EUROPA REPORT
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 07.10.2013 (DVD-Premiere)
Regie: Sebastián Cordero
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 07.10.2013 (DVD-Premiere)
Regie: Sebastián Cordero
Während Gravity verdientermaßen gerade im Kino für Furore sorgt, schleicht
sich als DVD-Premiere ein weiterer sehenswerter Genrefilm in den Verleih. Das
Rad erfindet Europa Report zwar nicht
neu, aber es gelingt ihm, bekannte Konventionen spannend und von einem leicht
abgewandelten Blickpunkt aus zu betrachten. Vor allem aber legt er viel Wert
darauf, dass sich seine Charaktere nicht wie Idioten benehmen. Actionfans
werden enttäuscht sein, aber jeder, der den Science-Aspekt von Science-Fiction
noch nicht ganz aus den Augen verloren hat, wird hier einen dankbaren Zeitvertreib
finden.
In nicht allzu ferner Zukunft wird eine privat finanzierte
Mission zum Jupitermond Europa geschickt, um dort zu landen und die Theorie zu
überprüfen, ob unter der dicken Eisschicht, die den Mond bedeckt, flüssiges
Wasser existiert. Es geht also um die alte Frage, ob wir allein im Universum
sind und schon die Entdeckung von einzelligen Organismen käme einer Sensation
nahe. Was die internationale Crew auf Europa allerdings findet, steht jedem
Theoriegebäude entgegen – und entwickelt sich zu einer ernsthaften Gefahr für
die Astronauten…
Europa Report ist
clever, ohne mit dieser Cleverness groß hausieren zu gehen. Es sind die Details,
die den Film lebendig machen; die private Finanzierung der Mission ist in
Zeiten, in denen über die privatwirtschaftlich organisierte Reise zum Mars
ernsthaft spekuliert wird, ist nur eins dieser Details. Der Film kommt ohne
überzogene Charaktere aus und die Figuren verhalten sich wie Wissenschaftler auf
einer Mission, nicht wie Film-Wissenschaftler, die ständig hanebüchene Fehler
begehen. Und die Verbindung von Standard-SF-Settings und wissenschaftlicher
Plausibilität ist schlüssig (besonders hübsch sind die verschiedenen Zonen des
Raumschiffs, in der wahlweise Schwerkraft oder Schwerelosigkeit herrscht).
Der Film bedient sich des momentan über alle Maßen beliebten
Found-Footage-Stilmittels, die Mission auf Europa wird also ausschließlich durch
die Bord-, Helm- und Außenkameras für den Zuschauer erfahrbar. Durch die
stationäre Anbringung umgeht man so übermäßiges Verwackeln der Bilder. Die
nicht-lineare Erzählweise ist dann eine rein dramaturgische Entscheidung, um
die Spannung aufrecht zu erhalten. Verbunden werden die zur Erde
zurückgesandten Bilder mit talking heads
der Organisatoren der Mission, wie man es aus gängigen Dokuinterviews kennt.
Verbunden mit dem angestrebten Realismus in der Darstellung der Mission selbst
generiert Europa Report so ein
angenehmes Klima der Glaubwürdigkeit.
Der Duktus ist gesetzt. Es gibt wenige Actionsequenzen im eigentlichen
Sinne, aber durch die Montage hält der Film seine innere Spannung konsequent
aufrecht. Europa Report wirft Fragen
auf, manche beantwortet er, manche bewusst nicht. Die Gefahren, die der Crew
auf dem Mond entgegentreten, sind ebenfalls logisch konstruiert, ohne dass der
Film sich mit längeren Monologen darüber aufhält. Regisseur Sebastián Cordero
und Drehbuchautor Philip Gelatt vertrauen auf die detektivischen Fähigkeiten
des Zuschauers und vermeiden so eine genügsame Bevormundung. Europa Report bietet genug Material, um
über das Gezeigte hinaus zu denken und zu spekulieren.
Von außen betrachtet mit viel Standard-Genre-Ballast
behaftet (das Abzählreim-Schema, nach dem die Astronauten dezimiert werden sei
da ein Beispiel), schafft es Europa
Report dennoch, interessant genug zu sein, um die 90 Minuten Spielzeit
souverän und unterhaltsam zu füllen. Gut aufgelegte Darsteller und einige in
ihrem Minimalismus meisterhafte Bilder (die weit aufgerissenen Augen einer
Astronautin in Nahaufnahme entfalten im Kontext der Sequenz eine ungeahnte
Kraft) sorgen ebenfalls dafür, dass Europa
Report nicht nur für Genrefans einen Trip zur Videothek lohnt.
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