C.H.U.D. – PANIK IN
MANHATTAN
(C.H.U.D.)
USA 1984
Dt. Erstaufführung: März 1985 (Video-Premiere)
Regie: Douglas Cheek
Dt. Erstaufführung: März 1985 (Video-Premiere)
Regie: Douglas Cheek
Mit Kultfilmen ist es ja so eine
Sache. Während bei manchen die Elemente, die sie zu solchen machten,
unübersehbar sind (Napoleon Dynamite),
steht man bei anderen vor einem Rätsel. C.H.U.D.
ist solch ein Beispiel. In den USA hat der Film trotz größtenteils negativer
Kritik bei seiner Veröffentlichung 1984 über die Jahre eine solide Fanbasis
aufgebaut und taucht immer wieder als Pointe in der Popkultur auf. Sogar die
renommierte Criterion Collection ließ
sich 2011 zu einem Aprilscherz hinreißen und behauptete eine bevorstehende
Neuveröffentlichung des Films auf DVD und Blu-Ray. Es besteht kein Zweifel
daran, dass C.H.U.D. ein durchaus
augenzwinkernder B-Horrorfilm ist, aber er ist so fahrig inszeniert und so
vorhersehbar, dass der Spaß auf der Strecke bleibt.
In Manhattan verschwinden immer mehr Menschen spurlos von
den Straßen, wenn sie wiederaufgefunden werden, sind sie schrecklich zugerichtet.
Unter den Vermissten ist auch die Frau des Polizisten Bosch (Christopher Curry),
der auf eigene Faust ermittelt, nachdem der Bürgermeister von New York eine
Untersuchung der Fälle untersagt hat. Bei seiner Recherche tut er sich mit dem
exzentrischen Suppenkoch A.J. (Daniel Stern) zusammen, der ihm von Gerüchten
berichtet, nachdem unheimliche Kreaturen aus der Kanalisation die
Obdachlosenbevölkerung der Stadt dezimieren. Zur gleichen Zeit befindet sich
auch der Fotograf George Cooper (John Heard), der vor kurzem eine Reportage
über die sogenannten „mole people“, die unterirdisch lebenden Obdachlosen, auf
die Beine gestellt hat, auf der Spur, die in das weitverzweigte Kanalsystem
unter der Metropole führt. Bald finden sie alle mehr, als ihnen lieb ist, erweisen
sich die Gerüchte doch als wahr: durch radioaktiven Giftmüll, der in der
Kanalisation gelagert wurde, sind blutrünstige Monster entstanden, die sogenannten
C.H.U.D.s (Cannibalistic Humanoid Underground Dweller), die sich anschicken,
nun auch oberirdisch Jagd auf Menschen zu machen.
Das interessanteste an C.H.U.D.
ist die Handhabung seines Schauplatzes. New York gleicht einem Moloch, einer
alles verzehrenden Stadthölle, die durch die in ihr begangenen
Unrechtmäßigkeiten quasi zwangsläufig Monstren gebiert. In der Logik der Zeit
(in den 1980er-Jahren war New York noch nicht ganz die Glitzermetropole
heutiger Interpretation) ist das Grauen, dass aus dem verdrängten Untergrund
steigt, ein geradezu unvermeidbarer Automatismus. Eine solche Umgebung kann gar
nicht anders, als sich irgendwann gegen ihre Bewohner zu richten.
Soweit zum durchaus diskussionswürdigen Subtext. Man mag C.H.U.D. eine gewisse historische Bewandtnis zugestehen, was vielleicht seinen Status als Kultfilm mit erklären kann, losgelöst davon, als reines Filmerlebnis, ist er weit weniger erfolgreich.
Soweit zum durchaus diskussionswürdigen Subtext. Man mag C.H.U.D. eine gewisse historische Bewandtnis zugestehen, was vielleicht seinen Status als Kultfilm mit erklären kann, losgelöst davon, als reines Filmerlebnis, ist er weit weniger erfolgreich.
Das größte Vergehen ist sicherlich, dass der Film
streckenweise recht langweilig ist, er unterhält eigentlich nur, wenn die
titelgebenden Monster einen Auftritt haben oder wenn Daniel Stern eine Szene
bestreitet. George ist ein unsympathischer Charakter und seine Freundin Lauren
(Kim Greist) darf erst spät im Film aufdrehen und für solch einen Film
überraschend besonnen einen der Mutanten zur Strecke bringen. Bosch bleibt
trotz seiner tragischen Hintergrundgeschichte blass, einzig Stern gelingt es,
eine schillernde, freilich etwas stereotype, Figur zu erschaffen, die als
größter Kontrastpunkt zu der korrupten Politik dasteht, die die Entstehung der
Monster überhaupt erst möglich machte. Die Grabenkämpfe zwischen progressiv und
konservativ machen auch vor einem Film wie diesem nicht halt, A.J. wird gar als
„Hippie“ beschimpft.
Die Attacken der Ungeheuer laufen nach Schema F ab, aber wer
erwartet von einem 1984er-B-Horrorfilm auch schon große Innovationen? Vom „opening
kill“ über den „mid-movie-kill“ bis zum Finale, in dem man beachtlich wenig von
den C.H.U.D.s sieht, ist alles dabei, so wie die im deutschen Untertitel
angekündigte „Panik in Manhattan“ auch eher behauptet wird. Ein paar Monster
überfallen ein Diner, ohne dass diese Szene ausgeführt zu sehen ist
(Budgetprobleme?) und Laurens Kampf mit einer der Kreaturen soll wohl
exemplarisch für die ganze Stadt sein. Die C.H.U.D.s sind derweil in ihrem
Design ziemlich einfallslos und erinnern mit ihren leuchtenden Augen, die nach
dem Tod wie durchgebrannte Scheinwerfer erlöschen, ein wenig an die Morlocks in
der 1960er-Filmversion von H.G. Wells Die
Zeitmaschine.
Es ist zu konstatieren, dass C.H.U.D. – Panik in Manhattan ein äußerst genügsamer Horrorfilm
ohne wirkliche Spannung ist, der nach den gängigen Schemata seine im Grunde
interessante Geschichte herunterspult und unter seinem überschaubaren Budget
leidet. Sequenzen werden begonnen, enden dann aber oft im Nichts, die Regie
wirkt unkonzentriert. Manchmal horcht man dennoch auf, wenn beispielsweise John
Goodman in einer seiner frühsten Kinorollen als Streifenpolizist auftaucht oder
ein bisschen Gas einen Wagen sofort zum Explodieren bringt. Ansonsten ist C.H.U.D. nicht weiter bemerkenswert. Ob
der Pulp-Charakter allein reicht, um den Kult zu rechtfertigen, sei
dahingestellt.
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