WELTRAUMSCHIFF MR-1
GIBT KEINE ANTWORT
(The Angry Red Planet)
USA 1959
Dt. Erstaufführung: 13.04.1963
Regie: Ib Melchior
Dt. Erstaufführung: 13.04.1963
Regie: Ib Melchior
Regisseur
Ib Melchior ist trotz seines überschaubaren Oeuvres Freunden des phantastischen
B-Films ein Begriff – eigentlich fast nur wegen Weltraumschiff MR-1 gibt keine Antwort, seinem Spielfilmdebüt.
Danach sollte er noch 2071: Mutan-Bestien
gegen Roboter inszenieren und das Drehbuch für Frankensteins Todesrennen schreiben ansonsten ist sein Beitrag zum
Genre gering. Seit 1970 hat er nicht mehr als Regisseur gearbeitet, seit 1975
nicht mehr als Autor. Spricht dies für die besondere Qualität von Weltraumschiff MR-1, dass er unter
Genrefans einiges an Bekanntheit genießt? Bedingt, ja. Großes Kino oder große
Science-Fiction ist der Film nicht, wohl aber eine spaßige Pulp-Angelegenheit
mit liebevollen Effekten und dem Charme vergangener Tage.
Der erste bemannte Marsflug kehrt
zur Erde zurück, doch die vierköpfige Crew reagiert nicht auf die
Kontaktversuche aus dem Kontrollzentrum. Per Fernsteuerung gelandet, finden
sich an Bord nur noch zwei Besatzungsmitglieder, eins davon, Dr. Iris Ryan
(Nora Hayden) ist schwer traumatisiert. Nach etwas Erholung ist sie bereit, den
Anwesenden von der Mission zu berichten, die voller Hoffnung begann, dann aber
in einer Katastrophe endete…
Im penetranten originalen Trailer
zum Film wird nicht versäumt, ständig auf das spektakuläre „Cinemagic“-Verfahren
hinzuweisen, dass für die auf dem Mars spielenden Szenen verwendet wurde. Im
Endeffekt beschränkt es sich darauf, den Film wie eine rot eingefärbte
Negativkopie aussehen zu lassen, was sich schlimmer anhört, als es im Endeffekt
ist. Auf dem Mars ist eben alles rot, auch wenn bei Melchior der Planet
natürlich nicht die Steinwüste ist, die irdische Rover heute vorfinden. Hier
gedeiht eine faszinierende (und gefräßige) Tier- und Pflanzenwelt und auch
vernunftbegabte Kreaturen sind nicht weit. Es gehört sicherlich zu den interessantesten
Einfällen des Drehbuchs, diese nicht als Aggressoren zu zeigen, die den
Besuchern nachstellen. Vielmehr beruft sich der Film auf eine Umkehrung der Interpretationen:
die Menschen sehen sich als Wissenschaftler, greifen mit neuartigen Waffen (und
Macheten) aber massiv in das Ökosystem ein und werden deshalb von den
Marsianern quasi des Planeten verwiesen. Von der Erde kann nichts Gutes kommen,
wird der Planet doch von einer geradezu primitiven Spezies mit gefährlichen
Möglichkeiten beherrscht. Weltraumschiff
MR-1 wirkt in seiner Grundaussage von Der
Tag, an dem die Erde stillstand inspiriert, nur ohne die generöse
Einladung, unter einer „sanften Diktatur“ sich der Friedfertigkeit zu verpflichten.
Melchiors Aliens wollen mit den Wilden, die da des Weges kommen, nichts zu tun
haben. Im Kontext der Zeit ist dies durchaus interessant, transportiert es doch
den Wunsch nach einer friedlichen Welt jenseits der atomaren Bedrohung –
andernfalls wird es nichts mit dem Erstkontakt.
Der Film lebt auch von den
Monstren, auf die die Crew trifft. So versucht eine riesige Pflanze Dr. Ryan zu
verschlingen, eine bizarre Mischung aus Ratte, Spinne und Krabbe greift an und
eine irgendwie niedlich aussehende Riesenamöbe hindert die Menschen daran, auch
in der Stadt der Marsianer Unheil anzurichten. Das alles ist mit Liebe gemacht
und die Kompositionen funktionieren ausgezeichnet, wohl auch, weil der
Rot-Filter einiges gnädigerweise überdeckt. Das Innere des Raumschiffs ist als
funktionaler, klobiger Technikraum ein Kind seiner Zeit, selbstredend mit ewig
währender Sauerstoffversorgung und mysteriös vorhandener Schwerkraft.
Die Charaktere sind aus heutiger Sicht der größte Comedyfaktor des Films. Gerald Mohr gibt den gepflegt-sexistischen Colonel, der Dr. Ryan beständig „Irish“ anstatt „Iris“ nennt, Veteran Les Tremayne ist der stereotype steife Professor und Jack Kruschen ist als Cheftechniker eine Mischung aus allen sieben Zwergen von Disney. Immerhin versucht man, Nora Hayden mehr zu tun zu geben als nur die Frauenquote zu erfüllen. In den entscheidenden Momenten ist sie zwar wieder die „Jungfrau in Nöten“, aber immerhin gibt sie den plumpen Annäherungsversuchen des Colonels nicht allzu bereitwillig nach und hofft bei Problemlösungen auch nicht auf Geistesblitze der Männer.
Die Charaktere sind aus heutiger Sicht der größte Comedyfaktor des Films. Gerald Mohr gibt den gepflegt-sexistischen Colonel, der Dr. Ryan beständig „Irish“ anstatt „Iris“ nennt, Veteran Les Tremayne ist der stereotype steife Professor und Jack Kruschen ist als Cheftechniker eine Mischung aus allen sieben Zwergen von Disney. Immerhin versucht man, Nora Hayden mehr zu tun zu geben als nur die Frauenquote zu erfüllen. In den entscheidenden Momenten ist sie zwar wieder die „Jungfrau in Nöten“, aber immerhin gibt sie den plumpen Annäherungsversuchen des Colonels nicht allzu bereitwillig nach und hofft bei Problemlösungen auch nicht auf Geistesblitze der Männer.
Weltraumschiff MR-1 gibt keine Antwort ist entwaffnend-ehrlicher
Trash, eine Art verfilmter Roman aus der bekannten Terra-Reihe der 1950er Jahre mit hübschen Effekten und ansprechender
Dramaturgie, die zwar mit ein paar Längen zu kämpfen hat, den Zuschauer aber
immer wieder zurück ins Geschehen zu holen vermag. Und dank des Drehbuchs von
Melchior und Sidney W. Pink verkommt der Film auch nicht zum völlig gehaltlosen
Abenteuerfilmchen. Man kann verstehen, warum Genrefans Ib Melchior nicht
vergessen haben.
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