AFTER EARTH
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 06.06.2013
Regie: M. Night Shyamalan
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 06.06.2013
Regie: M. Night Shyamalan
M. Night Shyamalan ist nicht zu beneiden. Nach seinem
überbewerteten Erfolg The Sixth Sense
schien er kurzfristig ein Regie führender König Midas zu sein: alles, was er
berührte, wurde zu Gold. Nach der Geisterstory mit Bruce Willis folgten Unkreakable – Unzerbrechlich und Signs – Zeichen, alles Erfolge. Die
Reaktionen auf The Village – Das Dorf
waren da schon zwiespältiger und spätestens mit der gnadenlos misslungenen
Märchengeschichte Das Mädchen aus dem
Wasser begann der rasante Fall. Es folgten der lachhafte The Happening und der Mittelfinger für
alle Fans der zugrundeliegenden Serie, Die
Legende von Aang. Taglines wie die für den von ihm produzierten Devil („Ein neuer Alptraum von M. Night
Shyamalan“) sorgten in US-Kinos für große Erheiterung. Ist das nun alles nur
die unfaire Behandlung eines in Ungnade gefallenen Regisseurs, der sich noch so
sehr anstrengen könnte und immer nur Verrisse ernten würde? Nach After Earth ist klar: Unfair ist an
diesem Echo nichts. Shyamalan dreht schlich und einfach schlechte Filme.
Die Menschheit hat die Erde verlassen und sich auf den
Planeten Nova Prime angesiedelt. Dort stießen sie allerdings auf feindlich
gesinnte, nicht näher beschriebene Aliens, die Monster, die Ursas, züchteten,
um die Menschen zu vernichten. Ursas können nicht sehen, wohl aber die bei
Furcht produzierten Pheromone erschnüffeln und dementsprechend zuschlagen. Zum
Glück kam die Rettung in Form von Cypher Raige (Will Smith), der seine Angst
vollkommen besiegen und so die Ursas in Schach halten konnte. Diese „Ghosten“
genannte Fähigkeit hat sich scheinbar nicht so recht auf den sensiblen Sohn
Kitai (Jaden Smith) übertragen, der so gern in die Fußstapfen des Vaters treten
würde, nachdem er hilflos mit ansehen musste, wie seine Schwester von einem
Ursa getötet wurde. Als Vater und Sohn zusammen auf den Weg zu einem
Ausbildungslager sind, gerät ihr Raumschiff in Turbulenzen. Das eingeleitete
Rettungsmanöver verschlägt sie zur Erde, auf die sie abstürzen. Kitai und
Cypher sind die einzigen Überlebenden und mit dem Vater schwer verletzt liegt
es nun am Sohn, den Notrufsender aus dem 100 Kilometer von ihnen entfernt
niedergegangenen Heck des Schiffs zu bergen und Hilfe zu holen. Kitai erwartet
nicht nur eine 1000 Jahren ohne den Menschen ausgekommene Natur, sondern auch
ein Ursa, der zu Trainingszwecken an Bord des Schiffs transportiert wurde…
After Earth
besteht aus drei Teilen, von denen keiner schlussendlich funktioniert. Zum
einen ist es ein generischer Abenteuerfilm, zum anderen ein
Science-fiction-Film, bei dem niemand die gigantischen Plot-Holes bemerkt hat
und zu guter Letzt eine Vater/Sohn-Geschichte, die erstaunlich vielversprechend
beginnt, letztlich aber ebenso versagt wie alles andere. Das zugrundeliegende
Dilemma hat Potenzial: der Sohn will so werden wie der Vater, kann es aber
nicht, weil sie zwei völlig unterschiedliche Charaktere sind. Die
unausgesprochenen Vorwürfe, die mit dem Tod der Schwester, dem vom Vater
bevorzugten Kind, zusammenhängen, liegen bleiern in der Atmosphäre zwischen den
Beiden. Doch jegliches Potenzial wird verschenkt, indem Shyamalan seine beiden
Figuren recht schnell voneinander abschneidet und Kitai einen unmotivierten
Initiationsritus durchlaufen lässt. Und am Ende werden nicht die Unterschiede
von Vater und Sohn, ihre Individualität, gefeiert, sondern die Anerkennung kann
sich der Sohn erst dann sichersein, wenn er seinen Charakter so weit aufgibt,
dass er dem Vater gefällt. Die lange ersehnte Anerkennung ist nur durch
Anpassung möglich. Da hilft es auch nicht, dass man Kitais Kampf mit dem Ursa
offenbar als Befreiungsschlag lesen soll, nutzt er dazu doch nicht seine genuin
eigenen Fähigkeiten, sondern die seines Vaters. Was tut man nicht alles dafür,
dass Daddy stolz ist. Merkt euch Kinder: Macht es genauso, wie es euer Vater
von euch verlangt und ihr werdet das bekommen, was ihr wollt. Auch wenn ihr am
Ende nicht mehr die Person sein werdet, die beispielsweise eure Mutter in euch
erkannt hat.
Neben dieser charmanten interfamiliären Botschaft bietet der
Film auch noch schlechte computergenerierte Tiere, alberne Monster und viele
unbeantwortete Fragen. Die feindlichen Aliens haben Raumschiffe, warum setzen
sie diese nicht gegen die Menschen ein und entwickeln stattdessen klobige
Ursas? Warum lassen sie sich von einer Handvoll „ghostener“ Menschen so sehr
ins Bockshorn jagen? Und warum meint Shyamalan, dass wir nach einen gefühlt
30-sekündigen Prolog solche Fragen nicht mehr stellen werden? Oder dass wir auf
einen solch standardisierten Abenteuerfilm anspringen, wie er ihn präsentiert? After Earth meint (oder hofft), dass wir
uns so in die Geschichte saugen lassen, dass wir all die Ungereimtheiten nicht
mehr hinterfragen. Kein Film ist perfekt, überall gibt es Plot-Holes, aber
Shyamalan glaubt etwas zu sehr daran, dass wir die zahlreichen Elefanten im
Raum nicht bemerken. Selbst, wenn man darüber hinwegsehen kann, ist After Earth auch noch ziemlich albern.
Lachhafte Dialoge wechseln sich mit ebenso unfreiwillig komischen Szenen ab wie
jene, in der Kitai beim Basejump (!) von einem Adler attackiert (!!) und in
sein Nest gebracht wird (!!!). Ach ja, und eben jener Adler stellt sich als
altruistischer Menschenfreund heraus. Ah-ha.
After Earth ist
ein genügsamer Film, der den Zuschauer konstant unterfordert und unterschätzt,
seine talentierten Darsteller in undankbaren Rollen verheizt und uns mit
Albernheiten und Faulheit abzuspeisen versucht. M. Night Shyamalans Name wurde
aus der Marketingkampagne wohlweislich herausgehalten, geholfen hat es nichts.
Denn ein schlechter Film bleibt ein schlechter Film, egal ob man sich zum
Regisseur bekennt oder nicht.
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