LETHAL WEAPON 2 – BRENNPUNKT
L.A.
(Lethal Weapon 2)
USA 1989
Dt. Erstaufführung: 28.09.1989
Regie: Richard Donner
USA 1989
Dt. Erstaufführung: 28.09.1989
Regie: Richard Donner
Es ist eine Binsenweisheit, dass die
Fortsetzung eines Werkes, besonders eines Films, in der Regel nicht so gut ist
wie das Original. Dies mag bei Speed
zutreffen, bei den Tremors-Filmen
oder auch in punkto der Stirb langsam-Reihe,
aber die Gegenbeispiele sind Legion. Das
Imperium schlägt zurück ist besser als Krieg
der Sterne, Mad Max 2 – Der Vollstrecker
macht mehr Spaß als Mad Max und auch Lethal Weapon 2 stellt seinen Vorgänger in
den Schatten. War der erste Teil ein in vielen Punkten noch unausgegorenes
Werk, das unter einer gewissen emotionalen und inszenatorischen Inkohärenz litt,
ist Teil 2 das, was der geneigte Zuschauer von einem gelungenen Actionfilm
erwartet. Das Drehbuch von Jeffrey Boam schafft es, besser mit den von Shane
Black erdachten Figuren und Situationen umzugehen, als es Black selbst zustande
brachte. Allein das ist schon eine bemerkenswerte Überraschung.
Das ungleiche Paar Roger Murtaugh (Danny Glover) und Martin
Riggs (Mel Gibson) haben sich inzwischen zusammengerauft, sind Freunde und
verlässliche Partner im Einsatz auf den Straßen Los Angeles‘ geworden. Als sie
den Zeugen Leo Getz (Joe Pesci) beschützen sollen, erfahren sie, dass er nicht
nur Drogengeld in Millionenhöhe gewaschen hat und nun aussteigen will, sondern
auch, dass die Drogen von dem südafrikanischen Diplomaten Arjen Rudd (Joss
Ackland) unters Volk gebracht werden. Dank der diplomatischen Immunität sind
sie quasi unantastbar. Doch Riggs und Murtaugh sind fest entschlossen, ihm und
seinem wichtigsten Gehilfen, Pieter Vorstedt (Derrick O’Connor), das Handwerk
zu legen. Allerdings bringt sie ihr hitzköpfiges Vorgehen zusehends in Teufels
Küche…
Die Handlung ist gewohnt dünn und schon wieder geht es um
Drogenschmuggel, diesmal nur von Diplomaten anstelle von Vietnamveteranen
begangen. So weit, so bekannt. Dennoch wirkt Lethal Weapon 2 frischer und aktiver als sein Vorgänger,
demonstriert er doch ein ungeahntes Maß an Spielfreude und der Vorführung von
genüsslich zelebrierten, überlebensgroßen Momenten. Wenn Riggs mit seinem Auto
ein ganzes auf einer waghalsigen Konstruktion stehendes Haus zum Einsturz
bringt, dann ist das im gleichen Maße grandios wie bekloppt. Lethal Weapon 2 hat ein untrügliches
Gespür für das Genre und arbeitet gekonnt mit den Versatzstücken.
Dazu gehört selbstredend auch eine vereinfachte Zeichnung
der Welt. Lethal Weapon 2 ist aus heutiger
Sicht ein Fenster in die Vergangenheit, in der das Apartheidsregime in
Südafrika noch Bestand hatte und die Welt insgesamt etwas übersichtlicher
gestaltet war. Hier die Guten, dort die Bösen. So ist es klar, dass unsere
Sympathien nicht gerade auf Seiten der korrupten Politiker liegen und Boam
macht aus ihnen dementsprechend herrliche Stereotype, die man zu hassen liebt.
Schließlich verstecken sie sich nicht nur selbstherrlich hinter ihrer
Immunität, sondern machen auch aus ihrer Abscheu gegenüber der ethnischen Mischung
im Gespann Murtaugh/Riggs keinen Hehl. Daraus generiert sich nicht nur eine
spannende Sequenz, in der Roger und seine Frau in ihrem Schlafzimmer überfallen
werden, sondern auch eine dramaturgische Legitimation, das Haus der Familie
Murtaugh erneut zu demolieren. Das Auto, das im ersten Teil ins Wohnzimmer
krachte war reichlich überflüssig, die berühmte Bombe unter der Toilette ist
eine direkte Konsequenz aus den Handlungen der Figuren – und eine der besten
Sequenzen in der gesamten Reihe.
Lethal Weapon 2 hat ein politisches Bewusstsein, auch wenn es den Spielregeln des Genres nie im Wege steht.
Lethal Weapon 2 hat ein politisches Bewusstsein, auch wenn es den Spielregeln des Genres nie im Wege steht.
Die Darsteller haben auch hier einen großen Anteil daran,
dass der Film funktioniert. Gibson und Glover sind exzellent aufgelegt und
werfen sich ständig Bälle zu und Gibsons Riggs macht eine angenehme Verwandlung
durch. Dies ist nicht mehr der unberechenbare, manchmal enervierende Charakter
aus dem ersten Teil, sondern eine Figur, auf die man sich dank des familiären
Rückhalts, den ihm die Murtaughs geben, verlassen kann. Neuzugang Joe Pesci
hält die Balance zwischen nervig und sympathisch, einzig an einer interessanten
Frauenfigur mangelt es. Patsy Kensit als Rika Van Den Haas gibt das plakative
Gegenstück zu den übrigen Südafrikanern – „weibliches“ Einfühlungsvermögen vs. „männliche“
Skrupellosigkeit. In dieser Eigenschaft ist sie kaum mehr als ein plot device, um Riggs emotional wieder
zu öffnen und eine extrem holprige Brücke zum Tod seiner Frau zu schlagen. Boam
sucht hier erzählerische Verbindungen, die reichlich konstruiert wirken und dem
Showdown zusätzliches Gewicht geben sollen.
Am Ende des Tages ist Lethal
Weapon 2 ein hervorragender Actionfilm, spannend, unterhaltsam und
temporeich, in einer gelungenen Balance zwischen Ernst und Augenzwinkern. Der
schlingernde Kurs des Originals ist vergessen, die Darsteller sind vollkommen
in ihren Figuren angekommen und Boam und Regisseur Richard Donner wissen genau,
welche Knöpfe sie drücken müssen, um beim Publikum eine Reaktion zu generieren.
Für großartigen Scheiß wie Lethal Weapon
2 ist man nie zu alt.
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