Sonntag, 6. Oktober 2013

R.I.P.D. (2013)




R.I.P.D.
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 29.08.2013
Regie: Robert Schwentke

Ein Glück, dass man als Deutscher nicht dazu verpflichtet ist, jedem Film eines gebürtigen Deutschen, der es nach Hollywood geschafft hat, zu applaudieren. Bei den Filmen von Robert Schwentke hätte man da auf ein paar Probleme und R.I.P.D. ist das bisher Größte. Nach seinen inländischen Produktionen Tattoo und Eierdiebe war bereits sein erster englischsprachiger Film, Flightplan – Ohne jede Spur sehr viel mehr Verpackung als überzeugender Inhalt.  Es folgten der Pilotfilm der TV-Serie Lie to Me, Die Frau des Zeitreisenden und R.E.D. – Älter, Härter, Besser. R.I.P.D. ist nun der bisherige Karrieretiefpunkt, ein ebenso scham- wie lustloses Konglomerat aus bekannten Vorbildern, dass 95 Minuten dem Zuschauer gegenübersitz und ihm die lange Nase zeigt.

Nick (Ryan Reynolds) ist ein Polizist in Boston, der gerade von seinem korrupten Partner ermordet wurde. Auf dem Weg zum jüngsten Gericht wird er abgefangen und für das R.I.P.D. (Rest in Peace Department) engagiert. Zusammen mit dem Wildwest-Sherriff Roy (Jeff Bridges) wird er wieder auf die Erde geschickt, um jene Seelen zurückzuschicken, die dem jüngsten Gericht entkommen konnten. Doch nicht nur, dass Nick und Roy auf der Erde in anderen Körpern herumlaufen – Roy in Form einer blonden Sexbombe (Marisa Miller), Nick als alter asiatischer Mann (James Hong) – sie kommen auch einem Plan von Nicks altem Partner Hayes (Kevin Bacon) auf die Spur, der durch das zusammensetzen eines alten Artefakts die Apokalypse auslösen und die Erde zum Lebensraum der toten Seelen machen könnte…

R.I.P.D. basiert auf dem Comic von Peter M. Lenkov, der sonst eher TV-Serien wie The District – Einsatz in Washington oder CSI – New York entwickelt. Das Drehbuch stammt von Phil Hay und Matt Manfredi, deren bisherige Arbeiten wie Kampf der Titanen oder Aeon Flux nicht gerade Grund zur Hoffnung geben. Das ganze Unterfangen wirkt wie ein schlechter Men In Black-Abklatsch – und schon jenes Franchise bekommt sehr viel mehr Aufmerksamkeit, als ihm zusteht. Alle scheinen angetreten zu sein, um aus einer mittelmäßigen Vorlage etwas noch schlechteres zu machen, einfach aus dem Willen heraus zu beweisen, dass es geht.

Die Welt von Nick und Roy ist völlig wirr. Die auf die Erde zurückgekehrten Seelen verwandeln sich unter dem Einfluss von indischen Gewürzen in Monster, die sogenannten Deados platzen aus den menschlichen Körpern heraus. Das soll wohl einerseits grotesk und lustig sein, andererseits innovativ, ist aber nur ein weiterer Verweis auf Men In Black, wo das Konzept der als Menschen getarnten Aliens sehr viel besser gehandhabt wurde und vor allem Sinn machte. Warum aus Menschen nach dem Tod und der Wiederkehr auf die Erde automatisch gesetzlose Monster werden, dafür interessiert sich der Film nicht. Er ergeht sich lieber in einer behaupteten Coolness, die er lediglich vorgibt. Denn cool ist an dieser Ideen-Kannabilisierung überhaupt nichts. Schlimmer noch, der Film ist einerseits so von sich überzeugt, andererseits so überraschungsfrei und unwitzig, dass es manchmal erstaunlich erscheint, dass er überhaupt jemals in Produktion ging. Mehr noch, als 3-D-Spektakel geplant war, also als einer der Sommerblockbuster des Jahres. Das maue Einspielergebnis spricht da für sich. Wenn man das Jahr 2013 als das Jahr sehen möchte, in dem sich das Publikum zusehends den Möchtegern-Blockbustern aufgrund von mangelnden Ideen verweigerte, der wird in R.I.P.D. einen perfekten Grund dafür finden.

Weder sein komisches noch sein dramatisches Potenzial ausspielend, mit Schauspielern ausgestattet, die es entweder zu sehr (Bridges) oder gar nicht (Reynolds) versuchen und leidend unter zweit- bis drittklassigen Effekten, gibt es immerhin eine Sequenz, die so gut ist, dass man kaum glauben kann, dass die aus diesem Film stammt. Wenn Reynolds Charakter stirbt, hält die Zeit für ihn an, er wandert durch die stille, im Augenblick erstarrte Welt und wird schließlich hinauf in eine Öffnung im Himmel gesaugt, die ihm zum jüngsten Gericht transportieren soll. Nicht nur dass diese Sequenz im Gegensatz zum Rest des Films tricktechnisch virtuos durchgeführt ist, sie ist mit ihrem dramatischen und emotionalen Potenzial auch sehr viel besser, aufregender und interessanter als alles andere, was man im Laufe der 95 Minuten zu Gesicht bekommt. Dies ist der Stoff, aus dem magische Kinomomente entstehen. Was er in einem ansonsten vergessenswerten Abfallprodukt wie R.I.P.D. zu suchen hat, ist schleierhaft.



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