Montag, 12. Mai 2014

Lethal Weapon 2 - Brennpunkt L.A. (1989)




LETHAL WEAPON 2 – BRENNPUNKT L.A.
(Lethal Weapon 2)
USA 1989
Dt. Erstaufführung: 28.09.1989
Regie: Richard Donner

Es ist eine Binsenweisheit, dass die Fortsetzung eines Werkes, besonders eines Films, in der Regel nicht so gut ist wie das Original. Dies mag bei Speed zutreffen, bei den Tremors-Filmen oder auch in punkto der Stirb langsam-Reihe, aber die Gegenbeispiele sind Legion. Das Imperium schlägt zurück ist besser als Krieg der Sterne, Mad Max 2 – Der Vollstrecker macht mehr Spaß als Mad Max und auch Lethal Weapon 2 stellt seinen Vorgänger in den Schatten. War der erste Teil ein in vielen Punkten noch unausgegorenes Werk, das unter einer gewissen emotionalen und inszenatorischen Inkohärenz litt, ist Teil 2 das, was der geneigte Zuschauer von einem gelungenen Actionfilm erwartet. Das Drehbuch von Jeffrey Boam schafft es, besser mit den von Shane Black erdachten Figuren und Situationen umzugehen, als es Black selbst zustande brachte. Allein das ist schon eine bemerkenswerte Überraschung.

Das ungleiche Paar Roger Murtaugh (Danny Glover) und Martin Riggs (Mel Gibson) haben sich inzwischen zusammengerauft, sind Freunde und verlässliche Partner im Einsatz auf den Straßen Los Angeles‘ geworden. Als sie den Zeugen Leo Getz (Joe Pesci) beschützen sollen, erfahren sie, dass er nicht nur Drogengeld in Millionenhöhe gewaschen hat und nun aussteigen will, sondern auch, dass die Drogen von dem südafrikanischen Diplomaten Arjen Rudd (Joss Ackland) unters Volk gebracht werden. Dank der diplomatischen Immunität sind sie quasi unantastbar. Doch Riggs und Murtaugh sind fest entschlossen, ihm und seinem wichtigsten Gehilfen, Pieter Vorstedt (Derrick O’Connor), das Handwerk zu legen. Allerdings bringt sie ihr hitzköpfiges Vorgehen zusehends in Teufels Küche…

Die Handlung ist gewohnt dünn und schon wieder geht es um Drogenschmuggel, diesmal nur von Diplomaten anstelle von Vietnamveteranen begangen. So weit, so bekannt. Dennoch wirkt Lethal Weapon 2 frischer und aktiver als sein Vorgänger, demonstriert er doch ein ungeahntes Maß an Spielfreude und der Vorführung von genüsslich zelebrierten, überlebensgroßen Momenten. Wenn Riggs mit seinem Auto ein ganzes auf einer waghalsigen Konstruktion stehendes Haus zum Einsturz bringt, dann ist das im gleichen Maße grandios wie bekloppt. Lethal Weapon 2 hat ein untrügliches Gespür für das Genre und arbeitet gekonnt mit den Versatzstücken.

Dazu gehört selbstredend auch eine vereinfachte Zeichnung der Welt. Lethal Weapon 2 ist aus heutiger Sicht ein Fenster in die Vergangenheit, in der das Apartheidsregime in Südafrika noch Bestand hatte und die Welt insgesamt etwas übersichtlicher gestaltet war. Hier die Guten, dort die Bösen. So ist es klar, dass unsere Sympathien nicht gerade auf Seiten der korrupten Politiker liegen und Boam macht aus ihnen dementsprechend herrliche Stereotype, die man zu hassen liebt. Schließlich verstecken sie sich nicht nur selbstherrlich hinter ihrer Immunität, sondern machen auch aus ihrer Abscheu gegenüber der ethnischen Mischung im Gespann Murtaugh/Riggs keinen Hehl. Daraus generiert sich nicht nur eine spannende Sequenz, in der Roger und seine Frau in ihrem Schlafzimmer überfallen werden, sondern auch eine dramaturgische Legitimation, das Haus der Familie Murtaugh erneut zu demolieren. Das Auto, das im ersten Teil ins Wohnzimmer krachte war reichlich überflüssig, die berühmte Bombe unter der Toilette ist eine direkte Konsequenz aus den Handlungen der Figuren – und eine der besten Sequenzen in der gesamten Reihe.
Lethal Weapon 2 hat ein politisches Bewusstsein, auch wenn es den Spielregeln des Genres nie im Wege steht.

Die Darsteller haben auch hier einen großen Anteil daran, dass der Film funktioniert. Gibson und Glover sind exzellent aufgelegt und werfen sich ständig Bälle zu und Gibsons Riggs macht eine angenehme Verwandlung durch. Dies ist nicht mehr der unberechenbare, manchmal enervierende Charakter aus dem ersten Teil, sondern eine Figur, auf die man sich dank des familiären Rückhalts, den ihm die Murtaughs geben, verlassen kann. Neuzugang Joe Pesci hält die Balance zwischen nervig und sympathisch, einzig an einer interessanten Frauenfigur mangelt es. Patsy Kensit als Rika Van Den Haas gibt das plakative Gegenstück zu den übrigen Südafrikanern – „weibliches“ Einfühlungsvermögen vs. „männliche“ Skrupellosigkeit. In dieser Eigenschaft ist sie kaum mehr als ein plot device, um Riggs emotional wieder zu öffnen und eine extrem holprige Brücke zum Tod seiner Frau zu schlagen. Boam sucht hier erzählerische Verbindungen, die reichlich konstruiert wirken und dem Showdown zusätzliches Gewicht geben sollen.

Am Ende des Tages ist Lethal Weapon 2 ein hervorragender Actionfilm, spannend, unterhaltsam und temporeich, in einer gelungenen Balance zwischen Ernst und Augenzwinkern. Der schlingernde Kurs des Originals ist vergessen, die Darsteller sind vollkommen in ihren Figuren angekommen und Boam und Regisseur Richard Donner wissen genau, welche Knöpfe sie drücken müssen, um beim Publikum eine Reaktion zu generieren. Für großartigen Scheiß wie Lethal Weapon 2 ist man nie zu alt.



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