EPIC – VERBORGENES KÖNIGREICH
(Epic)
(Epic)
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 16.05.2013
Regie: Chris Wedge
Dt. Erstaufführung: 16.05.2013
Regie: Chris Wedge
Epic
ist wirklich ein hübsch-generischer Titel für einen Film, der ziemlich wenig
episch ist. Ursprünglich hieß Chris Wedges (Ice
Age) Film The Leafmen, aber das
wurde aufgrund von angestrebter Geschlechterneutralität verworfen. Die good guys im Film heißen übrigens
weiterhin Leafmen. Aber egal. Diese alberne Anekdote ist im Grunde bereits das
Spannendste, was man über den Film sagen kann, denn Epic ist ein gnadenloses Durchschnittsprodukt. Es tut niemanden
weh, fordert aber auch niemanden heraus und ist, entgegen vieler PIXAR- und
DreamWorks-Produktionen, viel mehr ein reiner Kinderfilm als ein Werk, das von
allen Altersstufen gleichermaßen goutiert werden kann.
Mary Katherine, abgekürzt MK, begibt sich nach dem Tod ihrer
Mutter zu ihrem verschrobenen Vater, dessen Obsession mit einer angeblich im
Wald lebenden Zivilisation von winzigen menschenähnlichen Wesen einst die Ehe
und seine Karriere zerstörte. Angekommen in seinem Haus am Waldesrand muss MK
erfahren, dass er immer noch von der Richtigkeit seiner Theorie überzeugt ist.
Wie es der Zufall will, soll MK bald den ultimativen Beweis antreten, wird sie
doch auf Insektengröße geschrumpft und findet sich im Reich der Leafmen wieder,
die in einem ewigen Kampf mit den Boggans befinden. Während die Leafmen und vor
allem ihre Königin für das Wachstum und das Wohlergehen des Waldes sorgen sind
die Boggans für den Zerfall und die Fäulnis zuständig. Nun droht dieses
Gleichgewicht zugunsten der Boggans zu kippen und MK wird in den Konflikt
hineingezogen, der das Schicksal des Waldes besiegeln könnte…
Epic ist der
feuchte Traum eines jeden Anhängers der Gaia-Theorie. Alles ist belebt in
dieser Welt, Pflanzen, Früchte, Entengrütze. Und das Gegensatzpaar
Leafmen/Boggans ist natürlich ein unschwer zu dechiffrierendes Konstrukt für
die Zyklen von Leben und Tod in der Natur. Ob Kinder, die eindeutig das
Hauptpublikum sind, diese Abstraktionsleistung vollbringen und die Helden bzw.
Schurken als personalisierte Naturphänomene erkennen, sei dahingestellt. Auf
jeden Fall nimmt es der Film letztlich mit eben jenem Konstrukt nicht allzu
ernst, denn am Ende sind die Boggans vertrieben, der Anführer geschlagen und
kein Wort wird darüber verloren, dass die Natur diese Gegensätze benötigt. Es
ist nicht wie in FernGully – Christa und
Zaks Abenteuer im Regenwald, in dem eine von außen ins System getragene
Bedrohung unschädlich gemacht werden muss, der Konflikt in Epic ist das System. Das Konzept, dass durchaus einen pädagogischen
Anspruch hätte haben können, wird zugunsten durchschnittlicher Action und einer
auf sicher gehenden Dramaturgie verwässert. So weit, dass man die unvermeidbar
erscheinende Liebesgeschichte nicht ins Leere laufen lassen konnte, sondern,
gerade als der Film einen unkonventionellen Schritt unternommen hatte, eine
ziemlich fragwürdige Endsequenz nachschieben musste. Wie ein Mensch und ein
Leafman eine Beziehung führen sollen, bleibt schleierhaft.
Abgesehen von der vorhersehbaren Geschichte und den vielen
verschenkten Möglichkeiten bei gleichzeitig verhältnismäßiger Einfallslosigkeit
(der Wald wird nie zu jenem magischen Ort, der den Machern offenbar
vorschwebte) hat der Film die hübsche Animation und vor allem die sprechenden
Schnecken Mub und Grub auf seiner Seite. Diese beiden in der deutschen Fassung
mit hörbarer Spielfreude von Oliver Welke (TVs Die heute-show) und Oliver Kalkofe (TVs Kalkofes Mattscheibe) gesprochenen Figuren sind einerseits
tatsächlich witzige Sidekicks, deren Aktionen unvorhersehbar bleiben,
andererseits stören sie den Fluss der Erzählung nicht. Ansonsten ist es
natürlich immer schön, Christoph Waltz‘ ausdrucksstarke Stimme zu hören, die er
dem Oberschurken Mandrake sowohl im US-Original als auch in der deutschen
Synchronisation leiht.
Epic – Verborgenes Königreich
exerziert sein Schwarz/Weiß-Schema konsequent durch, es gibt keinerlei
Zwischentöne, die mythologischen Dimensionen der Prämisse bleiben unangetastet.
Das alles hat einen müßigen Unterhaltungswert, aber von den reichhaltigen
Filmen der Konkurrenz ist Chris Wedge weit entfernt. Immerhin, Epic ist besser als Rio, einem Blue Sky-Totalausfall, aber was heißt das schon? Es gibt
zum einen bessere Kinderfilme als diesen hier, zum anderen auch bessere
Familienfilme. Dass sich Epic vor
allem auf ein jüngeres Publikum bezieht, ist nicht verwerflich. Dass er sich
dabei so sehr auf den kleinsten gemeinsamen Nenner stützt, schon eher.
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