Donnerstag, 15. Mai 2014

C.H.U.D. - Panik in Manhattan (1984)




C.H.U.D. – PANIK IN MANHATTAN
(C.H.U.D.)
USA 1984
Dt. Erstaufführung: März 1985 (Video-Premiere)
Regie: Douglas Cheek

Mit Kultfilmen ist es ja so eine Sache. Während bei manchen die Elemente, die sie zu solchen machten, unübersehbar sind (Napoleon Dynamite), steht man bei anderen vor einem Rätsel. C.H.U.D. ist solch ein Beispiel. In den USA hat der Film trotz größtenteils negativer Kritik bei seiner Veröffentlichung 1984 über die Jahre eine solide Fanbasis aufgebaut und taucht immer wieder als Pointe in der Popkultur auf. Sogar die renommierte Criterion Collection ließ sich 2011 zu einem Aprilscherz hinreißen und behauptete eine bevorstehende Neuveröffentlichung des Films auf DVD und Blu-Ray. Es besteht kein Zweifel daran, dass C.H.U.D. ein durchaus augenzwinkernder B-Horrorfilm ist, aber er ist so fahrig inszeniert und so vorhersehbar, dass der Spaß auf der Strecke bleibt.

In Manhattan verschwinden immer mehr Menschen spurlos von den Straßen, wenn sie wiederaufgefunden werden, sind sie schrecklich zugerichtet. Unter den Vermissten ist auch die Frau des Polizisten Bosch (Christopher Curry), der auf eigene Faust ermittelt, nachdem der Bürgermeister von New York eine Untersuchung der Fälle untersagt hat. Bei seiner Recherche tut er sich mit dem exzentrischen Suppenkoch A.J. (Daniel Stern) zusammen, der ihm von Gerüchten berichtet, nachdem unheimliche Kreaturen aus der Kanalisation die Obdachlosenbevölkerung der Stadt dezimieren. Zur gleichen Zeit befindet sich auch der Fotograf George Cooper (John Heard), der vor kurzem eine Reportage über die sogenannten „mole people“, die unterirdisch lebenden Obdachlosen, auf die Beine gestellt hat, auf der Spur, die in das weitverzweigte Kanalsystem unter der Metropole führt. Bald finden sie alle mehr, als ihnen lieb ist, erweisen sich die Gerüchte doch als wahr: durch radioaktiven Giftmüll, der in der Kanalisation gelagert wurde, sind blutrünstige Monster entstanden, die sogenannten C.H.U.D.s (Cannibalistic Humanoid Underground Dweller), die sich anschicken, nun auch oberirdisch Jagd auf Menschen zu machen.

Das interessanteste an C.H.U.D. ist die Handhabung seines Schauplatzes. New York gleicht einem Moloch, einer alles verzehrenden Stadthölle, die durch die in ihr begangenen Unrechtmäßigkeiten quasi zwangsläufig Monstren gebiert. In der Logik der Zeit (in den 1980er-Jahren war New York noch nicht ganz die Glitzermetropole heutiger Interpretation) ist das Grauen, dass aus dem verdrängten Untergrund steigt, ein geradezu unvermeidbarer Automatismus. Eine solche Umgebung kann gar nicht anders, als sich irgendwann gegen ihre Bewohner zu richten.
Soweit zum durchaus diskussionswürdigen Subtext. Man mag C.H.U.D. eine gewisse historische Bewandtnis zugestehen, was vielleicht seinen Status als Kultfilm mit erklären kann, losgelöst davon, als reines Filmerlebnis, ist er weit weniger erfolgreich.

Das größte Vergehen ist sicherlich, dass der Film streckenweise recht langweilig ist, er unterhält eigentlich nur, wenn die titelgebenden Monster einen Auftritt haben oder wenn Daniel Stern eine Szene bestreitet. George ist ein unsympathischer Charakter und seine Freundin Lauren (Kim Greist) darf erst spät im Film aufdrehen und für solch einen Film überraschend besonnen einen der Mutanten zur Strecke bringen. Bosch bleibt trotz seiner tragischen Hintergrundgeschichte blass, einzig Stern gelingt es, eine schillernde, freilich etwas stereotype, Figur zu erschaffen, die als größter Kontrastpunkt zu der korrupten Politik dasteht, die die Entstehung der Monster überhaupt erst möglich machte. Die Grabenkämpfe zwischen progressiv und konservativ machen auch vor einem Film wie diesem nicht halt, A.J. wird gar als „Hippie“ beschimpft.

Die Attacken der Ungeheuer laufen nach Schema F ab, aber wer erwartet von einem 1984er-B-Horrorfilm auch schon große Innovationen? Vom „opening kill“ über den „mid-movie-kill“ bis zum Finale, in dem man beachtlich wenig von den C.H.U.D.s sieht, ist alles dabei, so wie die im deutschen Untertitel angekündigte „Panik in Manhattan“ auch eher behauptet wird. Ein paar Monster überfallen ein Diner, ohne dass diese Szene ausgeführt zu sehen ist (Budgetprobleme?) und Laurens Kampf mit einer der Kreaturen soll wohl exemplarisch für die ganze Stadt sein. Die C.H.U.D.s sind derweil in ihrem Design ziemlich einfallslos und erinnern mit ihren leuchtenden Augen, die nach dem Tod wie durchgebrannte Scheinwerfer erlöschen, ein wenig an die Morlocks in der 1960er-Filmversion von H.G. Wells Die Zeitmaschine.

Es ist zu konstatieren, dass C.H.U.D. – Panik in Manhattan ein äußerst genügsamer Horrorfilm ohne wirkliche Spannung ist, der nach den gängigen Schemata seine im Grunde interessante Geschichte herunterspult und unter seinem überschaubaren Budget leidet. Sequenzen werden begonnen, enden dann aber oft im Nichts, die Regie wirkt unkonzentriert. Manchmal horcht man dennoch auf, wenn beispielsweise John Goodman in einer seiner frühsten Kinorollen als Streifenpolizist auftaucht oder ein bisschen Gas einen Wagen sofort zum Explodieren bringt. Ansonsten ist C.H.U.D. nicht weiter bemerkenswert. Ob der Pulp-Charakter allein reicht, um den Kult zu rechtfertigen, sei dahingestellt.



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