Man
darf wohl nur davon träumen, was dabei herausgekommen wäre, wenn der Regisseur
von Halloween – Die Nacht des Grauens
und Das Ding aus einer anderen Welt
sich dem Sujet der Unsichtbarkeit angenommen hätte. Vielleicht wäre es ein
früher Hollow Man – Unsichtbare Gefahr
geworden – nur im Gegensatz zu dem Kevin-Bacon-Vehikel sehenswert.
Während die Geschichte völlig
ereignislos und langatmig dahinplätschert, wird Jagd auf einen Unsichtbaren allerdings nicht müde, sein einziges
Alleinstellungsmerkmal zu demonstrieren: die Effekte. Wurde der Zustand eines
unsichtbaren Menschen bereits in der 1933er Verfilmung mit Claude Rains
teilweise spektakulär bebildert, findet man hier immer wieder neue Wege für die
Zurschaustellung von hübschen Effekten á la „Der Unsichtbare kaut ein Kaugummi“
oder „Der Magen des Unsichtbaren verdaut Nahrung“. Chase ist zwar immer noch
oft im Bild, damit man ja niemals vergisst, wofür er seine Gage bekommt, aber
wenn der Film auf die tricktechnische Pauke haut, dann tut er das mit einem nicht
zu verleugnenden Elan.
Dieser Elan für die handwerkliche
Seite findet leider keinerlei Entsprechung auf der inhaltlichen Ebene. Jagd auf einen Unsichtbaren ist
Mainstreamkino der vergessenswertesten Sorte, ein breiiger Wohlfühlgenremix,
der nirgends aneckt, episodisch dahinplätschert und irgendwann einfach zu Ende
ist. Wer das Finale nicht verschläft, wird es begrüßen, denn auch Carpenters finale
Idee der Geburt eines unsichtbaren Säuglings wird dem Zuschauer vorenthalten,
weil so etwas wohl die familienfreundliche Freigabe gefährdet hätte.
Inszeniert von einem John
Carpenter, der wie scheintot eine gefällige Auftragsarbeit herunterreißt,
einzig getragen von den Effekten und vollkommen beliebig in seiner
Sommer-Blockbuster-Mentalität (auch wenn der Film in den USA im „Todesmonat“
Februar ins Kino kam) ist Jagd auf einen
Unsichtbaren eins jener Beispiele für die Antithese, dass „früher“ alles
besser war, sprich die Effekte im Dienste einer vergnüglichen Geschichte
standen. Nein, wie heute standen sie auch manchmal Anfang der Neunziger einfach
allein auf weiter Flur.
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